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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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IV. Veranstaltungen im Jubiläumsjahr
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Sagi, Bärbel: Kolloquium an der Universität Hohenheim "Welternährungstag"
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0384
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VERANSTALTUNGEN

Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker, Vorsitzender des „Panel for Sustainable
Resource Management“ der Vereinten Nationen, unterstrich in seiner Ansprache die
Bedeutung des Weltagrarberichts (International Assessment of Agricultural Know-
ledge, Science and Technology for Development, IAASTD). Dieser fordere die Welt-
gemeinschaft zu fundamentalen Veränderungen in der Landwirtschaft auf. Das alte
Paradigma einer industriellen Landwirtschaft mit hohem Energie- und Chemika-
lieneinsatz sei nicht mehr zeitgemäß, lautet das Fazit des Berichts. In Übereinstim-
mung mit dem Bericht sprach sich von Weizsäcker für die volle Einbeziehung loka-
len und indigenen Wissens und die Stärkung von Frauen aus. Er halte es für richtig,
den Forschungsschwerpunkt auf kleinbäuerliche und agro-ökologische Anbau-
methoden zu legen und das Thema Nachhaltigkeit noch stärker in den Fokus zu
nehmen. Von Weizsäcker diskutierte die Chancen und Risken von Agrotreibstoffen
und gab zu bedenken, dass die Preise für Waren und Güter viel stärker noch den auf-
gewendeten Energie- und Ressourcenverbrauch widerspiegeln müssten. Seiner
Ansicht nach habe beispielsweise Wasser in den meisten Ländern keinen Preis im
Bereich der landwirtschaftlichen Produktion. Dies müsse sich ändern.
In der anschließenden Podiumsdiskussion, die Dr. Martin Kilgus von SWR
International moderierte, ergänzten Ingar Brueggemann, Vertreterin der Deutschen
Stiftung Weltbevölkerung, Michael Windfuhr, Leiter des Menschenrechtsreferats von
Brot für die Welt, sowie Albrecht Melchmger, Professor für Pflanzenzüchtung, und
Manfred Zeller, Professor für Entwicklungstheorie und Entwicklungspolitik, beide
an der Universität Hohenheim, die Debatte. Ingar Brueggemann appellierte ein-
dringlich, die Frage der Ernährungssicherheit in Zusammenhang mit der Bevölke-
rungsentwicklung zu sehen und mehr Anstrengungen zu unternehmen, um das
Bevölkerungswachstum einzudämmen. Sie forderte daher mehr Investitionen in die
Ausbildung von Mädchen und jungen Frauen. Albrecht Melchinger argumentierte,
dass angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und knapper werdender
Agrarflächen die Ertragsteigerung wieder ein wesentliches Züchtungsziel sei. Er
unterstrich das Potential konventioneller Züchtungsmethoden und wies auf die Pro-
duktionssteigerungen durch die Hybridzüchtung hin. Michael Windfuhr kritisierte
den Rückgang der Investitionen in ländliche Entwicklung. Wie schon Webb zuvor
unterstrich er, dass die meisten Menschen nicht hungerten, weil zu wenig Nah-
rungsmittel produziert würden, sondern weil sic entweder nicht über das nötige Ein-
kommen verfügten, um Nahrungsmittel zu kaufen, oder keinen ausreichenden
Zugang zu Ressourcen hätten, um Nahrungsmittel zu produzieren. Er forderte, dass
Regierungsverantwortliche für die Umsetzung des Rechts auf Nahrung zur
Rechenschaft gezogen werden. Auch Manfred Zeller kritisierte den drastischen
Rückgang in der Finanzierung der Agrarforschung. Investition in ländliche Ent-
wicklung und Agrarforschung mit einem Fokus auf Kleinbauern seien äußerst effi-
zient, wenn es um Maßnahmen zur Reduzierung von Hunger und Armut gehe. Er
warnte davor, einseitig auf Wachstum und Produktion zu setzen, und appellierte,
sozioökonomische Aspekte nicht zu vernachlässigen.
Im Rahmen der Veranstaltung zum Welternährungstag wurde auch das Lebens-
werk des im Juni 2009 verstorbenen Ehrensenators der Universität Hohenheim,
 
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