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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 13): Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51323#0129
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Der philosophische Glaube angesichts der christlichen Offenbarung

sehen sich vermöge eigener Einsicht auf diese ihre große und einzige Überlieferung,
aus der auch fast das ganze theologische Denken als Denken lebt.
Die Reduktion der Philosophie auf bloße Wissenschaft macht bereit zum Glaubens-
gehorsam, welcher Art auch immer dieser sei, ob kirchlich glaubenstotalitär oder po-
litisch herrschaftstotalitär.

II. Vergewisserungen philosophischer Logik
Unsere Darstellung des Dreierschemas: Wissenschaft, Philosophie, Offenbarungs-
glaube operierte wie mit festen Punkten. Wenn auch in dem gemeinten Sinne nicht
falsch, bedarf sie einer Vertiefung. Es bedarf eines Hintergrundes, vor dem die festen
Punkte in die Schwebe kommen. Auf ihn kann hier nur mit einigen Bemerkungen hin-
gewiesen werden?

25 | a. Die Weisen des Umgreifenden
1. Bewußtsein ist das Grundphänomen der Spaltung in Subjekt und Objekt: wir sind be-
wußt auf Gegenstände, sie meinend, gerichtet. Es ist ein einzigartiges Gegenüber, das
mit keiner Beziehung zwischen Gegenständen vergleichbar ist.
Was nicht in diese Spaltung tritt, ist für uns, als ob es nicht wäre. Ohne diese Spal-
tung erscheint nichts für uns und wird nichts denkbar. Wovon immer wir sprechen, es
ist durch das Sprechen in die Spaltung getreten.
Was unbewußt oder bewußtlos ist, wird aus den Erscheinungen im Bewußtsein er-
schlossen. Nur soweit es ins Bewußtsein wirkt, sich in ihm zeigt, ist es für uns eine
Weise von Realität.
Die Subjekt-Objekt-Spaltung ist die Stätte, an der alles, was ist und sein kann, für
uns erscheint. Durch die Vergewisserung der Subjekt-Objekt-Spaltung als dieser Stätte
wird uns zugleich die Erscheinungshaftigkeit von allem, was an ihr auftritt, bewußt.
Diese Stätte ist grundsätzlich zu erhellen: was und in welchem Sinne hier Erschei-
nungen sind; in welchen ursprünglich verschiedenen Dimensionen die Erscheinun-
gen in das Licht dieser Stätte und damit zu Tage kommen.

Ich habe wiederholt versucht, von ihm zu sprechen, am ausführlichsten in »Von der Wahrheit«,
2. Aufl. 1958, S. 47-222, 602-709.
 
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