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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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IV. Veranstaltungen im Jubiläumsjahr
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Zur Hausen, Harald: Krebsprävention auf neuen Wegen
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0407
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11. Dezember 2009

423

HEIDELBERGER AKADEMIE - VORLESUNG 2009
Aus Anlass des 100jährigen Jubiläums der Heidelberger Akademie der Wissenschaf-
ten ist eine jährliche Akademie-Vorlesung eingerichtet worden, die zunächst vom
Verein zur Förderung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften finanziert wird.
Zu dieser Vorlesung werden Gelehrte von Weltrang eingeladen.
Für die erste Heidelberger Akademie-Vorlesung konnte der Nobelpreisträger Prof.
Dr. Dr. h.c. mult. Harald zur Hausen gewonnen werden.

HARALD ZUR HAUSEN
„Krebsprävention auf neuen Wegen“
11. Dezember 2009
Der Nachweis von infektiösen Agenzien als spezifische Ursachen von menschlichen
Krebserkrankungen führte zu bedeutsamen Konsequenzen für die Krebsprävention.
Vorbeugende Impfstoffe gegen zwei weit verbreitete Arten von menschlichen
Krebserkränkungen, nämlich Gebärmutterhalskrebs und Hepatitis-B-Virus bedingte
Leberzellkrebse sind inzwischen verfügbar. Wenn diese Impfstoffe global appliziert
würden, bestände ein beträchtliches Potential, das Risiko für diese beiden Krebsarten
zu reduzieren.
Gegenwärtig lassen sich etwa 21 Prozent der weltweiten Krebsinzidenz mit
Infektionen in Zusammenhang bringen. Neben Mitgliedern verschiedener Virusfa-
milien tragen auch Bakterien und parasitäre Infektion zu diesem Risiko bei. Da sich
bakterielle und parasitäre Erkrankungen auch erfolgreich entweder mit Antibiotika
oder über Chemotherapie behandeln lassen, ermöglicht deren Identifizierung als
Krebsrisikofaktoren eine Verminderung des entsprechenden Krebsrisikos.
Meine eigene Arbeitsgruppe interessiert sich für die Identifizierung weiterer
menschlicher Tumor systeme, die möglicherweise mit Infektionen in Verbindung ste-
hen, um neue Ansätze für die Krebsprävention und/oder -Therapie zu entwickeln.
Dabei konzentrieren wir uns insbesondere auf Leukämie und auf Lymphome. Diese
tragen global gesehen zu etwa sieben Prozent zur Krebsinzidenz bei. Gegenwärtig
lassen sich nur etwa acht Prozent dieser Erkrankungen mit infektiösen Ereignissen in
Verbindung bringen (vornehmlich Infektionen mit Epstein-Barr-Virus, humanes
T-lymphotropes Retrovirus, Humanes Herpesvirus Typ 8 und Helicobacter pylori).
Insbesondere Leukämien des Kindesalters weisen epidemiologische Charakteristika
auf, die auf einen infektiösen Ursprung deuten könnten. Basierend auf epidemiolo-
gischen Veröffentlichungen, entwickelten wir die Arbeitshypothese, dass diese
Erkrankungen auf einer pränatalen Infektion beruhen, die zur Immuntoleranz
gegenüber adaptiven Immunresponsen führt, aber Reaktivität gegen angeborene
Immunresponse intakt lässt.
 
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