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VERANSTALTUNGEN
Die zweite Gruppe von Krebserkrankungen, die besonderes Interesse als mög-
liche Kandidaten für eine Beteiligung infektiöser Faktoren in ihrer Etiologie auf-
weisen, ist insbesondere mit Ernährungsfaktoren verknüpft. In einer großen Zahl
von epidemiologischen Kohortenstudien hat sich gezeigt, dass der Langzeitverzehr
von rotem Fleisch das Risiko für Dickdarmkrebs um etwa 20—30 Prozent konsistent
erhöht. Einige kürzlich erschienene Berichte weisen das Risiko nach Verzehr von
rotem Fleisch auch der Entstehung von Pankreas-, prämenopausalem Brustkrebs und
Lungenkrebs bei Nichtrauchern zu. Frühere Analysen hatten das Risiko chemischen
Karzinogenen zugeordnet, die bei Brat-, Grill- oder Räucherprozess des Fleisches
entstehen. Diese Beobachtungen erklären jedoch nicht, warum nach langfristigen
Geflügel- oder Fischverzehr das Risiko nicht erhöht ist. Dies vor allem vor dem
Hintergrund, dass bei entsprechenden Zubereitungsprozessen von Geflügel und
Fisch praktisch gleich große Mengen an aromatischen Hydrokarbonen und an
Nitrosaminen entstehen, wie sie für rotes Fleisch veröffentlicht wurden. Diese
Berichte sind die Ursache für unsere Spekulation, dass möglicherweise Thermoresi-
stente infektiöse Faktoren, die im roten Fleisch vorhanden sind, mit den chemischen
Karzinogenen eine synergistische Interaktion zeigen und unter dieses voraussetzend
Krebsentstehung entscheidend beitragen. Ein intensives Suchprogramm für solche
Infektionen hat inzwischen eingesetzt.
Harald zur Hausen hält die erste Heidelberger Akademie-Vorlesung
VERANSTALTUNGEN
Die zweite Gruppe von Krebserkrankungen, die besonderes Interesse als mög-
liche Kandidaten für eine Beteiligung infektiöser Faktoren in ihrer Etiologie auf-
weisen, ist insbesondere mit Ernährungsfaktoren verknüpft. In einer großen Zahl
von epidemiologischen Kohortenstudien hat sich gezeigt, dass der Langzeitverzehr
von rotem Fleisch das Risiko für Dickdarmkrebs um etwa 20—30 Prozent konsistent
erhöht. Einige kürzlich erschienene Berichte weisen das Risiko nach Verzehr von
rotem Fleisch auch der Entstehung von Pankreas-, prämenopausalem Brustkrebs und
Lungenkrebs bei Nichtrauchern zu. Frühere Analysen hatten das Risiko chemischen
Karzinogenen zugeordnet, die bei Brat-, Grill- oder Räucherprozess des Fleisches
entstehen. Diese Beobachtungen erklären jedoch nicht, warum nach langfristigen
Geflügel- oder Fischverzehr das Risiko nicht erhöht ist. Dies vor allem vor dem
Hintergrund, dass bei entsprechenden Zubereitungsprozessen von Geflügel und
Fisch praktisch gleich große Mengen an aromatischen Hydrokarbonen und an
Nitrosaminen entstehen, wie sie für rotes Fleisch veröffentlicht wurden. Diese
Berichte sind die Ursache für unsere Spekulation, dass möglicherweise Thermoresi-
stente infektiöse Faktoren, die im roten Fleisch vorhanden sind, mit den chemischen
Karzinogenen eine synergistische Interaktion zeigen und unter dieses voraussetzend
Krebsentstehung entscheidend beitragen. Ein intensives Suchprogramm für solche
Infektionen hat inzwischen eingesetzt.
Harald zur Hausen hält die erste Heidelberger Akademie-Vorlesung