Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

DOI chapter:
I. Das Geschäftsjahr 2009
DOI chapter:
Antrittsreden
DOI article:
Platt, Ulrich: Antrittsrede vom 12. Dezember 2009
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0163
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Ulrich Platt | 179

Anraten der Fachleute zunächst mit nasschemischen Methoden vor, fand aber bald,
dass dies höchst mühsam ist. so kam ich auf Anregung von Dieter Ferner in Jülich
auf die spektroskopische Messung von Spurengasen. Allerdings sind spektroskopische
Labormethoden nicht ohne weiteres für die Atmosphäre geeignet — zumindest nicht
für schwache Absorber, so kamen wir zur Entwicklung der optischen Langpfad-
Spektroskopie. Die dann bald unter dem Namen Differentielle Optische Absorpti-
ons-Spektroskopie, DOAS, weltweit bekannt werden sollte. Im Jahre 1977 promo-
vierte ich zum Dr. rer. nat. an der Universität Heidelberg, über das Thema „Mikro-
meteorologische Bestimmung der SO2-Abscheidung am Boden“. Nach der
Promotion wechselte ich endgültig nach Jülich wo ich mich der Untersuchungen
weiterer atmosphärischer Spurengasen, (OH-Radikale, Formaldehyd), mit der neuen
DOAS — Methode widmete.
Die Jahre 1979 bis 1981 verbrachte ich überwiegend als Gastwissenschaftler am
„Statewide Air Pollution Research Center (SAPRC)” an der University of Califor-
nia/Riverside. Riverside, etwa 100 km östlich von Los Angeles gelegen, war damals
einer der globalen Brennpunkte des „Los Angeles“ Smogs (photochemischer Smog),
dessen Untersuchung mir der damalige Direktor des SAPRC, J.N. Pitts nahe legte.
Dort fand ich in der Tat neue Anwendung des DOAS Prinzips, und fand u.a. erst-
mals Nitrat-Radikale und Salpetrige Säure in der Troposphäre. Beide Verbindungen
gaben erste Hinweise auf wichtige, nicht-photochemische Prozesse in Smogsituatio-
nen.
Wieder zurück in Jülich habilitierte ich mich 1984 in Geophysik an der Uni-
versität Köln (Institut für Meteorologie und Geophysik) über das Thema: „Neue
Erkenntnisse zur Chemie der Stickoxide in der Atmosphäre“. Dieses Arbeitsgebiet
bildete in den folgenden Jahren den Schwerpunkt meiner Forschungen, in der Tat
arbeitet meine Arbeitsgruppe bis heute auch an diesem Thema. Nach meiner Beru-
fung 1989 an die Universität Heidelberg auf einen Lehrstuhl für Experimentalphy-
sik und als Direktor am Institut für Umweltphysik stand zunächst die Erforschung
des 1985 entdeckten Ozonloches im Vordergrund. Angeregt durch die stratosphäri-
schen Untersuchungen kam um die Jahrtausendwende die damals völlig unbekann-
ten Halogenchemie der Troposphäre als Forschungsgebiet dazu und ab den 1990iger
Jahren die Satellitenfernerkundung der Atmosphärenzusammensetzung. Nachdem
das DOAS Verfahren sich als so erfolgreich erwiesen hatte konnte die European
Space Agency (ESA) überzeugt werden, dass die Technik sich hervorragend für die
Erkundung der unteren Atmosphäre eignen müsste. Dem ersten, höchst erfolgrei-
chen, Instrument (GOME auf ERS-2 in 1995) folgten bis heute ein halbes Dutzend
ähnlicher Instrumente, die z.B. Weltkarten der Luftverschmutzung, der Methanver-
teilung sowie viele andere Daten über atmosphärische Spurenstoffe liefern und
damit eine Revolution in der Modellierung der Atmosphärenchemie eingeleitet
haben. Last not least möchte ich mich sehr herzlich bei meiner Familie bedanken,
die mich so häufig vermissen musste und dennoch immer unterstützte und unter-
stützt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften