Vorwort des Verfassers
Die Opferschau stellte im Alten Orient die einfachste und sicher-
ste Möglichkeit dar, mit der Sphäre des Göttlichen direkt zu
kommunizieren und göttliche Entscheidungen zu drängenden
irdischen Problemen zu veranlassen. Zunächst mehr pragma-
tisch geprägt, entwickelte sich diese Divinationstechnik rasch zu
einer hochkomplexen Wissenschaft, die speziell geschulte
Spezialisten erforderte, welche sich der Auslegung von
Befunden auf den Organen des Opfertieres sowie dem Studium
der umfangreichen textlichen Tradition zur Opferschau-
Hermeneutik widmeten. Die zahlreichen bei den deutschen
Grabungen in Assur zwischen 1903 und 1914 gefundenen
Opferschau-Texte belegen das Interesse der Assyrer an dieser
babylonischen Divinationstechnik, das sich auch in der Überfüh-
rung von babylonischen Opferschau-Texten nach Assur und in
der Entstehung einer eigenen Opferschau-Tradition in der assy-
rischen Hauptstadt manifestierte. Einen Teil dieser Opferschau-
Texte aus Assur hatte bereits Erich Ebeling 1919-1923 im vier-
ten und neunten Faszikel der Keilschrifttexte aus Assur religiö-
sen Inhalts in Keilschriftautographie veröffentlicht, jedoch sind
diese bis auf wenige Ausnahmen bis heute nicht transliteriert
und übersetzt worden. Eine beträchtliche Anzahl von einschlägi-
gen Texten ist zudem bislang ganz unpubliziert geblieben. Im
vorliegenden Band werden 74 neue Texte und Textfragmente
zur Opferschau in Keilschriftkopie vorgelegt und zusammen mit
den 48 bereits in Keilschriftkopie publizierten Texten bearbeitet.
Dabei werden im allgemeinen nur solche bereits veröffentlich-
ten Tafeln neu kopiert, bei denen durch einen Textzusammen-
schluß der Text erweitert werden konnte; bei drei größeren
Tafeln (Nr. 1: KAR 423, Nr. 30: KAR 150, Nr. 70: KAR 151)
wurden allerdings aufgrund von zahlreichen kleineren Ver-
besserungen ebenfalls neue Keilschriftkopien angefertigt.
Die Opferschau-Texte aus Assur datieren zu einem großen
Teil in die mittelassyrische Zeit, aber auch mittelbabylonische
Manuskripte sind zahlreich belegt, während aus späterer, neu-
assyrischer Zeit relativ wenig Abschriften stammen. Unter den
erstmals publizierten Tafeln finden sich Omensammlungen zu
allen Bereichen der Leber und Lunge, insbesondere umfangrei-
che Abhandlungen zum padänu, dem „Pfad“, zum ubänu und
dem „Finger“, außerdem Modelle der Darmwindungen sowie
zahlreiche mittelassyrische Texte zur Hermeneutik der
Opferschau.
Die hier vorgelegten Texte aus dem Vorderasiatischen
Museum zu Berlin, wie auch die einzelnen Tafelfragmente aus
dem Britischen Museum und dem Louvre konnten im Original
eingesehen werden, während mir weitere, nicht in Berlin befind-
liche Tontafeln aus Assur nur durch Photographien bekannt wur-
den. Der Band enthält nahezu alle bekannten Opferschau-Texte
aus Assur. Es fehlen nur einige wenige Stücke aus dem Museum
zu Istanbul, die auf den Grabungsphotos aus Assur so klein
abgebildet sind, daß zwar ihre Einordnung als Opferschau-
Omina wahrscheinlich, eine Bearbeitung jedoch unmöglich ist.
Die Voraussetzung für die Bearbeitung der Opferschau-
Texte aus Assur hat Prof. Dr. Stefan M. Maul mit der
Erarbeitung seines Katalogs der literarischen Texte aus Assur
und der Identifizierung der allermeisten der hier vorgelegten
Stücke als zur Opferschau gehörig geschaffen. Für sein
Vertrauen, mir diese Texte zur Publikation zu überlassen, aber
auch für sein stetes Interesse und seine zahlreichen Hinweise,
die mich vor manchem Fehler bewahrt haben, bin ich ihm sehr
verbunden.
Für die freundliche Aufnahme und vielerlei Hilfe bei zahl-
reichen Besuchen im Vorderasiatischen Museum, Berlin danke
ich der Direktorin Frau Prof. Dr. Beate Salje und dem Kurator
der Tontafelsammlung Dr. Joachim Marzahn. Herrn Frank
Gaedicke bin ich nicht nur für seine geduldige Bereitstellung der
von mir erbetenen Tafeln zu Dank verpflichtet, sondern vor
allem auch für seinen Einsatz zur Auffindung der abgebroche-
nen rechten Seite von VAT 10811, ohne den die hier vorgelegte
Neuedition unmöglich gewesen wäre. Frau Uta von Eickstedt
gilt mein Dank für die kurzfristige Reinigung mehrerer
Tontafelfragmente. Für die Möglichkeit, im Britischen Museum,
London Paralleltexte zu den hier publizierten Opferschau-
Texten aufnehmen zu dürfen und für die Erlaubnis zur
Publikation von K 12451 danke ich den Trustees of the British
Museum, sowie insbesondere Dr. Irving Finkel und Dr. Jon
Taylor. Prof. Dr. Beatrice Andre-Salvini vom Departement des
Antiquites Orientales du Musee du Louvre ermöglichte mir
freundlicherweise, AO 7264 zu kollationieren.
Viele Fachkollegen haben mich während der Arbeit an die-
sem Buch auf verschiedenste Weise unterstützt. Vor allem sind
hier die zahlreichen fruchtbaren Diskussionen zu nennen, die ich
mit PD Dr. Jeanette Fincke (Leiden), Prof. Dr. Eckart Frahm
(New Haven), PD Dr. Lilian Maul-Balensiefen (Heidelberg),
Dr. Wiebke Meinhold (Heidelberg), Dr. Stefan Jakob
(Heidelberg) und Dr. Frauke Weihershäuser (Heidelberg) - alle-
samt ehemalige und derzeitige Kollegen an der Assur-
Forschungsstelle in Heidelberg - führen durfte. Dr. Ulla S. Koch
(Kopenhagen) und Prof. Dr. Jean-Jacques Glassner (Paris) stell-
ten mir eigene, zum Teil noch unpublizierte Arbeiten zur altori-
entalischen Opferschau zur Verfügung, wofür ihnen herzlich
Die Opferschau stellte im Alten Orient die einfachste und sicher-
ste Möglichkeit dar, mit der Sphäre des Göttlichen direkt zu
kommunizieren und göttliche Entscheidungen zu drängenden
irdischen Problemen zu veranlassen. Zunächst mehr pragma-
tisch geprägt, entwickelte sich diese Divinationstechnik rasch zu
einer hochkomplexen Wissenschaft, die speziell geschulte
Spezialisten erforderte, welche sich der Auslegung von
Befunden auf den Organen des Opfertieres sowie dem Studium
der umfangreichen textlichen Tradition zur Opferschau-
Hermeneutik widmeten. Die zahlreichen bei den deutschen
Grabungen in Assur zwischen 1903 und 1914 gefundenen
Opferschau-Texte belegen das Interesse der Assyrer an dieser
babylonischen Divinationstechnik, das sich auch in der Überfüh-
rung von babylonischen Opferschau-Texten nach Assur und in
der Entstehung einer eigenen Opferschau-Tradition in der assy-
rischen Hauptstadt manifestierte. Einen Teil dieser Opferschau-
Texte aus Assur hatte bereits Erich Ebeling 1919-1923 im vier-
ten und neunten Faszikel der Keilschrifttexte aus Assur religiö-
sen Inhalts in Keilschriftautographie veröffentlicht, jedoch sind
diese bis auf wenige Ausnahmen bis heute nicht transliteriert
und übersetzt worden. Eine beträchtliche Anzahl von einschlägi-
gen Texten ist zudem bislang ganz unpubliziert geblieben. Im
vorliegenden Band werden 74 neue Texte und Textfragmente
zur Opferschau in Keilschriftkopie vorgelegt und zusammen mit
den 48 bereits in Keilschriftkopie publizierten Texten bearbeitet.
Dabei werden im allgemeinen nur solche bereits veröffentlich-
ten Tafeln neu kopiert, bei denen durch einen Textzusammen-
schluß der Text erweitert werden konnte; bei drei größeren
Tafeln (Nr. 1: KAR 423, Nr. 30: KAR 150, Nr. 70: KAR 151)
wurden allerdings aufgrund von zahlreichen kleineren Ver-
besserungen ebenfalls neue Keilschriftkopien angefertigt.
Die Opferschau-Texte aus Assur datieren zu einem großen
Teil in die mittelassyrische Zeit, aber auch mittelbabylonische
Manuskripte sind zahlreich belegt, während aus späterer, neu-
assyrischer Zeit relativ wenig Abschriften stammen. Unter den
erstmals publizierten Tafeln finden sich Omensammlungen zu
allen Bereichen der Leber und Lunge, insbesondere umfangrei-
che Abhandlungen zum padänu, dem „Pfad“, zum ubänu und
dem „Finger“, außerdem Modelle der Darmwindungen sowie
zahlreiche mittelassyrische Texte zur Hermeneutik der
Opferschau.
Die hier vorgelegten Texte aus dem Vorderasiatischen
Museum zu Berlin, wie auch die einzelnen Tafelfragmente aus
dem Britischen Museum und dem Louvre konnten im Original
eingesehen werden, während mir weitere, nicht in Berlin befind-
liche Tontafeln aus Assur nur durch Photographien bekannt wur-
den. Der Band enthält nahezu alle bekannten Opferschau-Texte
aus Assur. Es fehlen nur einige wenige Stücke aus dem Museum
zu Istanbul, die auf den Grabungsphotos aus Assur so klein
abgebildet sind, daß zwar ihre Einordnung als Opferschau-
Omina wahrscheinlich, eine Bearbeitung jedoch unmöglich ist.
Die Voraussetzung für die Bearbeitung der Opferschau-
Texte aus Assur hat Prof. Dr. Stefan M. Maul mit der
Erarbeitung seines Katalogs der literarischen Texte aus Assur
und der Identifizierung der allermeisten der hier vorgelegten
Stücke als zur Opferschau gehörig geschaffen. Für sein
Vertrauen, mir diese Texte zur Publikation zu überlassen, aber
auch für sein stetes Interesse und seine zahlreichen Hinweise,
die mich vor manchem Fehler bewahrt haben, bin ich ihm sehr
verbunden.
Für die freundliche Aufnahme und vielerlei Hilfe bei zahl-
reichen Besuchen im Vorderasiatischen Museum, Berlin danke
ich der Direktorin Frau Prof. Dr. Beate Salje und dem Kurator
der Tontafelsammlung Dr. Joachim Marzahn. Herrn Frank
Gaedicke bin ich nicht nur für seine geduldige Bereitstellung der
von mir erbetenen Tafeln zu Dank verpflichtet, sondern vor
allem auch für seinen Einsatz zur Auffindung der abgebroche-
nen rechten Seite von VAT 10811, ohne den die hier vorgelegte
Neuedition unmöglich gewesen wäre. Frau Uta von Eickstedt
gilt mein Dank für die kurzfristige Reinigung mehrerer
Tontafelfragmente. Für die Möglichkeit, im Britischen Museum,
London Paralleltexte zu den hier publizierten Opferschau-
Texten aufnehmen zu dürfen und für die Erlaubnis zur
Publikation von K 12451 danke ich den Trustees of the British
Museum, sowie insbesondere Dr. Irving Finkel und Dr. Jon
Taylor. Prof. Dr. Beatrice Andre-Salvini vom Departement des
Antiquites Orientales du Musee du Louvre ermöglichte mir
freundlicherweise, AO 7264 zu kollationieren.
Viele Fachkollegen haben mich während der Arbeit an die-
sem Buch auf verschiedenste Weise unterstützt. Vor allem sind
hier die zahlreichen fruchtbaren Diskussionen zu nennen, die ich
mit PD Dr. Jeanette Fincke (Leiden), Prof. Dr. Eckart Frahm
(New Haven), PD Dr. Lilian Maul-Balensiefen (Heidelberg),
Dr. Wiebke Meinhold (Heidelberg), Dr. Stefan Jakob
(Heidelberg) und Dr. Frauke Weihershäuser (Heidelberg) - alle-
samt ehemalige und derzeitige Kollegen an der Assur-
Forschungsstelle in Heidelberg - führen durfte. Dr. Ulla S. Koch
(Kopenhagen) und Prof. Dr. Jean-Jacques Glassner (Paris) stell-
ten mir eigene, zum Teil noch unpublizierte Arbeiten zur altori-
entalischen Opferschau zur Verfügung, wofür ihnen herzlich