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Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
ken kreist um etwas, das es im Denken nicht fassen kann und niemals wird fassen kön-
nen. Daher ist dieses Denken wandelbar, während es sich für bezogen hält auf ein
Unwandelbares, Unveränderliches.
(c) Offenbarung ist da im behauptenden Wort und im Befehl. Die Antwort des
Glaubenden ist Bekenntnis und Gehorsam.
Auf die Frage, ob Vernunft (Denken) oder Offenbarung den Vorrang habe, antwor-
tet dann der Glaube entweder: die Offenbarung hat den Vorrang, die Vernunft hat sich
zu unterwerfen, oder: sie sind beide ineins, beide miteinander je in dem anderen ge-
geben. Sie können sich gar nicht widersprechen. Bekenntnis ist zugleich Erkenntnis,
Gehorsam zugleich Freiheit. Gegen diese Thesen sagt eine dritte: Die Vernunft hat den
Vorrang; wo die Offenbarung der Vernunft widerspricht, kann die Offenbarung nicht
Offenbarung Gottes sein.
So ist in der Tat durch alle Zeiten des Offenbarungsglaubens das Denken am Werk
ohne je aus den Schwierigkeiten herauszukommen, es sei denn durch einen geistigen
Gewaltakt: ich glaube das Absurde, weil es offenbart ist; oder umgekehrt: aus der Ge-
wißheit meiner Vernunft als der einzigen Quelle meiner Einsicht und meines guten
Willens verleugne ich nicht nur für mich, sondern überhaupt alle Offenbarung. Diese
Alternative verwerfen wir, wie sich zeigen wird.
i. Überden Wortsinn von Theologie und Philosophie und die Unterscheidung
von Vernunft und Glaube
Wort und Sache der Theologie sind eine Schöpfung der griechischen Denker. Aristo-
teles nennt die alten, von Göttern kündenden Dichter und Kosmogoniker, zumal die
57 Orphiker, Theologen.53 Er selbst nennt | seine Philosophie, wo sie vom ersten unbe-
wegten Beweger handelt, Theologie.54 Den Stoikern wird die Theologie zur höchsten
Disziplin innerhalb der Physik. In Rom (seit Panaitios) unterschieden sie im Blick auf
die Realität eine dichterische (mythische), eine politische (praktische) und eine phy-
sische (spekulative) Theologie.55
Als die Christen mit der griechischen Philosophie in Berührung kamen, in der an-
tiken Bildungswelt zur Geltung drängten und selbst denkend zur Klarheit ihres Glau-
bens gelangen wollten, hielten sie ihre Verkündigung für die wahre Philosophie und
nannten sie so. Mit dem Begriff Theologie meinten sie zunächst die heidnischen phi-
losophischen Lehren, dann aber die an deren Stelle tretende christliche Gotteslehre.
In der Westkirche hatte das Wort Theologie weder bei Augustin noch in den Jahr-
hunderten nach ihm eine spezifisch kirchliche Bedeutung. Eine Scheidung von Theo-
logie und Philosophie wird gar nicht erwogen, weil sie sachlich ausgeschlossen ist.
Denn alles Erkennen ist durch Erleuchtung von Gott her, darum alle Erkenntnis in
Gott gegründet. Das vernünftige Denken, selber durch das göttliche Licht erhellt, führt
von sich aus auch zur offenbarten Wahrheit, wenn der Glaube es bewegt. Bei Augus-
tin und Anselm ist es das gleiche.56 Im Denken als solchem liegt der Zug zur Gottheit.
Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
ken kreist um etwas, das es im Denken nicht fassen kann und niemals wird fassen kön-
nen. Daher ist dieses Denken wandelbar, während es sich für bezogen hält auf ein
Unwandelbares, Unveränderliches.
(c) Offenbarung ist da im behauptenden Wort und im Befehl. Die Antwort des
Glaubenden ist Bekenntnis und Gehorsam.
Auf die Frage, ob Vernunft (Denken) oder Offenbarung den Vorrang habe, antwor-
tet dann der Glaube entweder: die Offenbarung hat den Vorrang, die Vernunft hat sich
zu unterwerfen, oder: sie sind beide ineins, beide miteinander je in dem anderen ge-
geben. Sie können sich gar nicht widersprechen. Bekenntnis ist zugleich Erkenntnis,
Gehorsam zugleich Freiheit. Gegen diese Thesen sagt eine dritte: Die Vernunft hat den
Vorrang; wo die Offenbarung der Vernunft widerspricht, kann die Offenbarung nicht
Offenbarung Gottes sein.
So ist in der Tat durch alle Zeiten des Offenbarungsglaubens das Denken am Werk
ohne je aus den Schwierigkeiten herauszukommen, es sei denn durch einen geistigen
Gewaltakt: ich glaube das Absurde, weil es offenbart ist; oder umgekehrt: aus der Ge-
wißheit meiner Vernunft als der einzigen Quelle meiner Einsicht und meines guten
Willens verleugne ich nicht nur für mich, sondern überhaupt alle Offenbarung. Diese
Alternative verwerfen wir, wie sich zeigen wird.
i. Überden Wortsinn von Theologie und Philosophie und die Unterscheidung
von Vernunft und Glaube
Wort und Sache der Theologie sind eine Schöpfung der griechischen Denker. Aristo-
teles nennt die alten, von Göttern kündenden Dichter und Kosmogoniker, zumal die
57 Orphiker, Theologen.53 Er selbst nennt | seine Philosophie, wo sie vom ersten unbe-
wegten Beweger handelt, Theologie.54 Den Stoikern wird die Theologie zur höchsten
Disziplin innerhalb der Physik. In Rom (seit Panaitios) unterschieden sie im Blick auf
die Realität eine dichterische (mythische), eine politische (praktische) und eine phy-
sische (spekulative) Theologie.55
Als die Christen mit der griechischen Philosophie in Berührung kamen, in der an-
tiken Bildungswelt zur Geltung drängten und selbst denkend zur Klarheit ihres Glau-
bens gelangen wollten, hielten sie ihre Verkündigung für die wahre Philosophie und
nannten sie so. Mit dem Begriff Theologie meinten sie zunächst die heidnischen phi-
losophischen Lehren, dann aber die an deren Stelle tretende christliche Gotteslehre.
In der Westkirche hatte das Wort Theologie weder bei Augustin noch in den Jahr-
hunderten nach ihm eine spezifisch kirchliche Bedeutung. Eine Scheidung von Theo-
logie und Philosophie wird gar nicht erwogen, weil sie sachlich ausgeschlossen ist.
Denn alles Erkennen ist durch Erleuchtung von Gott her, darum alle Erkenntnis in
Gott gegründet. Das vernünftige Denken, selber durch das göttliche Licht erhellt, führt
von sich aus auch zur offenbarten Wahrheit, wenn der Glaube es bewegt. Bei Augus-
tin und Anselm ist es das gleiche.56 Im Denken als solchem liegt der Zug zur Gottheit.