Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

DOI chapter:
IV. Veranstaltungen im Jubiläumsjahr
DOI chapter:
Raible, Wolfgang: Kolloquium an der Universität Freiburg "'Information'. Ein Schlüsselbegriff für Natur und Kulturwissenschaften"
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0367
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
16. Mai 2009

383

heute im Rahmen der Informationstheorie Kodierung nennen. Schließlich zeigt
sich schon bei Aristoteles, dass man im Bereich des Lebendigen gut daran tut, mit
einer Hierarchie von Ebenen zu arbeiten (z.B. Zelle, Zellverbund, Organe, ganze
Körper...).
Um ‘Information’ im heutigen alltagssprachlichen Sinn (jemand informiert
mich über etwas) ging es erst wieder in der letzten beiden Beiträgen. Die übrigen
Beiträge waren alle mehr oder minder, da aus dem naturwissenschaftlich-technischen
Bereich kommend, inspiriert von der Informationstheorie, die deshalb etwas einge-
hender beleuchtet werden muss.
Ihre Entstehung gehört in den Kontext der wissenschaftlich außerordentlich
fruchtbaren Jahre unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Vannevar Bush (1890—
1974), der während des Zweiten Weltkriegs die Arbeit von etwa 6000 amerikani-
schen Naturwissenschaftlern und Technikern (National Defense Research Commit-
tee) mit dem Ziel koordiniert hatte, Nazi-Deutschland zu besiegen, hatte 1945 in
einem protreptischen Aufsatz („As we may think“1) das Projekt ausgerufen, das in
den riesigen Bibliotheken in gedruckter Form verfügbare Wissen zu vernetzen und
besser zugänglich zu machen.2 1945 konnte er sich das nur mit mechanischen Hilfs-
mitteln und Mikrofiches vorstellen. Insbesondere Dank Claude Elwood Shannon
(1916—2001) machte ein solches Projekt aber unvorhersehbare Fortschritte. Mit 22
Jahren konnte Shannon 1938 seine Master’s Thesis publizieren - sie wurde aus beru-
fenem Mund „possibly the most important, and also the most famous, master’s the-
sis of the Century“ genannt: Shannon zeigte dort, dass die Operatoren der Boole-
schen Algebra (und, oder, nicht, ist gleich — diese Operatoren liegen unseren Den-
koperationen zu Grunde3) auf ganz einfache Weise mit elektronischen Schaltkreisen
dargestellt werden können — was einige Jahre später, als mit dem Transistor ein elek-
tronischer Schalter entdeckt wurde, zur Grundlage unserer heutigen elektronischen
Rechner wurde. Shannon hatte bereits während des Zweiten Weltkriegs unter Van-
nevar Bush gearbeitet, unter anderem im Bereich der Kryptographie, wo es auch auf
die Frequenz und die Verteilung von Signalen und Signalgruppen ankommt. Eine
andere Aufgabe war die sichere Signalübertragung. Hier bewies er, dass digitalisierte
Signale wesentlich sicherer und störungsfreier zu übertragen sind als analoge. All dies
mündete 1948 in die Veröffentlichung zweier Aufsätze mit dem Titel „A theory of
communication“, 1949 unter Mithilfe eines anderen Autors, der für die allgemeine
Verständlichkeit zuständig war (Warren Weaver) unter denselben Titel, aber mit
einem bestimmten Artikel in Buchform publiziert: The theory of communication.

1 Monatsschrift The Atlantic, Juli 1945.
2 “The investigator is staggered by the findings and conclusions of thousands of other workers—•
conclusions which he cannot find time to grasp, much less to remember, as they appear. Yet
specialization becomes increasingly necessary for progress, and the effort to bridge between dis-
ciplines is correspondingly superficial.”
3 An Investigation into the Laws ofThought: on which arefounded the Mathematical Theories of Logic and
Probabilities. London: Walton and Maberly 1854.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften