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Divinatorische Texte II: Opferschau-Omina
zweite schräge Keil noch gut zu sehen ist, während der zweite waagerechte Keil weitgehend weggedrückt erscheint. Auch
inhaltlich ist harränuiKASKAL) hier die bessere Lesung, da man für den Feldzug durchaus Opferschauen veranstaltete, aber
nicht allgemein für den Feind.
61-62 Die Ergänzung zu [qi\-ba-ku-nu ist natürlich nur eine Hypothese, kann sich aber auf der häufigen Verwendung von qtbu
mit dem Verb qabü stützen. Die schwer verständliche Formulierung ul-tu HAL NIGIN wird hier als analog zu Vs. 6 und 32:
istu IliHAL(.MES) DU.MES aufgefaßt und entsprechend zu HAL<.MES> emendiert, da es mehrerer Opferschauer bedarf,
damit sie „sich versammeln“ können, und auch nur dann das suffigierte Personalpronomen -kunu im folgenden Sinn ergibt.
Zu Vs. 62 siehe die Neukopie auf S. 439.
Rs. 1 Die erste Protase findet sich auch in VAT 10418 + A 9 (Nr. 63) Vs. 20’. Die beschädigte Stelle in der zweiten Protase muß
mit Rs. 3 natürlich zu tar-pa-äs ergänzt werden, was jetzt auch durch das Duplikat K 12451 (unp.) 13’ bestätigt wird: [B]E
ina tar-pa-äs MU[R.].
1-3 Die Bruchstücke der ausgehöhlten Tafel sind am Ende dieser Zeilen nicht ganz korrekt zusammengeschlossen, so daß die
eigentlich direkt aneinander anschließenden Zeilenenden leicht nach oben versetzt sind. Die Kopie auf S. 440 gibt diesen
Zustand der Tafelrekonstruktion wieder.
10 Die Ergänzung am Anfang ergibt sich aus dem Duplikat K 3981, Rs. 8’.
11 Zur zweiten Protase vgl. auch das Opferschau-Protokoll I. Starr, SAA IV, Nr. 49 Rs. 5’.
12-13 Die Lesung von KIKAL als qe-reb von B. Pongratz-Leisten, SAAS X 326 ist möglich, aber aufgrund des im zweiten Omen
erscheinenden SA-nu wenig wahrscheinlich, da sonst zweimal ausgesagt wird, daß das Loch im Inneren liegt. Wahr-
scheinlicher ist KI KAL hier mit I. Starr, SAA IV, LXXIII Anm. 192 und CAD D 185b als den Lungenteil dunnu(BAD4)
„harte Stelle“ zu deuten.
13 Gegen B. Pongratz-Leisten, SAAS X 326 wir hier nicht BE ÜS SAG MUR „Wenn ein Blutgefäß der Lungenspitze“ gelesen,
da usultu (ÜS) „Blutgefäß“ in Opferschau-Texten nur in Vergleichen erscheint. Die „Lungenhaube“ (kubsu (SAGSU)) ist
hingegen gut belegt; vgl. VAT 9934 (Nr. 1) iv 58 für einen Bezug des Verbums wussuru (BAR) auf die Lungenhaube.
Hierdurch bildet allerdings die Präposition ina ein grammatisches Problem. Man kann annehmen, daß der Schreiber wie in
fast allen Omina dieses Abschnitts BE ina schrieb, um dadurch die Lage von Löchern auf bestimmten Lungenteilen einzu-
führen, jedoch nachträglich noch die Beschreibung BAR-ma einfügte.
14 Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß ] bi hier nicht als kap]-pi, sondem als - l]~ pi „Bmch“ zu interpretieren ist.
18 Das von Ebeling in der Kopie von KAR 151 kopierte ina zwischen BE und du-un-ni ist eindeutig nicht auf der Tafel vor-
handen.
19 Das Zeichen SILA mit der Lesung qa in der zweiten Protase ist ungewöhnlicherweise mit einem gebrochenen schrägen Keil
geschrieben.
20 Das Zeichen MUR wurde vom Schreiber fehlerhaft ausgelassen.
21 In der Kopie von KAR 151 hat Ebeling in der zweiten Protase das MURUB4 vergessen, siehe die Neukopie auf S. 440.
21-23 Die Parallele K 2610+ iii 8’-11 ’ bietet statt 15 GÜB x DU8 jeweils 15 EN x DU8, was dem Kontext etwas besser entspricht.
Da der vorliegende Text jedoch durchgängig GÜB statt EN schreibt, wird dies in der Übersetzung emst genommen und nicht
als Fehler emendiert, auch wenn der Wechsel von der numerischen Schreibung 15 für „rechts“ zu der älteren Schreibung
GÜB für „links“ auffällt. Vgl. dazu auch U. S. Koch, Secrets, S. 291, Anm. 415.
27 Diese Zeile faßt die drei voranstehenden Abschnitte Vs. 64-Rs. 9, Rs. 10-17 und 18-26 korrekt zusammen. Hieraus wird
klar, was die altorientalischen Opferschauer unter Siebener-Keulen, Fünfer-Löchern und Dreier-Ablösungen verstanden,
nämlich relativ „normale“ Befunde, in denen Keulen, Löcher oder Einkerbungen auftraten.
28 Statt i-ta-hu-sü-nu-[ti] bietet das Duplikat K 2610+ Rs. 5’ etwas ganz anderes, nämlich ul ib-ba-ak-sü-nu-[ti] „es kehrt sie
nicht um“, das so auch in KAR 151, Vs. 7 und 34 erscheint. Der bei tehü ungewöhnliche Vokal a liegt auch altbabylonisch
in U. Jeyes, OBE 157, Text 14, Vs. 32 vor (i-ta-ah-hi-a), siehe auch OBE 167.
30 Die Lesung GIM sä GUB am Ende der Zeile von B. Pongratz-Leisten, SAAS X 326 ist ausgeschlossen; das letzte Zeichen
ist eindeutig kein DU, sondern SUB.
31-51 Dieser Abschnitt handelt von der Divination mithilfe von Öl. In den Duplikattexten wird dieser Abschnitt ausgelassen, vgl.
U. S. Koch, Secrets, 295. In dem Text wird hier bei den Apodosen, die sich auf den Kranken beziehen, wie bei den
nachaltbabylonischen Texten üblich, eine polare Apodosenkongruenz zugrunde gelegt, d. h. ist die erste Apodose positiv,
so ist sie für den Kranken negativ, siehe dazu N. P. Heeßel, AfO 48/49 (2001-2002) 26.
39 Die in CAD S 100b vorgeschlagene Lesung sarähu für das Logogramm SUR ist überzeugender als die Interpretation der
Stelle als sahätu „an die Oberfläche kommen“ in CAD S/I 88a und 89b, zumal kein anderer Beleg für den Gebrauch des
Logogramms SUR für sahätu bekannt ist. Zum Aufleuchten von Stern(schnupp)en siehe auch N. P. Heeßel, AfO 48/49
(2001-2002) 44 zu 63-71.
Die Apodose ist unklar. Die Lesung ik-rib von B. Pongratz-Leisten, SAAS X 326 in Anschluß an CAD S 100b ist auszu-
schließen, da das zweite Zeichen im Text eindeutig ein „dir“ ist.
41 U. S. Koch, Secrets, 294a liest hier einfach ddis+u BA.[ÜS], doch sind dazwischen noch Zeichenspuren zu sehen, die man
vielleicht zu rGIG h-m« ergänzen kann.
42 SUB.MES kann sich hier nicht, wie von B. Pongratz-Leisten, SAAS X 332 und U. S. Koch, Secrets, 294 übersetzt, auf das
Ö1 oder eine Ölblase beziehen, da diese in den vorhergehenden Omina im Singular erscheinen. Da hier ein Vergleich vor-
liegt, kann SUB.MES auf PA.MES bezogen und „wie abgefallene Zweige“ übersetzt werden.
Divinatorische Texte II: Opferschau-Omina
zweite schräge Keil noch gut zu sehen ist, während der zweite waagerechte Keil weitgehend weggedrückt erscheint. Auch
inhaltlich ist harränuiKASKAL) hier die bessere Lesung, da man für den Feldzug durchaus Opferschauen veranstaltete, aber
nicht allgemein für den Feind.
61-62 Die Ergänzung zu [qi\-ba-ku-nu ist natürlich nur eine Hypothese, kann sich aber auf der häufigen Verwendung von qtbu
mit dem Verb qabü stützen. Die schwer verständliche Formulierung ul-tu HAL NIGIN wird hier als analog zu Vs. 6 und 32:
istu IliHAL(.MES) DU.MES aufgefaßt und entsprechend zu HAL<.MES> emendiert, da es mehrerer Opferschauer bedarf,
damit sie „sich versammeln“ können, und auch nur dann das suffigierte Personalpronomen -kunu im folgenden Sinn ergibt.
Zu Vs. 62 siehe die Neukopie auf S. 439.
Rs. 1 Die erste Protase findet sich auch in VAT 10418 + A 9 (Nr. 63) Vs. 20’. Die beschädigte Stelle in der zweiten Protase muß
mit Rs. 3 natürlich zu tar-pa-äs ergänzt werden, was jetzt auch durch das Duplikat K 12451 (unp.) 13’ bestätigt wird: [B]E
ina tar-pa-äs MU[R.].
1-3 Die Bruchstücke der ausgehöhlten Tafel sind am Ende dieser Zeilen nicht ganz korrekt zusammengeschlossen, so daß die
eigentlich direkt aneinander anschließenden Zeilenenden leicht nach oben versetzt sind. Die Kopie auf S. 440 gibt diesen
Zustand der Tafelrekonstruktion wieder.
10 Die Ergänzung am Anfang ergibt sich aus dem Duplikat K 3981, Rs. 8’.
11 Zur zweiten Protase vgl. auch das Opferschau-Protokoll I. Starr, SAA IV, Nr. 49 Rs. 5’.
12-13 Die Lesung von KIKAL als qe-reb von B. Pongratz-Leisten, SAAS X 326 ist möglich, aber aufgrund des im zweiten Omen
erscheinenden SA-nu wenig wahrscheinlich, da sonst zweimal ausgesagt wird, daß das Loch im Inneren liegt. Wahr-
scheinlicher ist KI KAL hier mit I. Starr, SAA IV, LXXIII Anm. 192 und CAD D 185b als den Lungenteil dunnu(BAD4)
„harte Stelle“ zu deuten.
13 Gegen B. Pongratz-Leisten, SAAS X 326 wir hier nicht BE ÜS SAG MUR „Wenn ein Blutgefäß der Lungenspitze“ gelesen,
da usultu (ÜS) „Blutgefäß“ in Opferschau-Texten nur in Vergleichen erscheint. Die „Lungenhaube“ (kubsu (SAGSU)) ist
hingegen gut belegt; vgl. VAT 9934 (Nr. 1) iv 58 für einen Bezug des Verbums wussuru (BAR) auf die Lungenhaube.
Hierdurch bildet allerdings die Präposition ina ein grammatisches Problem. Man kann annehmen, daß der Schreiber wie in
fast allen Omina dieses Abschnitts BE ina schrieb, um dadurch die Lage von Löchern auf bestimmten Lungenteilen einzu-
führen, jedoch nachträglich noch die Beschreibung BAR-ma einfügte.
14 Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß ] bi hier nicht als kap]-pi, sondem als - l]~ pi „Bmch“ zu interpretieren ist.
18 Das von Ebeling in der Kopie von KAR 151 kopierte ina zwischen BE und du-un-ni ist eindeutig nicht auf der Tafel vor-
handen.
19 Das Zeichen SILA mit der Lesung qa in der zweiten Protase ist ungewöhnlicherweise mit einem gebrochenen schrägen Keil
geschrieben.
20 Das Zeichen MUR wurde vom Schreiber fehlerhaft ausgelassen.
21 In der Kopie von KAR 151 hat Ebeling in der zweiten Protase das MURUB4 vergessen, siehe die Neukopie auf S. 440.
21-23 Die Parallele K 2610+ iii 8’-11 ’ bietet statt 15 GÜB x DU8 jeweils 15 EN x DU8, was dem Kontext etwas besser entspricht.
Da der vorliegende Text jedoch durchgängig GÜB statt EN schreibt, wird dies in der Übersetzung emst genommen und nicht
als Fehler emendiert, auch wenn der Wechsel von der numerischen Schreibung 15 für „rechts“ zu der älteren Schreibung
GÜB für „links“ auffällt. Vgl. dazu auch U. S. Koch, Secrets, S. 291, Anm. 415.
27 Diese Zeile faßt die drei voranstehenden Abschnitte Vs. 64-Rs. 9, Rs. 10-17 und 18-26 korrekt zusammen. Hieraus wird
klar, was die altorientalischen Opferschauer unter Siebener-Keulen, Fünfer-Löchern und Dreier-Ablösungen verstanden,
nämlich relativ „normale“ Befunde, in denen Keulen, Löcher oder Einkerbungen auftraten.
28 Statt i-ta-hu-sü-nu-[ti] bietet das Duplikat K 2610+ Rs. 5’ etwas ganz anderes, nämlich ul ib-ba-ak-sü-nu-[ti] „es kehrt sie
nicht um“, das so auch in KAR 151, Vs. 7 und 34 erscheint. Der bei tehü ungewöhnliche Vokal a liegt auch altbabylonisch
in U. Jeyes, OBE 157, Text 14, Vs. 32 vor (i-ta-ah-hi-a), siehe auch OBE 167.
30 Die Lesung GIM sä GUB am Ende der Zeile von B. Pongratz-Leisten, SAAS X 326 ist ausgeschlossen; das letzte Zeichen
ist eindeutig kein DU, sondern SUB.
31-51 Dieser Abschnitt handelt von der Divination mithilfe von Öl. In den Duplikattexten wird dieser Abschnitt ausgelassen, vgl.
U. S. Koch, Secrets, 295. In dem Text wird hier bei den Apodosen, die sich auf den Kranken beziehen, wie bei den
nachaltbabylonischen Texten üblich, eine polare Apodosenkongruenz zugrunde gelegt, d. h. ist die erste Apodose positiv,
so ist sie für den Kranken negativ, siehe dazu N. P. Heeßel, AfO 48/49 (2001-2002) 26.
39 Die in CAD S 100b vorgeschlagene Lesung sarähu für das Logogramm SUR ist überzeugender als die Interpretation der
Stelle als sahätu „an die Oberfläche kommen“ in CAD S/I 88a und 89b, zumal kein anderer Beleg für den Gebrauch des
Logogramms SUR für sahätu bekannt ist. Zum Aufleuchten von Stern(schnupp)en siehe auch N. P. Heeßel, AfO 48/49
(2001-2002) 44 zu 63-71.
Die Apodose ist unklar. Die Lesung ik-rib von B. Pongratz-Leisten, SAAS X 326 in Anschluß an CAD S 100b ist auszu-
schließen, da das zweite Zeichen im Text eindeutig ein „dir“ ist.
41 U. S. Koch, Secrets, 294a liest hier einfach ddis+u BA.[ÜS], doch sind dazwischen noch Zeichenspuren zu sehen, die man
vielleicht zu rGIG h-m« ergänzen kann.
42 SUB.MES kann sich hier nicht, wie von B. Pongratz-Leisten, SAAS X 332 und U. S. Koch, Secrets, 294 übersetzt, auf das
Ö1 oder eine Ölblase beziehen, da diese in den vorhergehenden Omina im Singular erscheinen. Da hier ein Vergleich vor-
liegt, kann SUB.MES auf PA.MES bezogen und „wie abgefallene Zweige“ übersetzt werden.