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Heeßel, Nils P.; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 5): Divinatorische Texte: II. Opferschau-Omina — Wiesbaden: Harrassowitz, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.32174#0011
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Divinatorische Texte II: Opferschau-Omina

Erscheinungsbild aufweisen, daß wir annehmen müssen, sie
seien in mittelassyrischer Zeit direkt aus Babylonien nach Assur
gelangt.

Es erwies sich als gute Fügung, daß ich die zahlreichen
Opferschau-Texte aus Assur Nils P. Heeßel anvertrauen konnte,
der in dieser Reihe bereits den ersten Band mit Divinatorischen
Texten (KAL 1) vorgelegt hat und in seiner 2009 vollendeten
Habilitationsschrift, ausgehend von dem hier vorgestellten
Inschriftenmaterial wichtige »Studien zur Entwicklung und
Serialisierung der Opferschau-Kompendien in Babylonien und
Assyrien« vorlegte. Von dieser Arbeit hat der fünfte Band der
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts ganz erheblich
profitiert.

Anders als die von Erich Ebeling in KAR vorgelegten
Autographien, die zwar verläßlich sind aber den paläographi-
schen Befund nicht wirklich genau erfassen, lassen die von Nils
Heeßel angefertigten keilschriftlichen Facsimiles keinen
Zweifel daran, daß der weitaus größte Bestand der
Opferschautexte aus Assur in der mittelassyrischen Zeit nieder-
geschrieben wurde. Der größte Teil der mittelassyrischen
Opferschautexte, deren Herkunft sich ermitteln läßt, kommt aus
den Ruinen des Haupttempels der Stadt. Der Bestand an
Opferschautexten aus der hohen und späten neuassyrischen Zeit
fällt hingegen mit zehn von insgesamt 117 Stücken über-
raschend gering aus. Man kann sich daher des Eindrucks nicht
erwehren, daß die gelehrte, sich auf schriftliche Traditionen
berufende Kunst der Opferschau vor allem im Umfeld des
assyrischen Königshofes in Blüte stand und in der Stadt Assur
dann bald an Bedeutung verlor, als die Herrscher Assyriens im
9. Jh. v. Chr. Assur als ständigen Wohnsitz aufgaben.
Keilschriftliche Protokolle über die Inspektion eines Opfertiers,
wie wir sie einerseits aus dem Umfeld von Privatleuten aus
altbabylonischer Zeit und andererseits in großer Zahl aus den
ninevitischen Archiven der letzten neuassyrischen Könige
kennen, haben die Ausgrabungen in Assur nicht hervorgebracht.
So bleiben uns Einblicke in die alltägliche Arbeit der
Eingeweideschauer weitgehend verwehrt, und wir wissen nur
wenig über die Auftraggeber der Opferschauer von Assur, deren
Anliegen und die für sie ermittelten Orakelbescheide.

In dem vorliegenden Buch erschließt Nils P. Heeßel nicht
nur das Corpus der in Assur gefundenen Opferschautexte. Seine

Editionen vermitteln uns auch ganz neue Erkenntnisse über die
Fachliteratur mesopotamischer Opferschauer. Dies gelang nicht
zuletzt, weil zur Deutung schlecht erhaltener Textpassagen und
zur Ergänzung von Textlücken zahlreiche Tontafeln aus Ninive,
Babylon, Sippar, Uruk und anderer Herkunft herangezogen
wurden. Einige dieser Tafeln macht Nils P. Heeßel in dem vor-
liegenden Band sogar erstmals bekannt. So entstand ein
Grundlagenwerk, das dem Umfang zweier Bände unserer Reihe
Keilschrifitexte aus Assur literarischen Inhalts entspricht.

Wie bereits der vierte Band der Reihe Keilschrifttexte aus
Assur literarischen Inhalts ist auch der vorliegende mit einem
Verzeichnis aller Logogramme, die in den zugänglich gemach-
ten Keilschrifttexten Verwendung fanden, sowie mit einem
Glossar versehen, das den gesamten Wortschatz der veröffent-
lichten Texte erschließt. In dem Glossar sind um der besseren
Übersichtlichkeit willen die Belege, die aus den Omenprotasen
stammen, von den Belegen geschieden, die den Omenapodosen
zuzuordnen sind. Das Glossar wird auf diese Weise zu einem
effizienten Instrument, um für beschädigte unveröffentlichte
Texte überzeugende Ergänzungen zu ermitteln und um ohne
großen Aufwand Textparallelen und Duplikate ausfindig zu
machen.

In den Keilschrifttexten aus Assur literarischen Inhalts sind
von dem vorliegenden Band an in dem Textkatalog sowie im
Kopfteil der Editionen bei der Beschreibung der vorgelegten
Tontafeln manche Maßangaben mit einem hochgestellten voran-
gesetzten m versehen. Dieses steht für »m(aximal)« und
bezeichnet so die ursprüngliche Gesamtlänge, -breite oder
-dicke einer Tontafel. Für Untersuchungen über Tafelformate
dürften diese Angaben nützlich sein.

Um den Ladenpreis niedrig zu halten und unnötige Fehler
zu vermeiden, wurden auch die Druckvorlagen des fünften
Bandes der Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts in der
Heidelberger Forschungsstelle erstellt. Diese aufwendige Arbeit
hat der Autor selbst besorgt, dem unser Dank ebenso gebührt
wie der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, die die
Arbeiten der Forschungsstelle »Edition literarischer Keil-
schrifttexte aus Assur« seit langer Zeit großzügig und
unbürokratisch fördert.

Heidelberg, im Dezember 2011

Stefan M. Maul
 
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