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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Editor]; Melville, Gert [Editor]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0129
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Die Wirtschaftsformen des Zisterzienserordens I 125

deren Ergebnis die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten eines Klosters
einschränkten.9
Die Äbte, Amtsträger und Mönche waren deshalb allerdings nicht hilflos in
ein statisches System eingebunden, das jede Initiative unterdrückte, sondern es
ergaben sich Freiräume aus der Besonderheit der jeweiligen Umstände und der
Notwendigkeit, angemessen auf sie zu reagieren. Die Zisterzienser sind der reli-
giöse Orden, der von der modernen Forschung wegen seiner Wirtschaftsstruk-
turen und seiner Gestaltungsmacht hervorgehoben und gleichsam als Beispiel
der Symbiose von mittelalterlichem Ordenswesen und Ökonomie untersucht
worden ist.10 Hingewiesen wurde dabei sowohl auf die Innovationskraft des Or-
dens bei der Verwendung natürlicher Ressourcen wie auch auf protoindustrielle
Initiativen und langfristige wirtschaftliche Planungen. Die wirtschaftliche Be-
deutung der Zisterzienser wurde dabei zeitweilig so hoch eingeschätzt, dass sie
als wesentlicher Faktor bei der Urbarmachung und Erschließung ganzer Regio-
nen - so auch im Rahmen der mittelalterlichen Ostsiedlung - angesehen wurden.
Diese Beurteilung ist insofern nachvollziehbar, als die wirtschaftlichen Grundla-
gen besonders bei der Entstehung der Ordensgemeinschaft eine wichtige Rolle
spielten und die rasche Ausbreitung des Ordens Kritiker auf den Plan rief, die das
Generalkapitel veranlassten, auf weiteren Besitzerwerb zu verzichten.11 Aller-
dings ist es in der Forschung angesichts der Ausbreitung des Ordens in Gebiete
von ganz unterschiedlichen natürlichen Voraussetzungen, Siedlungsstrukturen
und politischen Gegebenheiten umstritten, welche Rolle der Orden beim Lan-
desausbau, der Einrichtung wirtschaftlicher Neuerungen und Techniken und
9 Richard Donkin, Some Aspects of Cistercian Sheep Farming in England and Wales, in: Ci-
teaux 13, 1962, S. 296-310, hier S. 305; Günter Dippold, Die fränkischen Zisterzen und ihr
Verhältnis zu den Landesherren, in: Wollenberg (Hg.), In Tal und Einsamkeit (wie Anm. 8),
S. 81-119, hier S. 83; Bernard, L’abbaye de Tamie (wie Anm. 8), S. 40-41, 49; Brian Patrick
McGuire, The Cistercians in Denmark (Cistercian Studies Series 35), Kalamazoo 1982,
S. 173, 193-195; Rösener, Reichsabtei Salem (wie Anm. 2), S. 84; Grezes-Rueff, L’abbaye
de Fontfroide (wie Anm. 5), S. 272.
10 Lekai, The Cistercians (wie Anm. 1), S. 282-304; Klaus Wollenberg, Erwerbspolitik und
Wirtschaftsweise des oberbayerischen Zisterzienserklosters Fürstenfeld, Berlin 1992, S. 51-
66; Werner Rösener, Die Agrarwirtschaft der Zisterzienser: Innovation und Anpassung, in:
Franz FELTEN/Werner Rösener (Hgg.), Norm und Realität: Kontinuität und Wandel der
Zisterzienser im Mittelalter (Vita regularis. Abhandlungen 42), Berlin 2009, S. 67-95. Mehr
Literatur könnte angeführt werden (siehe Anm. 12), und es ist unverständlich, warum Bou-
chard 1991 behauptete „the Cistercians’ economic activities have not been explored as tho-
roughly“, Constance Bouchard, Holy Entrepreneurs. Cistercians, Knights, and Economic
Exchange in Twelfth-Century Burgundy, Cornell 1991, S. 1-2.
11 Daniel Buczek, The French Cistercians and Their Enemies, in: Studies in Medieval Cisterci-
an History Presented to Jeremiah F. O’Sullivan (Cistercian Studies Series 13), Shannon 1971,
S. 88-109, hierS. 90-91.
 
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