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Heeßel, Nils P.; Maul, Stefan M. [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 5): Divinatorische Texte: II. Opferschau-Omina — Wiesbaden: Harrassowitz, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.32174#0072
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Nr. 1

59

II 15-16

II 17-19

II 20
1121
II 22

II 23
II 24

II 26
II 27

Termini (ruqqu, ruqqi nasrapti, ruqqi amüti, ruqqi padäni und auch ruqqi pitir säri) als Synonyme betrachten, die den
Bereich zwischen der Präsenz und dem Pfad bezeichnen (siehe auch die Abbildung in BLO S. 45 unter E). Insbesondere
die von J. Nougayrol, RA 44 (1950) 20 und U. Koch-Westenholz, BLO 64 herausgestellte Ähnlichkeit des altbabylonischen
Textes VAT 602 (siehe die neue Bearbeitung von J.-J. Glassner, NABU 2009/31), der das niqqii (als Abkürzung zu ruqqi
pitir säri) behandelt, mit der das ruqqi nasrapti behandelnden zweiten Tafel des Kapitels summa pän täkalti der bärütu-
Serie spricht für diese Vermutung. Allerdings erscheinen ruqqi pitir säri und ruqqi nasrapti zusammen in VAT 9993 (Nr.
24) Vs. 4’-12’, wodurch wiederum unterschiedliche Leberteile zu erwarten sind.

Bei sepu(GJR), dem „Fuß“ bzw. der „Fuß(markierung)“, handelt es sich nach R. Leiderer, Anatomie 100 um „feine natür-
liche Zeichnungen auf der Gallenblase, die annähernd einem menschlichen Fuß gleichen“. Sie erscheinen vorwiegend auf
der Gallenblase (siehe dazu I. Starr, SAA IV, LI-LII), können aber wie im vorliegenden Fall auch auf Leber- und
Lungenteilen vorhanden sein. U. Jeyes, OBE 84 hat betont, daß ein Fuß in der Protase oft von einen „Fuß“ in der Apodose
gefolgt und mit Vorstellungen vom „Kommen“ oder „Überbringen“ assoziiert wird. Die Zeichnung einer Fußmarkierung
erscheint auf dem Lebermodell KBo 7, Nr. 7.

// BLO 96/24’, 98/2 und 101/14 sowie VAT 602 (J. Nougayrol, RA 44 [1950] 16 und J.-J. Glassner, NABU 2009/31) Vs. 1.
Siehe die Diskussion bei U. Koch-Westenholz, BLO, S. 462, Anm. 1126, die die Apodose NUN GAL.MES SES.MES NU
UR5-tu SU-su KUR-äd als korrupte Form der altbabylonischen Apodose in VAT 602, Vs. 1: NUN i-ka-bi-it-ma a-bu-ut a-
hi la sa-ti ip-[pes] auffaßt. Problematisch bleibt dabei die Interpretation von GAL.MES als rabütu „Größe, Rang, Prestige“,
da dann entweder GAL mit phonetischem Komplement oder eine syllabische Schreibung zu erwarten wäre. Eine
Interpration von GAL.MES SES.MES als rabi ahhT „die Hochgestellten der Brüder“ vermag in diesem Kontext jedoch eben-
sowenig zu überzeugen.

// BLO 57/1, 96/25’-26’ und 101/23. Am Anfang der Zeile 17 steht eindeutig NIG.TAB und nicht NIG ina wie von Ebeling
kopiert, siehe die neue Kopie S. 371. Daher entfällt die Emendation von BLO S. 452 Anm. 1073 zuNIG.<TAB> ina. Dieses
Omen stellt das Incipit der zweiten Tafel des Kapitels summa pän täkalti dar.

Nachdem nasraptu, der „Färbbottich“, von M. I. Hussey, JCS 2 (1948) 26f„ I. Starr, Rituals 79-81 und G. Th. Ferwerda,
BiOr 41 (1984) 649 als „abomasal impression“ (Abdruck des Labmagens auf der Leber) gedeutet wurde, konnte
R. Leiderer, Anatomie 52f. überzeugend zeigen, daß der Färbbottich ein „auf die facies visceralis umgeschlagener Teil des
lobus sinister“ ist. U. Koch-Westenholz, BLO 53-56 spricht sich hingegen für die ältere Deutung „Impressio abomasica“
aus (BLO 56: „Leiderer’s illustrations are very seductive, but I can not help but feel that Pän täkalti tablet 1-2 supports the
usual interpretation of the Dyeing Vat as the abomasal impression“). Hierbei sind jedoch die Ausführungen Th. Richters,
OLZ 87 (1992) 250f. zu beachten, der auf das auch von anderen Autoren bemerkte Problem hinweist, daß der Abdruck des
Labmagens (Impressio abomasica) bei der Entnahme der Leber aus der Bauchhöhle verschwindet, was eine Deutung des
nasraptu als Impressio abomasica praktisch unmöglich macht. Auch ist nach Durchsicht der Omina der ersten beiden
Tafeln des Kapitels summa pän täkalti nicht zu sehen, daß die dortigen Beschreibungen gegen die Deutung Leiderers spre-
chen. Die von Koch-Westenholz, BLO 56 monierte Erklärung Leiderers, daß ein zweiter Pfad auf dem nasraptu (Leiderer,
Anatomie 55 und Abb. 19) erscheint, entspricht exakt dem Befund der Quellen, man vergleiche nur die Omina von
BLO 57/92-100. Auch erklärt die Deutung Leiderers sehr schön die Beziehung zwischen dem nasraptu „Färbbottich“ und
dem padänu „Pfad“, denn der Färbbottich als auf die facies visceralis umgeschlagener Teil des lobus sinister kommt
zwangsläufig mit dem in diesem Bereich liegenden Pfad in Berührung, und es wäre daher überraschend, wenn der Pfad
nicht so häufig in den nasraptu-Omina erwähnt werden würde.

Die englische Übersetzung von nasraptu als „crucible“ geht nach Mary Hussey, JCS 2 (1948) 27 auf C. Bezold, Glossar
240 zurück, wo nasraptu als „Schmelztiegel“ übersetzt wird. Die Etymologie des Wortes wie auch sämtliche Belege in den
Wörterbüchem zeigen hingegen, daß nasraptu nur den Färbbottich bezeichnet und nicht den Schmelztiegel. Deshalb soll-
te die Übersetzung „crucible“, die, wie schon R. D. Biggs, RA 63 (1969) 164 Anm. 3 bemerkt, rein konventionell ist, durch
„dyeing vat“ ersetzt werden (so z. B. U. Koch-Westenholz, BLO 53).

Schon A. Goetze, JCS 11 (1957) 102f. hat darauf hingewiesen, daß das auch im vorliegenden Omen erscheinende Verb
kapäsu „umschlagen“ den normalen Zustand des nasraptu bezeichnet, siehe dazu bereits oben unter i 18-19.

Zu ina U4 SÜ als Einleitung einer alternativen Apodose siehe I. Starr, BiOr 48 (1991) 177, und vgl. auch B. Böck, WO 33
(2003) 185.

// BLO 57/2 und die dort angegebenen Parallelen.

// BLO 96/28’.

// BLO 58/1,96/29’ sowie STT 308 i 48. Die Lesung pü täbu für KA DÜG.GA ist erst durch den Text SpTU IV 159, Z. 7
gesichert worden, da dort KA DÜG.GA mit KApu-ü ta-b[a\ erklärt wird. Die verschiedenen Deutungen zu diesem Leberteil
im Bereich des Pfades und der Stärke hat U. Koch-Westenholz, BLO S. 61 zusammengefaßt.

// BLO 58/5 und STT 308 i 55.

Dieses Omen wird leicht abgewandelt noch einmal in vertikaler Schriftrichtung zwischen der ersten und zweiten Kolumne
wiederholt: BE KI.MIN KA DÜG.GA AN.TA u KI.TA DU8 ZÜ.MES L[Ü i-s]ah-hu-ha. Worauf sich das Wiederholungszeichen
KI.MIN bezieht, ist unklar.

Zur Apodose siehe auch J. Nougayrol, RA 40 (1945-46) 68.

// BLO 59/74 und 97 r21’ sowie STT 308 ii 58. Der Leberteil danänu(KAL), die „Stärke“, wurde zuletzt von U. Koch-
Westenholz, BLO 46f. besprochen, die den Deutungen von J.-W. Meyer, Untersuchungen 59f. und R. Leiderer, Anatomie
58f. als zum Ligamentum teres hepatis verkümmerten Rest der Vena umbilicalis folgt.
 
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