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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0185
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Neue Kommunikationsformen im Bettelordenskonvent I 181

Ordenswesen, sondern für die damalige Zeit. Jede Kustodie hatte eine kleine
Schule zur Grundausbildung für die Predigt, dann gab es für jede Ordens-
provinz eine größere Schule, das Provinzstudium und die besonders begabten
Studenten wurden auf die weiterführende Schule geschickt, die sogenannten
studia generalia, die Generalstudien in aller Regel situiert in unmittelbarer Nähe
zu den Universitäten der Zeit, wie Bologna, Oxford, Cambridge und Köln.7
4. Sodann lässt sich eine auffällige Häufung mittelalterlicher Universitätsgelehr-
ter mit mendikantischem Hintergrund feststellen: Von den berühmten Theolo-
gen, Philosophen und Naturwissenschaftlern an den Universitäten des 13. Jahr-
hunderts, wie Alexander von Haies, Bonaventura, Thomas von Aquin, Albertus
Magnus, Roger Bacon in Paris, Köln und Oxford, bis zu dem Mathematiker
Luca Pacioli, der seinen Schüler Leonardo da Vinci mit den Prinzipien des Gol-
denen Schnitts vertraut machte und mit seiner Summa de Arithmetica (1487) für
die Verbreitung der doppelten Buchführung in ganz Europa sorgte.
5. Schließlich waren neue wissenschaftliche Methoden zur Erschließung des Wis-
sens, wie etwa die Erfindung der Indices seit dem späten 13. Jahrhundert nach-
weislich durch die Verbreitung und den Gebrauch mendikantischer Predigthand-
bücher und Exempelsammlungen an den Universitäten forciert worden.8
2.2. Was ist neu an den Kommunikationsformen in den Bettelorden?
Vorab soll der Untersuchungsgegenstand, nämlich die Durchlässigkeit der
Kommunikation in den Bettelorden von anderen innovativen Momenten in
der Ordenskommunikation abgegrenzt werden. Oder anders formuliert: Wenn
es neue Kommunikationsformen gibt, dann muss es vorher alte gegeben haben.
Wenn wir über die neuen reden, müssen wir uns darüber klar werden, was sie
von den alten unterscheidet. Wenn wir die neuen Kommunikationsformen der
Bettelorden analysieren wollen, dann müssen wir sie als zu untersuchende
Substanz - erlauben Sie mir hier die Metapher des Innovationslabors aufzu-
greifen - von den anderen Substanzen trennen. Auch wenn diese zweifellos
auch sehr interessant sind.

7 Bert Roest, A History of Franciscan Education, 1210-1517, Leiden 2000; Marian Mulch-
ahey, First the bow is bent in study. Dominican Education before 1350, Toronto 1998.
8 Mary A. RousE/Richard H. Rouse, The development of research tools in the thirteenth
Century, in: Dies., Authentic Witnesses. Approaches to Medieval Texts and Manuscripts,
Notre Dame/Indiana 1991, S. 221-255.
 
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