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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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IV. Veranstaltungen im Jubiläumsjahr
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Raible, Wolfgang: Kolloquium an der Universität Freiburg "'Information'. Ein Schlüsselbegriff für Natur und Kulturwissenschaften"
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0366
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382 | VERANSTALTUNGEN

KOLLOQUIUM AN DER UNIVERSITÄT FREIBURG
»Information«
Ein Schlüsselbegriff für Natur- und Kulturwissenschaften
16. Mai 2009
Eine Veranstaltung von Freiburger Mitgliedern der Heidelberger Akademie zu deren
100. Geburtstag.
Die Idee zu diesem Symposion lieferte der Freiburger Altrektor Christoph
Rüchardt. Die Formulierung eines Programms, bei dem möglichst viele Aspekte des
Themas dingfest gemacht werden und auf Freiburger Mitglieder der Heidelberger
Akademie verteilt werden sollten, oblag Hans Burkhardt, Peter Jonas und Wolfgang
Raible. Ursprünglich sah das Programm die Teilnahme je eines Vertreters der klassi-
schen Philologie, der Biologie, Physik, der Biochemie, der Physiologie, der Jurispru-
denz, der Geschichts- und der Literaturwissenschaft vor. Moderiert werden sollte das
Ganze von Wolfgang Raible. Die Literaturwissenschaftler verwiesen auf die Ring-
vorlesung über Nietzsche, die sie im Wintersemester 2009/2010 veranstalten wür-
den. Auch eine Beteiligung von Historikern kam aus verschiedenen Gründen nicht
zustande.
Da der klassische Philologe, Bernhard Zimmermann, wie sich später heraus-
stellte, an dem in Aussicht genommenen Termin verhindert war, übernahm Wolfgang
Raible zusätzlich die dem Abwesenden zugedachte Aufgabe. Unter dem Titel „Ein
folgenreiches aristotelisches Denkmodell“ zeigte er, dass das im klassischen Latein
vorhandene Verb informare während der Scholastik, also im Mittellatein, und dann
auch in den europäischen Volkssprachen, eine neue Bedeutung bekommt: Es impli-
ziert nicht, wie im klassischen Latein, die Tätigkeit eines menschlichen Agenten
(Maler, Handwerker, Architekt), sondern eine Kraft (yirtus informativa) die aus der
Rezeption aristotelischer Schriften stammt. Diese Kraft wirkt auf die völlig unspe-
zifizierte Hyle (Materie), der sie eine wahrnehmbare Form (eidos, morphe) verleiht.
Diese wahrnehmbare Form existiert nicht an und für sich, sondern erst dadurch, dass
man sie als Beobachter wahrnimmt. Bei der Wahrnehmung geht es, wie Aristoteles
betont, um die Wahrnehmung der Form, die frei ist vom materiellen Aspekt des
Wahrgenommenen.
Bei Thomas von Aquin finden sich nicht weniger als 720 Belege, die in diesem
Sinn verwendet werden. Die Bedeutung, bei der em menschlicher Agent sprachlich
auf andere einwirkt, ist vermutlich über die Unterweisung (Formung) im Glauben
entstanden, die dann in den europäischen Volkssprachen ebenfalls mit informare the-
matisiert wird.
Insgesamt zeigt sich, dass, von daher gesehen, der Informationsbegriff eigent-
lich ein physikalischer Begriff und die geläufige Bedeutung, bei der ein menschlicher
Agent einen anderen informiert, eher abgeleitet ist. Weiter ist wichtig, dass angesichts
seiner Wahrnehmungs-Konzeption Aristoteles durchaus Raum bietet für das, was wir
 
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