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Heeßel, Nils P.; Maul, Stefan M. [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 5): Divinatorische Texte: II. Opferschau-Omina — Wiesbaden: Harrassowitz, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.32174#0074
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Nr. 1

61

Anatomie 114 um „eine natürliche Furche im Lobus dexter, die zwischen der Fossa vesicae felleae mit Gallenblase und
Gallengang und dem freien lateralen Rand des Lobus dexter annähemd randparallel verläuft.“ J. Denner, WZKM 41 (1934)
190 Anm. 1 hat festgestellt, daß mehes pän ummän nakri „Niederlage der Vorhut des feindlichen Heeres“ ein Synonym zu
padän sumel marti darstellt. Dies ist ein schönes Beispiel dafür, wie eine feststehende, traditionelle Apodose, die mit dem
Vorhandensein eines Leberteils assoziiert wird, zu einer Bezeichnung des Leberteils selbst werden kann, siehe dazu auch
U. Jeyes, OBE 64.pän ummäni „Vorhut des Heeres“ ist eine von zahlreichen Bezeichnungen in den Opferschau-Texten für
die Vorhut eines Heeres, vgl. auch asaredu, mehret ummäni, pänät ummäni, nuballu und sagbü. Es dürfte nicht unwahr-
scheinlich sein, daß eine oder mehrere dieser Bezeichnungen tatsächlich auf einen anderen Heeresteil als die Vorhut zu
beziehen ist.

II75-76 // BLO 99/11’-12\ Leider ist auch dort die Apodose weggebrochen und erlaubt nicht, die beschädigte Apodose des vorlie-
genden Omens zu ergänzen.

II 77 Die Lesung dieses Omens, für das keine Parallele herangezogen werden kann, folgt einem Omen, das sich auf den „Pfad
zur Rechten der Gallenblase“ bezieht und in BLO 98/43 und 99/2 erhalten ist: BE GIR 15 ZE 2 ri-is DINGIR [ ... ]. Man
könnte annehmen, daß dieselbe Beobachtung am „Pfad zur Linken der Gallenblase“ eine ähnliche Apodose hervorruft. Die
Protase BE GIR 150 ZE 2 ist auch in dem Opferschau-Protokoll I. Starr, SAA IV, Nr. 41 Rs. 11 belegt. Man könnte bei der
Apodose nach VAT 10125 (Nr. 52, KAR 428) Rs. 9 und BLO 64/68 an eine Ergänzung ris ili ana rube „Hilfe des Gottes
für den Fürsten“ denken, doch muß dies mangels eindeutiger Parallelen offen bleiben.

II 78-79 Zu diesem Omen, dessen Protase auch sehr häufig in Opferschau-Protokollen erwähnt wird, siehe BLO S. 279. Leider ist
keine direkte Parallele zu dem vorliegenden Omen bekannt, sieht man einmal von dem fragmentarischen Omen in STT 308
iv 21 ab, das eine andere Apodose aufweist.

nld(i) kussi „der Thronpodest“ wird in der neunten Tafel des Kapitels summa pän täkalti der Serie bärütu behandelt, siehe
dazu ausführlich U. Koch-Westenholz, BLO 278f„ Anatomisch handelt es sich bei dem „Thronpodest“ um das höher lie-
gende Rechteck, das sich „in horizontaler Richtung vom Ductus cysticus bis zum freien Rand des Lobus dexter erstreckt.
In vertikaler Richtung würde es annähemd von der Mitte der Verlaufsstrecke des Ductus cysticus bis zum Processus cau-
datus reichen.“ (R. Leiderer, Anatomie 116). Ulla Jeyes (OBE 65) hat vermutet, daß die Lage dieses Rechtecks hinter dem
Processus caudatus, „dem Finger“, der ja einen Teil der Leber verdeckt, den Namen dieses Leberteils bestimmt hat, da der
Thron ebenfalls dem öffentlichen Blick entzogen sei.

II 80 Man könnte an eine Ergänzung BE SUB AS.TE ha-li-[iq\ „wenn der Thronpodest fehl[t]“ denken, doch fehlen hierzu
Parallelen und das Zeichen li ist vor dem Bmch nicht eindeutig zu lesen.

II 82 // BLO 100/r7\ Wie U. Koch-Westenholz, BLO S. 280 vermutet, stellt dieses Omen sehr wahrscheinlich das Incipit der

elften Tafel des Kapitels summa pän täkalti dar.

Bei s i b t,ulem „Auswuchs“ handelt es sich, wie seit den Ausführungen von M. I. Hussey, JCS 2 (1948) 29 geklärt ist, um
den Processus papillaris der Leber. Seine Lage wird auch auf einem Lebermodell aus Bogazköy angegeben (KBo VII, Nr. 7).

II 83 //1. Starr, SAA IV, Nr. 306 Vs. 4f.

II 84 Diese Protase, die nach dem vorhergehenden Omen ergänzt wurde, erscheint auch in I. Starr, SAA IV, Nr. 308 Vs. 7\

III 1 //1. Starr, Rituals, 129, Z. 9-11; die Protase erscheint auch in I. Starr, SAA IV, Nr. 105 Rs. 6\ Diese Parallelen hat schon

J. Nougayrol, RA 44 (1950) 28 erkannt.

III 2 // BLO 73 r9 und 74/4’, siehe auch die von U. Jeyes, JCS 30 (1978) 220 Anm. 74 zusammengetragenen Parallelen und glei-

chen Formulierungen. Das sulum sibti „Wohlbefinden des Auswuchses“ muß mit U. Jeyes, JCS 30 (1978) 220 von dem
Leberteil sulrnu getrennt werden.

III 4 Die Deutung der Apodose bleibt unklar.

III 5 //BLO 83/25.

III 6 Das niru „Joch“ nimmt nach R. Leiderer, Anatomie 141 „das Areal zu beiden Seiten des Ansatzes des Omentum minus
ein“. Siehe auch I. Starr, SAA IV, XLV, ders., in: M. E. Cohen et al. (Hrsg.), Fs. W. W. Hallo, 230 und U. Koch-
Westenholz, BLO 58.

III 7-9 Vergleiche die ähnliche Protase in BLO 77 ii 8’, allerdings ohne den Vergleich mit einem Sproß. Zur Möglichkeit, daß hier
eine Omendeutung mit «mü/(BÄ-M/)-Einleitung vorliegt, siehe J. Nougayrol, RA 40 (1945-46) 84. Dies wird durch die neue
Kopie auf S. 373, bestätigt. Die Aussage der Apodose ist mir unklar geblieben.

III 10 Die Zählung von 67 Omina zeigt, daß auch der Eintrag zwischen der I. und II. Kolumne mit Bezug zu ii 24 hier mitgezählt
wurde. Siehe auch zu iii 31.

III 11-12 // J. Nougayrol, RA 38 (1941) 86, AO 7031 Rs. 7. Dieses Omen stellt das Incipit der ersten Tafel des KapitelsV/mm« martu
dar, und in einem altbabylonischen ikribu-Gebet wird der Wunsch nach dem Vorhandensein dieses positiv konnotierten
Befundes geäußert. Zu weiteren Duplikaten siehe U. Jeyes, OBE 62f. mit Anm. 177; Jeyes hat ebd. angenommen, daß in
diesem Omen der Normalzustand der Gallenblase beschrieben wird, die aus Sicht des Opferschauers normalerweise leicht
nach rechts verdreht ist, so daß sie auf der rechten Seite liegt, die linke Seite jedoch abgelöst erscheint.

III 13 Das Omen wird mit erweiterter Apodose in der ersten Tafel des Kapitels summa multäbiltu zitiert (U. S. Koch, Secrets
2/14), siehe bereits J. Denner, WZKM 41 (1934) 210 zu Z. 15.

III 15-16 Vgl. das Omen in der sechsten Tafel des Kapitels summa martu, Z. 63: [BE Z]E BÄ GAM-/A-ma ana EGIR BÄ E NUN ina
URUAm it-ta-rad, und siehe dazu I. Starr und F. N. H. al-Rawi, Iraq 61 (1999) 185 sub 63f.

III 18 Für die Lesung A.MES-M BABBAR.MES lassen sich keine Parallelen aufzeigen, jedoch ist sie wahrscheinlicher, als ein vom
Schreiber ausgelassenes Zeichen anzunehmen und analog zur vorhergehenden Zeile zu E (UD.<DU>) zu emendieren. Zum
 
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