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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0131
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Die Wirtschaftsformen des Zisterzienserordens I 127

Dieser Fragenkomplex soll hier in seiner Gesamtheit nicht weiter verfolgt wer-
den, da er bereits durch zahlreiche Arbeiten abgedeckt worden ist.14 Stattdessen
soll der Schwerpunkt auf dem bisher weniger beachteten Thema der eigenen
Gestaltungsmacht des Ordens wie auch einzelner Klöster im Rahmen der
Dynamik ihrer historischen Entwicklung liegen. Zumindest in ihrer Anfangs-
phase war die zisterziensische Wirtschaft nach innen gerichtet. Die Eigenbe-
wirtschaftung von Agrarland hatte den Zweck, die Versorgung der Gemein-
schaft zu sichern, ein Aspekt zisterziensischen Lebens, der nach Max Weber
die Arbeit zu einem „hygienisch-asketischen Mittel“ steigerte und in dem
Werner Rösener eine Überschneidung von Spiritualität und Ökonomie fest-
gestellt hat, da die Arbeit ein elementarer Bestandteil der auf die Rückkehr
zum ursprünglichen Benediktinertum ausgerichteten Lebensweise der Ange-
hörigen des neuen Ordens war.1- Hierzu mussten die Voraussetzungen ge-
schaffen werden und in diesem Prozess war die Gestaltungsmacht des Ordens
und seiner Einzelklöster beim Aufbau von Wirtschaftsstrukturen ein ent-
scheidender Faktor. Es galt, im Rahmen des politischen, sozialen aber auch des
geologischen Umfeldes einen klar strukturierten Liegenschaftsbesitz zu kreie-
ren, ein Besitz, der sich in den meisten Fällen in der Nähe der zentralen Klos-
teranlage befand. Zisterziensische Ländereien und ihre wirtschaftliche Struk-
tur waren nicht die Resultate zufälliger Entscheidungen von Stiftern und
Schenkern, sondern entstanden durch langfristige wirtschaftliche Planung und
eigenständige Rechtstransaktionen, die in ihrer Zahl und Komplexität so um-
fangreich waren, dass sie spätestens seit der Mitte des 12. Jahrhunderts schrift-
lich fixiert und archivalisch verwaltet werden mussten.16
14 Der beste Zugang sind die Beiträge in Felten/Rösener (Hgg.), Norm und Realität (wie
Anm. 10); Siegfried Epperlein, Gründungsmythos deutscher Zisterzienserklöster westlich
und östlich der Elbe im hohen Mittelalter und der Bericht des Leubuser Mönches im 14. Jh.,
in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 3 (1967), S. 303-335, 314-319; Bauernfeind, Eigen-
wirtschaft und Grundherrschaft (wie Anm. 12), S. 18; Wolfgang Ribbe, Die Wirtschafts-
tätigkeit der Zisterzienser im Mittelalter: Agrarwirtschaft, in: Kaspar ELM/Peter Joerissen/
Hermann Josef Roth (Hgg.), Die Zisterzienser. Ordensleben zwischen Ideal und Wirklich-
keit, 2 Bde. (Schriften des Rheinischen Museumsamtes 10, 12), Bonn 1980-82, Bd. 1, S. 203-
215; John Raftis, Western Monasticism and Economic Organization, in: Comparative Stu-
dies in Society and History 3, 1961, S. 452-469, hier: S. 467-468.
15 Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ord-
nungen und Mächte. Teilband 2: Religiöse Gemeinschaften, ed. Hans KiPPENBERG/Petra
ScHiLM/Jutta Niemeier, Tübingen 2005, S. 105; Werner Rösener, Spiritualität und Ökono-
mie im Spannungsfeld der Zisterziensischen Lebensform, in: Citeaux 34, 1986, S. 245 -274,
hier S. 252.
16 Dazu die Beiträge in: Arnaud BAUDiN/Laurent Morelle (Hgg.), Les pratiques de l’ecrit
dans les abbayes Cisterciennes (XIF - milieu du XVIe siede). Produire, echanger, contröler,
conserver, Paris 2016.
 
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