Das WIN-Kolleg | 321
relle Ordnungskonzepte den menschlichen Lebensraum strukturieren und so eine
normativ fundierte Raumordnung erzeugen. Dieses Forschungsprogramm knüpft an
eine aktuelle Debatte in den Kulturwissenschaften an, deren Erkenntnisinteresse dahin
geht, Räume als soziokulturelle Konstrukte zu begreifen, die im Wechselspiel indivi-
duellen Erlebens, sozialen Handelns und materieller Artefakte erzeugt werden, umge-
kehrt aber selbst soziale und kulturelle Wirkungen entfalten können. Da die Wahr-
nehmung und Strukturierung menschlicher Lebensräume demnach immer soziale
Verhältnisse, politische Ordnungen und kulturelle Prägungen abbildet und entspre-
chend unterschiedlich ausfällt, bietet ein komparatistischer Ansatz den besten heuri-
stischen Zugang zu der Problematik: Nur durch die Herausarbeitung spezifischer Dif-
ferenzen, aber ggf. auch Gemeinsamkeiten oder funktionaler Äquivalente von
Raumordnungen in verschiedenen Kulturen können deren Funktionen in der jeweils
betrachteten Gesellschaft ohne ethnozentrische Perspektivenverzerrung beschrieben
werden. Im Rahmen des Projektes werden von den drei Kollegiaten und drei Mit-
arbeitern an der Universität Heidelberg daher Fallstudien in drei verschiedenen
Epochen und Kulturkreisen erstellt. Die Teilprojekte des Kollegs sind zwischen Herbst
2008 und Sommer 2009 angelaufen. Eine ausführliche inhaltliche Darstellung des
Gesamtprojektes ist dem Jahrbuch der Akademie für 2008 zu entnehmen.
II. Aktivitäten im Gesamtprojekt
Der komparatistische Ansatz des Gesamtprojekts macht es erforderlich, dass die Teil-
projekte innerhalb des oben skizzierten, gemeinsamen konzeptionellen Rahmens an
voneinander weitgehend unabhängigen historischen Fallstudien arbeiten. Zudem
wurde bei der Auswahl der Teilprojekte bewusst darauf geachtet, dass dabei zum
einen möglichst viele Facetten normativer Raumordnung behandelt werden, seien
sie politischer, sozialer oder kultischer Art, und dass zum anderen größtmögliche
methodische Breite durch die Einbeziehung historischer, archäologischer und philo-
logischer Kompetenzen sichergestellt ist. Eine direkte Zuarbeit der Projekte zuein-
ander schließt dieses Forschungsdesign also bewusst aus. Die gemeinsame Projekt-
arbeit umfasst stattdessen vor allem folgende Instrumente. Erstens sind die Arbeits-
gebiete so strukturiert, dass darin immer jeweils ein Kollegiat und ein Mitarbeiter
arbeiten. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass auch innerhalb des WIN-Kollegs ein
ständiger, enger fachinterner Austausch stattfindet, indem vor allem die Kollegiaten
den jüngeren Mitarbeitern bei der Konzeption ihres Forschungsprojektes und kon-
kreten fachlichen Fragen helfen können. Zweitens finden im Gesamtkolleg regel-
mäßig - insgesamt für jedes Teilprojekt einmal pro Semester - Sitzungen statt, in
denen der Fortschritt der einzelnen Arbeiten vorgestellt und diskutiert wird. Eine
solche Sitzung fand erstmals Ende März 2009 statt, nachdem alle Stellen des Projekts
besetzt worden waren.
Drittens trifft sich die Gruppe regelmäßig, um theoretische Ansätze und
Modelle aus den eigenen oder Nachbarfächern wie der Soziologie und Ethnologie
gemeinsam zu erschließen und ihre Anwendbarkeit auf die Fragestellung des Kollegs
und seiner Teilprojekte zu diskutieren. Den Auftakt machte im Wintersemester
relle Ordnungskonzepte den menschlichen Lebensraum strukturieren und so eine
normativ fundierte Raumordnung erzeugen. Dieses Forschungsprogramm knüpft an
eine aktuelle Debatte in den Kulturwissenschaften an, deren Erkenntnisinteresse dahin
geht, Räume als soziokulturelle Konstrukte zu begreifen, die im Wechselspiel indivi-
duellen Erlebens, sozialen Handelns und materieller Artefakte erzeugt werden, umge-
kehrt aber selbst soziale und kulturelle Wirkungen entfalten können. Da die Wahr-
nehmung und Strukturierung menschlicher Lebensräume demnach immer soziale
Verhältnisse, politische Ordnungen und kulturelle Prägungen abbildet und entspre-
chend unterschiedlich ausfällt, bietet ein komparatistischer Ansatz den besten heuri-
stischen Zugang zu der Problematik: Nur durch die Herausarbeitung spezifischer Dif-
ferenzen, aber ggf. auch Gemeinsamkeiten oder funktionaler Äquivalente von
Raumordnungen in verschiedenen Kulturen können deren Funktionen in der jeweils
betrachteten Gesellschaft ohne ethnozentrische Perspektivenverzerrung beschrieben
werden. Im Rahmen des Projektes werden von den drei Kollegiaten und drei Mit-
arbeitern an der Universität Heidelberg daher Fallstudien in drei verschiedenen
Epochen und Kulturkreisen erstellt. Die Teilprojekte des Kollegs sind zwischen Herbst
2008 und Sommer 2009 angelaufen. Eine ausführliche inhaltliche Darstellung des
Gesamtprojektes ist dem Jahrbuch der Akademie für 2008 zu entnehmen.
II. Aktivitäten im Gesamtprojekt
Der komparatistische Ansatz des Gesamtprojekts macht es erforderlich, dass die Teil-
projekte innerhalb des oben skizzierten, gemeinsamen konzeptionellen Rahmens an
voneinander weitgehend unabhängigen historischen Fallstudien arbeiten. Zudem
wurde bei der Auswahl der Teilprojekte bewusst darauf geachtet, dass dabei zum
einen möglichst viele Facetten normativer Raumordnung behandelt werden, seien
sie politischer, sozialer oder kultischer Art, und dass zum anderen größtmögliche
methodische Breite durch die Einbeziehung historischer, archäologischer und philo-
logischer Kompetenzen sichergestellt ist. Eine direkte Zuarbeit der Projekte zuein-
ander schließt dieses Forschungsdesign also bewusst aus. Die gemeinsame Projekt-
arbeit umfasst stattdessen vor allem folgende Instrumente. Erstens sind die Arbeits-
gebiete so strukturiert, dass darin immer jeweils ein Kollegiat und ein Mitarbeiter
arbeiten. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass auch innerhalb des WIN-Kollegs ein
ständiger, enger fachinterner Austausch stattfindet, indem vor allem die Kollegiaten
den jüngeren Mitarbeitern bei der Konzeption ihres Forschungsprojektes und kon-
kreten fachlichen Fragen helfen können. Zweitens finden im Gesamtkolleg regel-
mäßig - insgesamt für jedes Teilprojekt einmal pro Semester - Sitzungen statt, in
denen der Fortschritt der einzelnen Arbeiten vorgestellt und diskutiert wird. Eine
solche Sitzung fand erstmals Ende März 2009 statt, nachdem alle Stellen des Projekts
besetzt worden waren.
Drittens trifft sich die Gruppe regelmäßig, um theoretische Ansätze und
Modelle aus den eigenen oder Nachbarfächern wie der Soziologie und Ethnologie
gemeinsam zu erschließen und ihre Anwendbarkeit auf die Fragestellung des Kollegs
und seiner Teilprojekte zu diskutieren. Den Auftakt machte im Wintersemester