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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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II. Die Forschungsvorhaben
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Tätigkeitsberichte
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18. Felsbilder und Inschriften am Karakorum Highway
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0243
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Felsbilder und Inschriften am Karakorum Highway | 259

II. Felsbildstationen im Gilgit-Distrikt
5. Am östlichen Ufer des Gilgit-Flusses waren während der ‘Deutschen Hindukusch-
Expedition 1955/56’ von Peter Snoy zwischen den Dörfern Sinakar und Bulchi zwei
Felsbildgruppen der nachbuddhistischen Zeit notiert worden, auf die bereits Ghulam
Mohammad 1905 hingewiesen hatte. Bei der Erkundung wurden die Orte nicht
gefunden, jedoch die kleine Gravurengruppe von Shamogarh Das auf der flachen
Schotterterrasse am Gilgit. Auf vier Steinen sind 29 Bilder eingraviert, die ver-
gleichbar wie in Bagrot Steinböcke, Jäger, Reiter, eine Schlange und als Besonder-
heit einen Dreizack zeigen. Hervorzuheben ist eine Szene, die zwei Reiter zeigt, von
denen einer triumphierend auf seinem Pferd steht, während der andere eine Streit-
axt und einen Rundschild hält. Zwischen ihnen schwebt eine weitere dekorierte
Scheibe. Die Komposition bezeugt wie an anderen Stationen die seit dem 9. Jahr-
hundert nachweisbare antibuddhistische Bewegung.
6. Die große Felsbildstation von Alam Bridge an der Einmündung des Gilgit in
den Indus war ebenfalls von P. Snoy entdeckt und in ihrem Kernbereich im Jahre
1976 von G. Fussman aufgenommen worden. Der Felsbildansammlung kommt auf-
grund der hier gefundenen Beispiele des Eurasischen Tierstils und achämenidischen
Einflusses, vor allem aber wegen der Inschriften, von denen 42 in KharosthI, 105 in
Brähmi, vier in Sogdisch, zwei in Chinesisch und eine in Tibetisch abgefasst sind,
eine besondere Bedeutung für die Geschichte der Hochgebirgsregion zu. Der von
Jettmar als Raststation oder Brückenheiligtum bezeichnete Flußübergang, an dem
die von Baltistan nach Gilgit oder in das Hunza-Tal führenden Verkehrsrouten mit
den von Astor oder Chilas kommenden Wegen Zusammentreffen, war 2009 zum
größten Teil dokumentiert worden. Zu den bereits auf 75 Steinen dokumentierten
429 Petroglyphen sind in dieser Kampagne noch 122 Felsbilder hinzugekommen, die
auf der Felsbarriere und Gerollen oberhalb der Polizeistation am Brückenkopf und
am Abhang westlich der Brücke registriert wurden. Insgesamt wurden auf 113 Stei-
nen 541 Petroglyphen dokumentiert, die von der Frühzeit bis in die nachbuddhisti-
sche Zeit reichen. Entlang eines von Hirten mit ihren Ziegenherden genutzten
Pfades, der zu einer hoch gelegenen Weide führt, sind auf dem Geröll noch zahlrei-
che Felsbilder jüngeren Ursprungs eingraviert. Auf ihre Aufnahme, von einigen Bei-
spielen abgesehen, wurde verzichtet. Der vorgeschichtlichen Epoche lassen sich nur
wenige Gravuren, darunter das Bild eines Fußabdrucks, einer männlichen Figur und
einiger Tierdarstellungen aufgrund ihrer dunklen Patinierung zuweisen. Im Eura-
sischen Tierstil sind eine elegante Steinbockzeichnung und eine Tierjagdszene aus-
geführt. Die buddhistische Epoche wird durch 18 Abbildungen von Stüpas unter-
schiedlicher Gestaltung, von denen allein 11 auf einer Steinplatte zu einer Kompo-
sition vereint sind, und drei Brähmi-Inschriften repräsentiert. Hinzu kommen noch
sorgfältig eingemeißelte Lotosblüten, eine Rosette und eine Swastika. Außerge-
wöhnlich ist die Darstellung eines Kriegers mit erhobener Rechten und das bisher
in der Felskunst des oberen Indus einzigartige Bild eines Adlergreifen. Das Motiv
dieses mythischen Fabeltiers hat seinen Ursprung in der altorientalischen Bildwelt
und hat sich über die achaemenidische Kunst bis zum Indus verbreitet, wie auch
 
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