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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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I. Das Geschäftsjahr 2009
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Dihle, Albrecht: Carsten Colpe (19.7.1929 - 24.11.2009)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0179
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Carsten Colpe

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Das gelehrte Werk Colpes als Autor, Rezensent und Herausgeber sucht an
Umfang, Vielseitigkeit, Originalität und Präzision im Detail seinesgleichen. Stau-
nenswert waren die souveräne Kenntnis zahlreicher, z. T. sehr verschiedener Sachge-
biete, die Beherrschung vieler Sprachen und die Stringenz in Argumentation und
Begriffsbildung. Der letztgenannte Vorzug zeigt sich nicht nur in den vielen mei-
sterhaft formulierten Beträgen zu Lexika und anderen Sammelwerken, etwa dem
Theologischen Wörterbuch zum Neuen Testament, dem Wörterbuch der Mytholo-
gie, der Encyclopedia of Religion u.v.a., sondern auch in Publikationen zu den
Grundfragen seines Faches (Theologie, Ideologie, Religionswissenschaft 1980; Über
das Heilige 1990). In seiner Lehrtätigkeit verfolgte er Erscheinungen des religiösen
Lebens bis in die jüngste Zeit.
Wenn auch iranistische Arbeiten in größerer Zahl sein Wirken über die Jahre
begleiteten, erwies er sich schon früh vor allem als führender Kenner des Synkretis-
mus vom Hellenismus bis zur Spätantike und seiner orientalischen wie griechisch-
römischen Voraussetzungen. Im Jahrbuch für Antike und Christentum 1974—83 ver-
öffentliche er zehn Aufsätze, die unter dem Titel „Heidnische, jüdische und christli-
che Überlieferung in den Texten von Nag Hammadi.“ eine systematische Analyse
dieser gnostischen Schriften erhalten. Für das Reallexikon schrieb er 14 Artikel, die
z. T. einen Umfang von bis zu 220 Seiten aufweisen. (Gnostizismus, Heilige Schrif-
tenjenseits u. a.). Mit Jens Holzhausen veröffentlichte er in zwei Bänden 1997 eine
vollständige, mit vielen Anmerkungen versehene Übersetzung des Corpus Herme-
ticum. Den ganzen Reichtum seiner Forschungen auf diesem Gebiet dokumentie-
ren die 1200 Seiten zweier, 2003 und 2008 veröffentlichter Bände. Sie enthalten teils
neue, teils wieder abgedruckte und überarbeitete Aufsätze, und ihre Titel „Iraner-
Aramäer-Hebräer-Hellenen“ und „Griechen-Byzantiner-Semiten-Muslime“ deu-
ten auf den Teil seines wissenschaftlichen Werkes, der im Zentrum seines Interesses
stand und der wohl auch die Einmaligkeit seiner Leistung am deutlichsten bezeugt.
Die vollständige Sammlung seiner Kleinen Schriften, von der Bibliothek der Freien
Universität vorbereitet, ist auf sechs Bände angelegt.
Die zunehmende Bedeutung des Islam im öffentlichen Leben unseres Landes
veranlasste ihn zur Abfassung mehrerer Monographien, die dem Verständnis dieser
Religion aus ihrer Geschichte dienten (Das Siegel der Propheten 1990; Der Heilige
Krieg 1994; Weltdeutungen im Widerstreit 1999).
Der letztgenannte Teil seines Werkes steht mit Colpes politischem Engagement
in Zusammenhang. Er ließ ihn nicht nur an der Hochschulpolitik teilnehmen, son-
dern motivierte z. B. auch seine mehrfachen öffentlichen Stellungnahmen zu den
Vorgängen im Iran der letzten Jahrzehnte. Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass
Colpe in den letzten mehr als 20 Jahren seines Lebens an einer unheilbaren, sich ste-
tig verschlimmernden Krankheit litt. Sie schränkte zunehmend seine körperliche
Beweglichkeit ein, später behinderte sie sogar das artikulierte Sprechen. Mit bewun-
dernswerter Energie hat er seine Arbeit unbeirrt bis in die letzten Wochen fortge-
setzt.
Der Verfasser dieser Zeilen hat fast 40 Jahre mit Carsten Colpe am Reallexi-
kon für Antike und Christentum zusammengearbeitet, stand mit ihm in vielfachen
 
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