Die Hölle im Menschen
Macht und Wirkung
des schlechten Gewissens*
Mirko Breitenstein
Der heute vor allem als einer der Gründerväter der deutschen Philologie be-
kannte Justus Georg Schottel (Schottelius) (t 1676) veröffentlichte im Jahre 1676
seine „Grausame Beschreibung und Vorstellung von der Hölle und der Hölli-
schen Qwaal“.1 Bei diesem Werk handelt es sich um den vierten Teil eines
Quartetts von Schriften, die Schottelius den sogenannten „Vier letzten Dingen“
gewidmet hatte. Hier heißt es:
Unter aller Höllenpein/ // Wird die gröste auch mit sein // Des Gewissens Angst
und Qwaal/ // Wans bedenket tausentmahl/ // Die verlohrne Seeligkeit/ Und die
so verseumte Zeit/ // Daß man were losgerissen // Von dem bösen Angstgewissen!2
* Der Beitrag greift einen Aspekt meines Vortrags in Nimbschen auf und versucht, diesen hier in
erweiterter Fassung zu präsentieren. Folgende Abkürzungen werden verwendet: CC.CM =
Corpus Christianorum. Continuatio Mediaevalis; CC.SL = Corpus Christianorum. Series La-
tina; CV Corpus Victorinum; PL = Patrologia latina; SHR = Spätmittelalter, Humanismus,
Reformation. Studies in the Late Middle Ages, Humanism and the Reformation; WA = Weima-
rer Ausgabe = D. Martin Luthers Werke, 120 Bde., Weimar, 1883-2009. Das Schriftbild der den
Editionen mittelalterlicher Texte wie auch den aus frühneuzeitlichen Druckwerken entnom-
menen Zitate wurde in verschiedenen Punkten vereinheitlicht. Dies betrifft die Verwendung
der Buchstaben u und v, die entsprechend ihres heutigen Lautwertes wiedergegeben werden
(d. h. u wird vokalisch und v konsonantisch verwendet), sowie die von s und f. Der variierende
Gebrauch der letzteren wurde zu s vereinheitlicht. Hochgestellte „e“ zur Darstellung der Um-
lautformen von a, o oder u wurden nicht wiedergegeben, sondern die entsprechenden Buchsta-
ben typographisch zu ä, ö oder ü vereinheitlicht. Die Ligatur & wurde aufgelöst; andere wie as
oder oe werden jedoch wiedergegeben; Abkürzungen wurden aufgelöst.
1 Zu Schottelius und seinem Werk vgl. im Überblick Gerhard Dünnhaupt, Personalbibho-
graphien zu den Drucken des Barock, Bd. 5, Stuttgart 1991, S. 3824-3846; sowie den Sonder-
band: Die vielen Gesichter des Justus Georg Schottelius. Gesammelte Beiträge aus Anlass der
400. Wiederkehr seines Geburtstags am 23. Juni 1612, in: Wolfenbütteler Barock-Nachrich-
ten Jg. 39 / 2012, Heft 1.
2 Justus Georg Schottelius, Grausame Beschreibung und Vorstellung der Hölle und der
Höllischen Qwaal/ Oder Des andern und ewigen Todes. In Teutscher Sprache nachdenk-
lich/ und also vor die Augen gelegt/ daß einem gottlosen Menschen gleichsam die höllischen
Funken annoch in dieser Welt ins Gewissen stieben/ und Rükk-Gedanken zur Ewigkeit
Macht und Wirkung
des schlechten Gewissens*
Mirko Breitenstein
Der heute vor allem als einer der Gründerväter der deutschen Philologie be-
kannte Justus Georg Schottel (Schottelius) (t 1676) veröffentlichte im Jahre 1676
seine „Grausame Beschreibung und Vorstellung von der Hölle und der Hölli-
schen Qwaal“.1 Bei diesem Werk handelt es sich um den vierten Teil eines
Quartetts von Schriften, die Schottelius den sogenannten „Vier letzten Dingen“
gewidmet hatte. Hier heißt es:
Unter aller Höllenpein/ // Wird die gröste auch mit sein // Des Gewissens Angst
und Qwaal/ // Wans bedenket tausentmahl/ // Die verlohrne Seeligkeit/ Und die
so verseumte Zeit/ // Daß man were losgerissen // Von dem bösen Angstgewissen!2
* Der Beitrag greift einen Aspekt meines Vortrags in Nimbschen auf und versucht, diesen hier in
erweiterter Fassung zu präsentieren. Folgende Abkürzungen werden verwendet: CC.CM =
Corpus Christianorum. Continuatio Mediaevalis; CC.SL = Corpus Christianorum. Series La-
tina; CV Corpus Victorinum; PL = Patrologia latina; SHR = Spätmittelalter, Humanismus,
Reformation. Studies in the Late Middle Ages, Humanism and the Reformation; WA = Weima-
rer Ausgabe = D. Martin Luthers Werke, 120 Bde., Weimar, 1883-2009. Das Schriftbild der den
Editionen mittelalterlicher Texte wie auch den aus frühneuzeitlichen Druckwerken entnom-
menen Zitate wurde in verschiedenen Punkten vereinheitlicht. Dies betrifft die Verwendung
der Buchstaben u und v, die entsprechend ihres heutigen Lautwertes wiedergegeben werden
(d. h. u wird vokalisch und v konsonantisch verwendet), sowie die von s und f. Der variierende
Gebrauch der letzteren wurde zu s vereinheitlicht. Hochgestellte „e“ zur Darstellung der Um-
lautformen von a, o oder u wurden nicht wiedergegeben, sondern die entsprechenden Buchsta-
ben typographisch zu ä, ö oder ü vereinheitlicht. Die Ligatur & wurde aufgelöst; andere wie as
oder oe werden jedoch wiedergegeben; Abkürzungen wurden aufgelöst.
1 Zu Schottelius und seinem Werk vgl. im Überblick Gerhard Dünnhaupt, Personalbibho-
graphien zu den Drucken des Barock, Bd. 5, Stuttgart 1991, S. 3824-3846; sowie den Sonder-
band: Die vielen Gesichter des Justus Georg Schottelius. Gesammelte Beiträge aus Anlass der
400. Wiederkehr seines Geburtstags am 23. Juni 1612, in: Wolfenbütteler Barock-Nachrich-
ten Jg. 39 / 2012, Heft 1.
2 Justus Georg Schottelius, Grausame Beschreibung und Vorstellung der Hölle und der
Höllischen Qwaal/ Oder Des andern und ewigen Todes. In Teutscher Sprache nachdenk-
lich/ und also vor die Augen gelegt/ daß einem gottlosen Menschen gleichsam die höllischen
Funken annoch in dieser Welt ins Gewissen stieben/ und Rükk-Gedanken zur Ewigkeit