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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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A. Die Preisträger
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Akademiepreis
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Klassische Antike und amerikanische Identitätskonstruktion: Untersuchungen zu Festreden der Revolutionszeit und der frühen Republik, 1770-1815
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0261
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Die Preisträger

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Jtdy-Reden, in denen die Verfasser ihre Gedanken zum Ursprung und zur noch jun-
gen Geschichte der Nation, zu ihrer gegenwärtigen politischen Lage wie auch zu
ihrer Zukunftsfähigkeit einer heterogenen Öffentlichkeit vortrugen.
Die Voraussetzungen dafür, dass die Autoren solcher Reden auf die Antike
Bezug nahmen, sind institutionell begründet. Sie gehen aus dem Bildungssystem
jener Zeit hervor, für welches ein ausgesprochen homogenes klassisches Curriculum
maßgeblich war. Im Zentrum eines Kanons, den die amerikanischen Schulen und
Universitäten in langer zeitlicher Kontinuität unterrichteten, fanden sich die schon
während der römischen Kaiserzeit und der Spätantike etablierten Schulautoren
Cicero und Vergil. Ferner wurden im Lektüreunterricht die römischen Dichter
Horaz und Ovid sowie die homerischen Epen berücksichtigt. Wie aus den Titelsei-
ten der Drucke hervorgeht, gehörten die größtenteils unbekannten Verfasser jener
Festreden den learned professions an, also einer gebildeten Schicht von Pfarrern, Juri-
sten, Arzte, Professoren und Lehrer. Als Akademiker verfügten sie demnach über,
institutionell konditionierte Wissensbestände, die sie für die Abfassung ihrer anlass-
gebundenen Texte aktivieren konnten. Sie bildeten eine ,Diskursgesellschaft1 (M.
Foucault), eine in ihrem Wissen spezialisierte und in ihrer Zahl begrenzte Sprecher-
gemeinschaft.
Betrachtet man die Quellentexte mit Blick auf die Rhetorik der dort auftre-
tenden Antikeverweise, so ergibt sich das Bild einer zweifachen Funktionalisierung.
Die erste Funktionalisierung ist exemplarisch. Unter einem Exemplum versteht man
die konkretisierende Illustration eines häufig abstrakten Sachverhalts mithilfe eines
in der Regel historischen Beispiels. Die exemplarische Vereinnahmung der Antike
diente den amerikanischen Autoren dazu, den klassischen Republikanismus im Sinne
einer politischen und ethischen Grundordnung zu vermitteln und zu plausibilisie-
ren. Die zweite Funktionalisierung ist typologisch. Die Typologie ist ein Geschichts-
verweis im engeren Sinn. Mittels typologischer Rückverweise auf die Antike konn-
ten die Autoren einen säkularen Traditionszusammenhang stiften, in welchem sie die
Geschichte Amerikas und die Geschichte Griechenlands und Roms suggestiv mit-
einander verknüpften. Die Typologie bezieht zwei historische Fakten in den Figuren
von Typus und Antitypus aufeinander, wobei sie häufig eine im Geschichtsverlauf
angelegte Steigerung impliziert.
Die Untersuchung der in die Festreden eingegliederten Antikeverweise hat
ergeben, dass beide Funktionalisierungen im Untersuchungszeitraum weitgehend
parallel verlaufen; Pro Funktion ergeben sich vier Themenblöcke einer politisch
motivierten Antikerezeption. Für die Antike als Exemplum sind dies der Despotis-
mus, die republikanische Bürgertugend, der republikanische Niedergang und der
Faktionalismus. Es fällt hier auf, dass die Veranschaulichung des Republikanismus
mehrheitlich ex negativo erfolgte, wofür die Antike als Gesamtepoche wie auch die
Tyrannen Athens und Siziliens und die labilen Konföderationen griechischer Poleis
angeführt wurden. Soweit eine solche Veranschaulichung eindeutig auf positiven
Exempla basierte, ist zu erkennen, dass die amerikanischen Intellektuellen ein dezi-
diert römisches Republikanismusverständnis (Cicero, Horaz) zugrunde legten, das
eine radikale Aufopferungsbereitschaft für das Gemeinwesen — gerade auch im
 
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