Einleitung
11
Assur in babylonischer Schrift, 122 als Regel jedoch bei denen in
mittelassyrischer Schrift. 123 Daher kann dieser Vermerk als gro-
bes Datierungskriterium verwendet werden; die genaue
Bedeutung von BE und/oder MAN in diesem Kontext ist bislang
nicht überzeugend ermittelt worden. 124
In den mittelassyrischen Opferschau-Kompendien aus
Assur sind einige für diese Zeit und Textgattung auffällige Be-
sonderheiten zu beobachten. Hierzu gehören insbesondere die
Verwendung des Zeichens nfs (Zeichen gis) in der Schreibung
sä-nis bei der Einleitung einer zweiten, altemativen Apodose, 125
die Verwendung des Zeichens SÜH für tesü „Verwirrung“, die
außerhalb Assurs bislang nicht nachzuweisen ist, 126 sowie
Schreibungen ohne das zu erwartende Determinativ 127. Auffällig
sind auch paläographische Besonderheiten, wie die Verwendung
des Zeichens KU für KIN, die Schreibung GÜ.LAGAB statt
GÜ.MUR für ur udu, die „Luftröhre“ sowie die Verwendung der
babylonischen Form des Zeichens AG, wenn es als phonetisches
Komplement verwendet wird 128. Assyriasmen sind hingegen in
den Texten nur sehr vereinzelt, insbesondere bei den Präfixen
von Verben primae aleph, nachzuweisen. 129
Zusätzlich zu den Opferschau-Texten in assyrischer Schrift
wurden in Assur auch 26 Texte in babylonischem Duktus gefun-
den, die aufgrund der Paläographie der mittelbabylonischen Zeit
zuzurechnen sind. Damit sind diese Texte - bis zur Publikation
der Opferschau-Texte aus Babylon 130 - die größte bekannte
Gruppe von mittelbabylonischen Opferschau-Kompendien. Sie
entstammen fast allen Bereichen der Opferschau, nur zur
„Präsenz“ und zur „Keule(nmarkierung)“ ist bislang kein baby-
lonischer Text in Assur identifiziert worden. 131 Über ihre genaue
Herkunft erfährt man aus den Texten selbst nichts, da in den
122 Siehe VAT 9512 (Nr. 8). Eine weitere mittelbabylonische Tafel, die
diesen Vermerk aufweist, ist die „Tablet Carre“, vgl. U. Jeyes, in: A. R.
George und I. L. Finkel (Hrsg.), Fs. W. G. Lambert, 345-373, Rs. 32.
123 AO 7264 (Nr. 31), A 8 (Nr. 37), VAT 10513 (Nr. 38), VAT 10115 (Nr.
43, KAR 446), VAT 14362 (Nr. 46), K 205 (+) Rm2,101 (Nr. 51), VAT
10125 (Nr. 52, KAR 428), VAT 10159 (Nr. 56, KAR 153), VAT 10142
(Nr. 57, KAR 437), VAT 10114 (Nr. 69, KAR 427), VAT 9139 (Nr.
72); VAT 13798 (Nr. 73), VAT 10666 (Nr. 77, KAR 441) und VAT
10168 (Nr. 80, KAR 152).
124 Siehe hierzu E. Weidner, AfO 16 (1952-53) 203 und H. Hunger, BAK
5-6. U. Jeyes, in: A. R. George und I. L. Finkel (Hrsg.), Fs. W. G.
Lambert, 370f. (zu Rs. 32) hat vermutet, daß BE gamir “finished” zu
lesen ist und dies bedeute, daß das Thema des Textes damit erschöpft
sei. Für MAN bietet sie eine ungewöhnliche Erklärung an, indem sie das
Zeichen als U.U bzw. BÜR.BÜR aufspaltet und pullus “perforated” oder
“equipped with holes” liest, d. h. mit Brennlöchern versehen. Sie ver-
weist auf K 205 (+) Rm2, 101 (Nr. 51), der Brennlöcher und den
Vermerk BE MAN (bzw. BÜR.BÜR) aufweist, sowie AO 7264 (Nr. 31),
der keine Brennlöcher hat und bei dem der Vermerk nur BE BE BE lau-
tet, MAN (bzw. BÜR.BÜR) also fehlt. Für die Opferschau-Kompendien
ginge diese originelle Erklärung tatsächlich auf, da auch auf
VAT 10142 (Nr. 57, KAR 437) und VAT 9512 (Nr. 8), die beide keine
Brennlöcher aufweisen, nur das Zeichen BE erhalten ist; allerdings kann
MAN hier im weggebrochenen Teil gestanden haben. Ein Beispiel, das
gegen Jeyes’ Erklärung spricht, ist jedoch der mythologische Text
VAT 9307 (KAR 4), der wie AO 7264 (Nr. 31) nur den Vermerk BE,
dazu aber Brennlöcher aufweist.
bearbeitung unter den Nummern 2-3, 8-9, 18, 22-24, 28-29, 36, 47-50,
64-65, 80, 83, 86-87, 90-93 . Da sich vier Texte (90-93) einer genauen
Einordnung entziehen, ist es möglich, daß sich unter diesen Fragmenten
Texte zur „Präsenz“ und/oder zur „Keule(nmarkierung)“ befinden.
Kolophonen der Ort der Niederschrift nicht genannt wird. 132
Schon in der Form unterscheiden sich diese Tafeln jedoch erheb-
lich von den assyrischen. Unter den babylonischen Tafeln sind
kleine Tafeln im Breitformat häufig belegt, während bei assyri-
schen Tafeln ein größeres Format, das immer höher als breit ist,
bevorzugt wird. 133 Es ist daher sehr wahrscheinlich, wenn auch
nicht unwiderlegbar zu beweisen, daß diese Texte in Babylonien
geschrieben und nach Assur verbracht, und nicht - was auch
denkbar wäre - von babylonischen Gelehrten in Assur geschrie-
ben wurden. 134 Sie könnten zumindest teilweise mit den Tafeln
identisch sein, die laut einer Passage im „Tukulti-Ninurta-Epos“
dieser König nach seinem Sieg über Kastilias IV. aus
Babylonien raubte und nach Assyrien, wahrscheinlich nach
Assur, überführte. 135
Die Fundorte der Opferschau-Kompendien aus Assur lassen
sich relativ genau bestimmen. Für immerhin 59 der 117 Tafeln
und Tafelfragmente ist eine Fundnummer bekannt und damit der
Fundort zu ermitteln. Fast ein Drittel dieser 59 Tafeln, 18 an der
Zahl, wurde im Südwesthof des Assur-Tempels, im Areal hD3V
oder in den benachbarten Arealen gefunden. 136 Dieser
Südwesthof, der „Hof des Nunamnir“ genannt wurde, geht auf
den großen Wiederauf- und Ausbau des Assur-Tempels durch
Salmanassar I. (1263-1244 v. Chr.) zurück. Die meisten dieser
18 und der ca. 200 weiteren Tafeln und Tafelfragmente wurden
an der Nordwestmauer des Hofes, in den nordwestlichen
132 Eine Ausnahme hierzu ist VAT 8611 (Nr. 30), eine neuassyrische
Abschrift eines altbabylonischen Opferschau-Kompendiums. Im
Kolophon wird Babylon als Herkunftsort der Vorlage genannt.
133 Kleine Tafeln im Breitformat finden sich unter Nr. 2 und Nr. 8.
Mittelassyrische Tafeln wie beispielsweise 36-37, 51 oder 67 sind
erheblich größer. Wie sehr das Breitformat typisch für babylonische
Tontafeln ist, zeigt auch VAT 8611 (Nr. 30), der die neuassyrische
Abschrift eines altbabylonischen Textes darstellt und dabei das
Breitformat der altbabylonischen Vorlage übernimmt.
134 Zu einem prominenten babylonischen Gelehrten in Assur zur Zeit
Assur-uballits siehe F. A. M. Wiggermann, in: R. J. van der Spek
(Hrsg.),Fs.Stol, 203-234.
An dieser Stelle ist eine Beobachtung Ernst Weidners zu diskutieren,
die eine direkte Beeinflussung der mittelassyrischen Opferschauer
durch die babylonische Tradition beweisen könnte. So hatte Weidner,
AfO 16 (1952-53) 199 behauptet, assyrische Schreiber hätten durch die
Kopie von babylonischen Texten Abschriften hergestellt, „bei denen
die babylonischen Schriftzeichen mit assyrischen Schriftzeichen unter-
mischt sind“. Leider nennt Weidner keinen einzigen Beleg für diese
überraschende Beobachtung, die zeigen würde, daß assyrische
Schreiber direkt babylonische Texte kopierten. Auch dem Verfasser
dieser Zeilen bleibt nach Kollation und Lektüre der babylonischen
Opferschau-Kompendien aus Assur unklar, was Weidner damit meinte.
Es gibt in diesen babylonischen Texten keinerlei assyrische Zeichen-
formen, die Weidners Bemerkung erklären könnten, und so kann nur
vermutet werden, daß Weidner aufgrund der wenigen bekannten mittel-
babylonischen Texte des Traditionsstroms einen unvollständigen
Eindruck der mittelbabylonischen Paläographie hatte. Als Beispiel hier-
für kann das Zeichen RU gelten, das sich zwar in babylonischen und
assyrischen Texten grundsätzlich unterscheidet und im Babylonischen
mit einem gebrochenen senkrechten sowie einem weiteren senkrechten
Keil geschrieben wird, während es im Assyrischen drei senkrechte
Keile aufweist. Dies gilt aber vor allem für Texte des ersten vorchrist-
lichen Jahrtausends, während in älteren babylonischen Texten das
Zeichen durchaus auch so geschrieben wird, wie in assyrischen Texten,
nämlich mit drei senkrechten Keilen, wobei häufig der mittlere senk-
rechte Keil etwas tiefer gesetzt wird.
Siehe hierzu P. Machinist, The Epic of Tukulti-Ninurta I., S. 128f.,
Z. 2’-ll\ B. Foster, B„ Before the Muses 227, Zeile l-ll’. Unter den
explizit genannten Textgenren, die von Babylonien nach Assyrien über-
führt wurden, erscheint auch das Korpus der Opferschautexte (bärütu).
Hierzu gehören VAT 10156 (Nr. 2), VAT 10669 (Nr. 6), VAT 10788
(Nr. 18), A 8 (Nr. 37), VAT 10513 (Nr. 38), VAT 9969 (Nr. 42), VAT
10125 (Nr. 52), VAT 10159 (Nr. 56), VAT 9413 (Nr. 61), VAT 10418
+ A 9 (Nr. 63), VAT 10114 (Nr. 69), VAT 9883 (Nr. 75), VAT 10168
(Nr. 80), VAT 10751 (Nr. 86), A 120 (Nr. 88), VAT 10439 (Nr. 89),
VAT 10390 (Nr. 99) und VAT 10535 (Nr. 101).
125 Siehe dazu den Wortindex S. 350.
126 Siehe hierzu die Bemerkungen zu Nr. 13-15 Rs. 24.
127 Siehe hierzu Nr. 31 Rs. 12’. 135
128 Siehe dazu Nr. 88 Rs. 32’.
129 Siehe zu Nr. 21 Vs. 22’, 24’ und Nr. 52 Rs. 31f.
130 Zu den mittelbabylonischen Opferschau-Kompendien aus Babylon
siehe O. Pedersen, ADOG 25, S. 78-82, Bibliothek M 4. 136
131 Siehe die in babylonischer Schrift geschriebenen Texte in der Text-
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Assur in babylonischer Schrift, 122 als Regel jedoch bei denen in
mittelassyrischer Schrift. 123 Daher kann dieser Vermerk als gro-
bes Datierungskriterium verwendet werden; die genaue
Bedeutung von BE und/oder MAN in diesem Kontext ist bislang
nicht überzeugend ermittelt worden. 124
In den mittelassyrischen Opferschau-Kompendien aus
Assur sind einige für diese Zeit und Textgattung auffällige Be-
sonderheiten zu beobachten. Hierzu gehören insbesondere die
Verwendung des Zeichens nfs (Zeichen gis) in der Schreibung
sä-nis bei der Einleitung einer zweiten, altemativen Apodose, 125
die Verwendung des Zeichens SÜH für tesü „Verwirrung“, die
außerhalb Assurs bislang nicht nachzuweisen ist, 126 sowie
Schreibungen ohne das zu erwartende Determinativ 127. Auffällig
sind auch paläographische Besonderheiten, wie die Verwendung
des Zeichens KU für KIN, die Schreibung GÜ.LAGAB statt
GÜ.MUR für ur udu, die „Luftröhre“ sowie die Verwendung der
babylonischen Form des Zeichens AG, wenn es als phonetisches
Komplement verwendet wird 128. Assyriasmen sind hingegen in
den Texten nur sehr vereinzelt, insbesondere bei den Präfixen
von Verben primae aleph, nachzuweisen. 129
Zusätzlich zu den Opferschau-Texten in assyrischer Schrift
wurden in Assur auch 26 Texte in babylonischem Duktus gefun-
den, die aufgrund der Paläographie der mittelbabylonischen Zeit
zuzurechnen sind. Damit sind diese Texte - bis zur Publikation
der Opferschau-Texte aus Babylon 130 - die größte bekannte
Gruppe von mittelbabylonischen Opferschau-Kompendien. Sie
entstammen fast allen Bereichen der Opferschau, nur zur
„Präsenz“ und zur „Keule(nmarkierung)“ ist bislang kein baby-
lonischer Text in Assur identifiziert worden. 131 Über ihre genaue
Herkunft erfährt man aus den Texten selbst nichts, da in den
122 Siehe VAT 9512 (Nr. 8). Eine weitere mittelbabylonische Tafel, die
diesen Vermerk aufweist, ist die „Tablet Carre“, vgl. U. Jeyes, in: A. R.
George und I. L. Finkel (Hrsg.), Fs. W. G. Lambert, 345-373, Rs. 32.
123 AO 7264 (Nr. 31), A 8 (Nr. 37), VAT 10513 (Nr. 38), VAT 10115 (Nr.
43, KAR 446), VAT 14362 (Nr. 46), K 205 (+) Rm2,101 (Nr. 51), VAT
10125 (Nr. 52, KAR 428), VAT 10159 (Nr. 56, KAR 153), VAT 10142
(Nr. 57, KAR 437), VAT 10114 (Nr. 69, KAR 427), VAT 9139 (Nr.
72); VAT 13798 (Nr. 73), VAT 10666 (Nr. 77, KAR 441) und VAT
10168 (Nr. 80, KAR 152).
124 Siehe hierzu E. Weidner, AfO 16 (1952-53) 203 und H. Hunger, BAK
5-6. U. Jeyes, in: A. R. George und I. L. Finkel (Hrsg.), Fs. W. G.
Lambert, 370f. (zu Rs. 32) hat vermutet, daß BE gamir “finished” zu
lesen ist und dies bedeute, daß das Thema des Textes damit erschöpft
sei. Für MAN bietet sie eine ungewöhnliche Erklärung an, indem sie das
Zeichen als U.U bzw. BÜR.BÜR aufspaltet und pullus “perforated” oder
“equipped with holes” liest, d. h. mit Brennlöchern versehen. Sie ver-
weist auf K 205 (+) Rm2, 101 (Nr. 51), der Brennlöcher und den
Vermerk BE MAN (bzw. BÜR.BÜR) aufweist, sowie AO 7264 (Nr. 31),
der keine Brennlöcher hat und bei dem der Vermerk nur BE BE BE lau-
tet, MAN (bzw. BÜR.BÜR) also fehlt. Für die Opferschau-Kompendien
ginge diese originelle Erklärung tatsächlich auf, da auch auf
VAT 10142 (Nr. 57, KAR 437) und VAT 9512 (Nr. 8), die beide keine
Brennlöcher aufweisen, nur das Zeichen BE erhalten ist; allerdings kann
MAN hier im weggebrochenen Teil gestanden haben. Ein Beispiel, das
gegen Jeyes’ Erklärung spricht, ist jedoch der mythologische Text
VAT 9307 (KAR 4), der wie AO 7264 (Nr. 31) nur den Vermerk BE,
dazu aber Brennlöcher aufweist.
bearbeitung unter den Nummern 2-3, 8-9, 18, 22-24, 28-29, 36, 47-50,
64-65, 80, 83, 86-87, 90-93 . Da sich vier Texte (90-93) einer genauen
Einordnung entziehen, ist es möglich, daß sich unter diesen Fragmenten
Texte zur „Präsenz“ und/oder zur „Keule(nmarkierung)“ befinden.
Kolophonen der Ort der Niederschrift nicht genannt wird. 132
Schon in der Form unterscheiden sich diese Tafeln jedoch erheb-
lich von den assyrischen. Unter den babylonischen Tafeln sind
kleine Tafeln im Breitformat häufig belegt, während bei assyri-
schen Tafeln ein größeres Format, das immer höher als breit ist,
bevorzugt wird. 133 Es ist daher sehr wahrscheinlich, wenn auch
nicht unwiderlegbar zu beweisen, daß diese Texte in Babylonien
geschrieben und nach Assur verbracht, und nicht - was auch
denkbar wäre - von babylonischen Gelehrten in Assur geschrie-
ben wurden. 134 Sie könnten zumindest teilweise mit den Tafeln
identisch sein, die laut einer Passage im „Tukulti-Ninurta-Epos“
dieser König nach seinem Sieg über Kastilias IV. aus
Babylonien raubte und nach Assyrien, wahrscheinlich nach
Assur, überführte. 135
Die Fundorte der Opferschau-Kompendien aus Assur lassen
sich relativ genau bestimmen. Für immerhin 59 der 117 Tafeln
und Tafelfragmente ist eine Fundnummer bekannt und damit der
Fundort zu ermitteln. Fast ein Drittel dieser 59 Tafeln, 18 an der
Zahl, wurde im Südwesthof des Assur-Tempels, im Areal hD3V
oder in den benachbarten Arealen gefunden. 136 Dieser
Südwesthof, der „Hof des Nunamnir“ genannt wurde, geht auf
den großen Wiederauf- und Ausbau des Assur-Tempels durch
Salmanassar I. (1263-1244 v. Chr.) zurück. Die meisten dieser
18 und der ca. 200 weiteren Tafeln und Tafelfragmente wurden
an der Nordwestmauer des Hofes, in den nordwestlichen
132 Eine Ausnahme hierzu ist VAT 8611 (Nr. 30), eine neuassyrische
Abschrift eines altbabylonischen Opferschau-Kompendiums. Im
Kolophon wird Babylon als Herkunftsort der Vorlage genannt.
133 Kleine Tafeln im Breitformat finden sich unter Nr. 2 und Nr. 8.
Mittelassyrische Tafeln wie beispielsweise 36-37, 51 oder 67 sind
erheblich größer. Wie sehr das Breitformat typisch für babylonische
Tontafeln ist, zeigt auch VAT 8611 (Nr. 30), der die neuassyrische
Abschrift eines altbabylonischen Textes darstellt und dabei das
Breitformat der altbabylonischen Vorlage übernimmt.
134 Zu einem prominenten babylonischen Gelehrten in Assur zur Zeit
Assur-uballits siehe F. A. M. Wiggermann, in: R. J. van der Spek
(Hrsg.),Fs.Stol, 203-234.
An dieser Stelle ist eine Beobachtung Ernst Weidners zu diskutieren,
die eine direkte Beeinflussung der mittelassyrischen Opferschauer
durch die babylonische Tradition beweisen könnte. So hatte Weidner,
AfO 16 (1952-53) 199 behauptet, assyrische Schreiber hätten durch die
Kopie von babylonischen Texten Abschriften hergestellt, „bei denen
die babylonischen Schriftzeichen mit assyrischen Schriftzeichen unter-
mischt sind“. Leider nennt Weidner keinen einzigen Beleg für diese
überraschende Beobachtung, die zeigen würde, daß assyrische
Schreiber direkt babylonische Texte kopierten. Auch dem Verfasser
dieser Zeilen bleibt nach Kollation und Lektüre der babylonischen
Opferschau-Kompendien aus Assur unklar, was Weidner damit meinte.
Es gibt in diesen babylonischen Texten keinerlei assyrische Zeichen-
formen, die Weidners Bemerkung erklären könnten, und so kann nur
vermutet werden, daß Weidner aufgrund der wenigen bekannten mittel-
babylonischen Texte des Traditionsstroms einen unvollständigen
Eindruck der mittelbabylonischen Paläographie hatte. Als Beispiel hier-
für kann das Zeichen RU gelten, das sich zwar in babylonischen und
assyrischen Texten grundsätzlich unterscheidet und im Babylonischen
mit einem gebrochenen senkrechten sowie einem weiteren senkrechten
Keil geschrieben wird, während es im Assyrischen drei senkrechte
Keile aufweist. Dies gilt aber vor allem für Texte des ersten vorchrist-
lichen Jahrtausends, während in älteren babylonischen Texten das
Zeichen durchaus auch so geschrieben wird, wie in assyrischen Texten,
nämlich mit drei senkrechten Keilen, wobei häufig der mittlere senk-
rechte Keil etwas tiefer gesetzt wird.
Siehe hierzu P. Machinist, The Epic of Tukulti-Ninurta I., S. 128f.,
Z. 2’-ll\ B. Foster, B„ Before the Muses 227, Zeile l-ll’. Unter den
explizit genannten Textgenren, die von Babylonien nach Assyrien über-
führt wurden, erscheint auch das Korpus der Opferschautexte (bärütu).
Hierzu gehören VAT 10156 (Nr. 2), VAT 10669 (Nr. 6), VAT 10788
(Nr. 18), A 8 (Nr. 37), VAT 10513 (Nr. 38), VAT 9969 (Nr. 42), VAT
10125 (Nr. 52), VAT 10159 (Nr. 56), VAT 9413 (Nr. 61), VAT 10418
+ A 9 (Nr. 63), VAT 10114 (Nr. 69), VAT 9883 (Nr. 75), VAT 10168
(Nr. 80), VAT 10751 (Nr. 86), A 120 (Nr. 88), VAT 10439 (Nr. 89),
VAT 10390 (Nr. 99) und VAT 10535 (Nr. 101).
125 Siehe dazu den Wortindex S. 350.
126 Siehe hierzu die Bemerkungen zu Nr. 13-15 Rs. 24.
127 Siehe hierzu Nr. 31 Rs. 12’. 135
128 Siehe dazu Nr. 88 Rs. 32’.
129 Siehe zu Nr. 21 Vs. 22’, 24’ und Nr. 52 Rs. 31f.
130 Zu den mittelbabylonischen Opferschau-Kompendien aus Babylon
siehe O. Pedersen, ADOG 25, S. 78-82, Bibliothek M 4. 136
131 Siehe die in babylonischer Schrift geschriebenen Texte in der Text-