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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0262
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258 I Henryk Anzulewicz

De caelo, De anima ferner die kleinen Schriften zur Naturphilosophie {Parva,
naturalid) und die in der lateinischen Übersetzung bis dahin noch unvollständig
verfügbaren Bücher der Nikomachischen Ethik schon in den frühen 1240er Jah-
ren in der sog. Summa de creaturis I—II, d. h. in De IV coaequaevis und De
homine sowie in De bono in Form von Quaestionen auslegte. Die Reform der
Ausbildungsordnung hatte Albert am Studium generale zu Köln faktisch eigen-
ständig, noch bevor sie auf die Tagesordnung des Generalkapitels des Ordens
kam, vollzogen. Man kann sogar sagen, dass die vom Generalmagister Humbert
von Romans 1259 auf dem Generalkapitel in Valenciennes eingesetzte Kommis-
sion zur Studienreform, in die Albert einberufen war, nichts beschloss, was
nicht schon im Kölner Studienmodell umgesetzt gewesen wäre.27
Unter Alberts Leitung entwickelte sich das Kölner Studium generale der Do-
minikaner neben den Generalstudien von Paris, Bologna, Oxford und Montpel-
lier zu einem renommierten Zentrum einer weit über den Orden und die Lan-
desgrenzen ausstrahlenden Gelehrsamkeit. Es erlangte im 14. Jahrhundert den
Höhepunkt seiner Bedeutung und machte Köln zum Anziehungspunt für Stu-
dierende aus Nord-, Süd- und Ost-Europa. Da jedoch das Studium generale
keine Promotionsrechte hatte, gingen seine Studenten zum Erwerb des akade-
mischen Grades und der Lehrbefähigung für alle Hochschulen des christlichen
Abendlandes meist nach Paris.28 Mit der Gründung der Universität zu Köln im
Jahre 1388 waren die Studierenden am Studium generale zugleich der theologi-
schen Fakultät inkorporiert. Die Anbindung an die Universität sicherte dem
wissenschaftlichen Erbe des Doctor universalis eine breitere Aufnahme und
Wirksamkeit und führte im 15. Jahrhundert zur Ausbildung einer starken
Strömung der Albertisten mit ihrer eigenen Burse, der Bursa Laurentiana, die
sowohl die Theologen als auch die Vertreter der ^rfes-Fakultät vereinte.29
27 Vgl. oben Anm. 13. Willehad P. Eckert, Albertus Magnus und das Studium generale der
Dominikaner in Köln, in: Geschichte in Köln 8, 1980, S. 23. Auch nach der Studienreform
gab es im Orden weiterhin starke Vorbehalte gegen die von Albert durchgesetzte Öffnung
der Theologie auf die Philosophie und deren theologische Indienstnahme; zu den entschiede-
nen Gegnern einer übermäßigen Aufwertung der Philosophie gegenüber der Theologie ge-
hörte u. a. Gerard von Frachet, vgl. Berg, Armut und Wissenschaft (wie Anm. 13), S. 66-67.
28 Für die spätere Entwicklung des Studienwesens bei den Dominikanern vgl. Isnard W. Frank,
Die Bettelordensstudia im Gefüge des spätmittelalterlichen Universitätswesens (Institut für
Europäische Geschichte Mainz. Vorträge 83), Stuttgart 1988.
29 Vgl. Gilles Meersseman, Geschichte des Albertismus (Dissertationes Historicae III. V), 2
Bde., Paris 1933 (Bd. 1), Rom 1935 (Bd. 2); Gabriel M. Löhr, Die Kölner Dominikanerschu-
le vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Mit einer Übersicht über die Gesamtentwicklung, Frei-
burg/Schweiz 1946, S. 12-13; Eckert, Albertus Magnus und das Studium generale (wie
Anm. 27), S. 43-44; Erich Meuthen, Die alte Universität (Kölner Universitätsgeschichte 1),
Köln/Wien 1988, S. 42-48, 88-97; Götz-Rüdiger Tewes, Die Bursen der Kölner Artisten-
 
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