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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 13): Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51323#0169
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Der philosophische Glaube angesichts der christlichen Offenbarung

tes jeden Augenblick und jedem Einzelnen gegenüber von Gott selbst abhängig. Got-
tes einsetzende Kraft kann dem Einzelnen zum Gericht werden, das Zeugnis des hl.
Geistes kann ihn ... zur Linken stellen, es kann ihm zur Verstockung dienen. Gnade
wäre nicht Gnade, wenn wir Gott gegenüber anders dran wären«?
Beim Kultus ist die Aussonderung von Ort, Zeit, Sinn, als nunmehr heilig, aus der
übrigen Welt offensichtlich. So ist es in allen Religionen auf der ganzen Welt. Der Of-
fenbarungsglaube aber will sich von ihnen unterscheiden. Die Sakramente nennt er
Zeichen, aber diese Zeichen sind herausgenommen aus allen andern Zeichen. Sie ste-
hen nicht in der Reihe der Chiffern der Transzendenz, sondern als Akte Gottes sind sie
ausgesondert. Karl Barth wendet sich daher gegen alle, die wie Wiclif154 »der Christen-
heit jauchzend verkündigen, daß alles Sichtbare, das uns umgibt, recht verstanden,
nichts anderes als eben Sakrament, sichtbares Zeichen des unsichtbaren Gottes sei«.155
»Es ist ein wohlgemeinter Unfug, wenn man meint, das Sakrament damit begründen
und empfehlen zu können, daß es ja so schön und einleuchtend in einer Reihe mit al-
len möglichen anderen in der Natur vorfindlichen oder durch die Kultur aufgerichte-
ten Symbolen stehe... Mit aller Schärfe muß hier gesagt werden: das mit anderen Sym-
bolen und wären es die tiefsinnigsten und ehrwürdigsten in eine Reihe gestellte, das
als eine >sinnhaltige< Angelegenheit neben anderem behandelte Sakrament ist nicht
mehr Sakrament, wie Jesus Christus, in die Reihe der religiösen Persönlichkeiten ge-
stellt ... nicht mehr Jesus Christus ist. Was hat unsere Erkenntnis von allerlei Sinnge-
halten mit einem uns von Gott gegebenen Zeichen zu tun?«"156
Daher spielt hier nicht etwa die herrliche, reiche Symbolik des Wassers eine Rolle,
sondern allein dies: daß Gott aus natürlichen Dingen Zeichen einer ganz anderen Spra-
che macht. In Gottes Wort war es so, »daß Dinge dieser Welt, also geschaffene und ver-
gängliche Dinge, nicht das waren und wirkten, was sie entsprechend ihrem Wesen als
diese und diese Dinge wirken können, sondern in ihrem natürlichen Wesen und doch
über ihr natürliches Wesen hinaus waren sie zugleich Buchstaben, geformt zu einem
Wort, das Gott zu mir gesprochen hatte, so wie ich es vernehmen konnte, und dies
mein menschliches Auge, mein nur für die Finsternis taugliches Eulenauge... fand sich
67 begabt, sie als Buchstaben | und Wort zu lesen und so, in dem meiner Finsternis ange-
messenen Licht, im Gleichnis des Geschaffenen, ist Gottes Wort kraft seiner Kondes-
zendenz zu mir gekommen und habe ich es mir sagen lassen«.1"157
Aber der Theologe deutet doch zugleich diese Zeichen des Sakraments. Wir sind
»in der Taufe einfach ins Wasser gestoßen und wieder herausgezogen«, »bekommen
im Abendmahl Brot zu essen und Wein zu trinken«.158 Dort gilt »das Untergetaucht-
werden im Wasser der Taufe als Zeichen unseres Sterbens und Auferstehens mit Chris-

i Karl Barth, l.c. S. 449.
ii l.C. S. 44I.
iii l.C. S. 432.
 
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