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Heeßel, Nils P.; Maul, Stefan M. [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 5): Divinatorische Texte: II. Opferschau-Omina — Wiesbaden: Harrassowitz, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.32174#0220
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Nr. 60-61

207

23 [Wenn] diese [Zeic]hnung über den Esel des rechten Lungenflügels hinausragt und tief eingeschnitten ist: Meine
Vorhut wird der Feind [.].

24 [Wenn] diese [Zeichnu]ng über den Esel des rechten Lungenflügels hinausragt und ihre Mitte ausradiert ist: Der

Feind wird über die Stellung meiner Vorhut [.].

25 [Wenn] diese [Zeichnu]ng über den Esel des rechten Lungenflügels hinausragt und der mittlere Lungenfinger rechts
spitz zulaufend ist: Meine Vorhut wird das Land immer wieder ... [ ... ].

26 [Wenn] diese [Zeich]nung über den Esel des rechten Lungenflügels hinausragt und der mittlere Lungenfinger rechts

eingekerbt ist: Der Feind wird über die Stellung meiner Vorhut [.].

27 [Wenn] diese [Zeic]hnung über den Esel des rechten Lungenflügels hinausragt und der mittlere Lungenfinger links
eingekerbt ist: Der Feind wird dito, aber nicht ... [ ... ].

28 [Wenn] diese [Zeic]hnung über den Esel des rechten Lungenflügels hinausragt und nicht verdeckt ist: Meine Vorhut
wird [ihren] Bestimmungsort gut [erreichen].

29 [Wenn] diese [Zeic]hnung den Esel des rechten Lungenflügels ... : Meine Vorhut wird zum Feindesland ... [ ... ].

30 [Wenn] diese [Zeichn]ung den Esel des linken Lungenflügels ... : Die feindliche Vorhut wird in mein Land ...[...].

31 [Wenn die Spitze des re]chten [Lungenflügels] gespalten ist: Der Feind wird im Sieg [.].

32 [Wenn die Spitze] des linken [Lu]ngenflügels gespalten ist: Im Sieg über das Heer [des Feindes. ].

33 [Wenn die Spitze] des linken Lungenflügels tief liegt und gespalten ist: Die Grenzstadt des Feindes [ .].

34 [Wenn die Spitze] des linken Lungenflügels gespalten ist und sich zu seiner Vorderseite hin langzieht: Deine

Weidegebiete wird der Feind [.].

35 [.] gespalten ist: Ein ,,Lauerer“(-Dämon) [.].

36 [.] gespalten ist: Ein ,,Lauerer“(-Dämon) [.].

37 [.]: Der Feind wird in [.].

38 [.]: Das Land [.].

Bemerkungen:

Vs. 3’ Die Verbalform iharrur kann hier nicht von dem Verbum haräru „graben, aushöhlen“ (CAD H 91b, AHw 323b) abgelei-
tet werden, da dieses Verbum zum einen in Opferschau-Texten ausschließlich im Stativ erscheint und es zum anderen der
Ablaut- oder a-Klasse angehört. Deshalb wird es hier, CAD A/II 238a folgend, als Nebenform von aräru „verrotten, eine
Flüssigkeit absondern“ angesehen.

4’ Zur Apodose vgl. das Kollationsergebnis auf S. 468.

5’-31 ’ // K 4121 (unp.) Vs. l’-30\ Interessanterweise fügt K 4121 nach dem Omen in Vs. 2’ (Vs. 6’ des vorliegenden Textes) ein

weiteres Omen ein: [BE ina MU]R SI.MES GAR-ma NU kas- rrü' [.] „[Wenn in der Lun]ge Hömer liegen und sie nicht

eng beieinander sind: [.].“

5’ Die Singularform GAR-m, wohl stativisch als sakin aufzufassen, harmoniert nicht mit dem Plural SI.MES. Vgl. auch die

Pluralform kasrü in Vs. 6’.

6’-19’ // K 4004 (unp.) Vs. 1 ’-14’. Der Text der Rs. von K 4004 läßt sich nicht mit dem vorliegenden Text in Einklang bringen.

6’ Zum Verbum kasäru im Zusammenhang mit Hörnem siehe E. Leichty, izbu, S. 119, IX 60’: [BE] iz-bu SLMESAw ka-as-

ra ... „If an anomaly’s horns are close together“. Zur Ergänzung der Apodose vgl. die auf den Fürsten bezogene Apodose
in A 8 (Nr. 37) Vs. 39.

7’-9’ W. von Soden hat in AHw 1218a die wenigen Belege für serserru in Opferschau-Omina zum Lemma serse(r)ru „(Ketten)-
Ring?“ gebucht und diese Belege als einen Ring auf der Leber, den Lungen und den anderen Organen verstanden. In CAD
S/II 321b wurde ihm darin gefolgt und serserru als eine Markierung auf der Leber aufgefaßt, und dies hat auch U. Koch-
Westenholz, BLO 144, Nr. 19/89 überzeugt. Trotzdem vermag diese Deutung die Belege nicht restlos zu erklären, denn
serserru erscheint in vielen Belegen in Verbindung mit dem Verbum malü „voll sein, füllen“ und bezieht sich ausschließ-
lich auf Hohlräume und Vertiefungen.

In zwei altbabylonischen Belegen erscheint serserru im Zusammenhang mit der Milz: summa tulimum si-ir-si-ri mali (YOS
10/41: 19) „Wenn die Milz voll serserru ist“ bzw. [summa tulimujm si-ir-si-ri rsa'-mu-tim mali „Wenn die Milz voll roter
serserru ist“ (YOS 10/41:55). In einem manzäzu-Kommentar wird letzteres einmal auch von der „Präsenz“ gesagt: BE NA
ser-se-ri SA5.MES SA5 „Wenn die Präsenz voll roter serserru ist“ (BLO 19/89). Dies ist der bislang einzige bekannt gewor-
dene Beleg, in dem sich serserru auf einen Teil der Leber bezieht. Hinzu tritt der vorliegende Beleg, in dem die Lunge voll
mit serserru ist. Es spricht also nichts dagegen, in all diesen Belegen nicht von einer Markierung auszugehen, sondern von
etwas, das Hohlräume - oder, im Falle von manzäzu, Vertiefungen - ausfüllen kann und das deshalb auch immer gehäuft
und nie als Einzelteil auftritt. Daher bietet sich eine Deutung von serserru als „roter Ton, rote Paste, rote Schmiere“ an,
 
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