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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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A. Die Preisträger
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Karl-Freudenberg-Preis
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Lisker, Thorsten: Elliptische Zwerggalaxien im Virgo-Galaxienhaufen: Ursprüngliche Population oder Umwandlungsprodukt?
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0253
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III.

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

A. Die Preisträger
KARL-FREUDENBERG-PREIS
THORSTEN LISKER:
Elliptische Zwerggalaxien im Virgo-Galaxienhaufen:
Ursprüngliche Population oder Umwandlungsprodukt?
(Early-type dwarf galaxies in the Virgo cluster: nature or nurture?)
Galaxien sind Sterneninseln. Die größten von ihnen beherbergen mehrere Billionen
Sterne, während sogenannte Zwerggalaxien lediglich die Masse einiger hundert Mil-
lionen Sonnen erreichen. Unsere Galaxie, die Milchstraße, ist ein typischer Vertreter
großer, leuchtkräftiger Spiralgalaxien, in deren Spiralarmen kontinuierlich junge
Sterne aus Gaswolken entstehen. Sie wird von einigen Dutzend Zwerggalaxien
umkreist, und ist Mitglied der Lokalen Gruppe, einer typischen Galaxienansamm-
lung, zu der auch die Andromedagalaxie mit ihren Begleitern gehört. Die größten
gravitativ gebundenen Strukturen im Universum sind jedoch um ein Vielfaches
größer: Galaxienhaufen bestehen aus mehreren hundert bis zu einigen tausend Gala-
xien. Während das Licht solcher Haufen von leuchtkräftigen, massereichen Galaxien
dominiert wird, erkennt man bei näherer Betrachtung eine enorme Zahl kleiner und
leuchtschwacher Zwerggalaxien. So bevölkern beispielsweise mehr als tausend
Zwerggalaxien den nahegelegenen Virgo-Galaxienhaufen, 50 Millionen Lichtjahre
von uns entfernt. Die große Mehrzahl von ihnen gehört zum Typ der elliptischen
Zwerggalaxien, so genannt wegen ihrer ovalen Form. Auf den ersten Blick lässt ihr
diffuses und homogen verteiltes Sternlicht, das zunächst keine auffälligen Strukturen
zeigt, auf relativ einfache Objekte schließen — ein Eindruck, der täuscht.
Die Untersuchung von Zwerggalaxien ist ein wichtiger Eckpfeiler moderner
astrophysikalischer Forschung: Nicht nur handelt es sich um den häufigsten Gala-
xientyp im Universum, sondern aufgrund ihrer geringen Masse und Dichte reagie-
ren Zwerggalaxien auch empfindlicher auf Umgebungseinflüsse als große Galaxien.
Daher sind sie ideal, um Galaxienhaufen zu sondieren und den Einfluss solcher
Umgebungen hoher Massendichte auf Galaxienentstehung und -entwicklung zu
analysieren. Die physikalischen „Zutaten“ für die Galaxienbildung in Computer-
simulationen des Universums wurden bisher stets an großen Galaxien kalibriert.
Mittlerweile erreichen derartige Simulationen allerdings eine Auflösung mit der
auch kleine Zwerggalaxien detailliert untersucht werden können. Ein Vergleich von
simulierten und beobachteten Zwerggalaxien kann uns die Frage beantworten, ob
unser bisher erworbenes Verständnis der Galaxienbildung auch auf kleinen Skalen —
 
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