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Heeßel, Nils P.; Maul, Stefan M. [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 5): Divinatorische Texte: II. Opferschau-Omina — Wiesbaden: Harrassowitz, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.32174#0209
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196

Divinatorische Texte II: Opferschau-Omina

11 [Wenn im] mittleren Lungen[fin]ger eine sehr kleine Finnenblase, deren Flüssigkeit sehr weich ist, im Fleisch ein-
gegraben ist:

12 Die Herrin wird an Schwangerschaftsblutungen leiden.

13 Wenn im Gebiet des mittleren Lungenfingers auf der rechten Seite eine Finnenblase liegt: Mein Heer wird von
Wasser zurückgehalten.

14 Wenn auf der Rückseite des mittleren Lungenfingers eine Finnenblase liegt: Eine cn-Priesterin wird illegitimen
Geschlechtsverkehr haben.

15 Wenn an der Basis des mittleren Lungenfi[ngers] eine Finnenblase liegt: Eine Zahlungsverpflichtung wird auf den
Mann zukommen.

16 Wenn der mittlere Lungenfinger mit Finnenblasen voll gehängt ist: Der Fürst wird Hilfstruppen bekommen, der
Regen wird anhalten.

17 Wenn zur Rechten des mittleren Lungenfingers eine Zeichnung eingezeichnet ist: Zum Lager des Feindes wirst du
geradewegs ziehen.

18 Wenn zur Rechten des mittleren Lungenfingers eine Zeichnung von seiner Basis bis zur [seiner] Spitze eingezeich-
net ist: Meinen persönlichen Besitz wird der Feind wegführen.

19 Wenn im Gebiet des mittleren Lungenfingers eine Zeichnung quer eingezeichnet ist: Ein Bote wird eintreffen.

20 Wenn im Gebiet des mittleren Lungenfingers eine Zeichnung eingezeichnet ist: Die Ehefrau des Mannes wird ster-
ben, oder das Haus des Mannes wird zerstreut werden.

21 [Wenn ... ] des mittleren Lungenfingers eine Zeichnung von seiner Basis bis zu [seiner] Spitze [eingezeich]net ist:
Deine Grenzstadt wird der Feind durch eine Bresche erobem.

22 [Wenn ... ] des mittleren Lungenfingers eine Zeichnung in seinen Palast eindringt: Der Feind wird einen Streifzug
gegen mein Land machen.

23 [Wenn ... ] des mittleren Lungenfingers eine Zeichnung eingezeichnet ist und nach rechts zeigt: Der Gott wird den
Mann zum Guten überall suchen.

24 [Wenn ... ] des mittleren Lungenfingers eine Zeichnung eingezeichnet ist und nach links zeigt: Der Gott wird den
Mann zum Bösen überall suchen.

25 [Wenn ... ] des mittleren Lungenfingers ein Fuß [liegt]: Zum Lager des Feindes wirst du geradewegs ziehen.

26 [Wenn im ? Gr]iff ? des mittleren Lungenfingers zur Rechten und zur Linken ein Fuß [liegt]: Ein nanmurtu-Ereignis.

27 [Wenn ... ] des mittleren Lungenfingers ... [ ... ] ... [.]: Das Gros des feindlichen Heeres wird gegen mein

Land (marschieren)

28 [.um]gewendet ist und ... [.]: Überlegenheit meines Heeres.

29 [.] der Ziele meines Heeres gegen das Feindesland.

Bemerkungen:

Vs. 7’ Die schwer zu deutende Zeichenfolge ZI SU.SI wird hier als tib ubäni „Heben des Fingers“ verstanden, auch wenn hierzu
keine Parallelen aufgezeigt werden können. Vgl. auch die Deutung als „loss (?) of a finger“ von I. Starr, Rituals 72. ZuPA-
at als logographische Schreibung des status constructus von hattu „Schrecken” in diesem Text siehe bereits CAD H 150b.

9’ Die Interpretation der Apodose hier und in Vs. 27’ folgt AHw 80b, während die verschiedenen Deutungen in CAD A/II

441a, CAD S/III 155a (a-si-tu4 NU sat-tu4) sowie CAD B 224b (ER-tu4 NU sat-tu4) mangels Parallelen nicht zutreffen dürften.

10’ Gegen die Kopie Ebelings folgt nach dieser Zeile ein Strich. Zu dem unklaren adverbialen Akkusativ sumhurta, der sich
nach den bislang bekannten Belegen durchweg auf patäru „einkerben“ bezieht, siehe AHw 1272a und CAD S/III 274a. Für
den Trauergestus mahäs sapri siehe M. I. Gmber, Aspects 380-384. Die Wendung ki-sir KÜR Tl-qe wird in CAD K 441a
als kisir nakru ileqqe gedeutet und „(my) possessions the enemy will appropriate“ übersetzt. Dies ist jedoch ungrammati-
kalisch, da kisir eindeutig ein Status constructus ist und daher kisir nakri „Ein Kontingent des Feindes“ zu lesen und mit-
hin TI-qe als eleqqe „werde ich gefangennehmen“ zu deuten ist. Dadurch widerspricht die Deutung jedoch der folgenden
Ausführung der Apodose, die sich klar gegen den König richtet.

13’ Zur Interpretation des letzten Teils der Apodose siehe CAD N/I 96b, und vgl. VAT 10125 (Nr. 52, KAR 428) Vs. 29f.

14’ Die Protase ist parallel zu VAT 10100 (Nr. 70) Rs. 19b.

19’ Zu idi ul illak „meine Unterstützung wird nicht eintreffen“ siehe die von I. Starr, AfO 26 (1978/79) 50 zu Z. 17 zusammen-
gestellten Parallelstellen.

21’ Die beiden von E. Ebeling in KAR 153 kopierten Zeichen am Ende der Zeile sind heute fast ganz weggebrochen, so daß
die Deutung nicht am Original verifiziert werden kann. Der noch erhaltene erste Keil des von Ebeling wie PAD kopierten
Zeichens ist jedoch noch erhalten und sehr eindeutig kein Winkelhaken, sondern ein waagerechter Keil. Dies paßt gut zur
Lesung SUR-nun, die auch bereits in CAD Z 42a angenommen wurde.
 
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