Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
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ses Wesentliche ist die Transzendenz als solche, ist die Existenz in ihrer jeweiligen Ein-
zigkeit, ist die Einheit von Einzelnem und Allgemeinem des Selbstseins.
(d) Läßt sich das, was nicht objektiv bestimmbar ist, trotzdem erhellen, der Kritik
unterwerfen, angreifen, rechtfertigen? Das ist die Frage nach der Möglichkeit der phi-
losophischen Diskussion und Kommunikation und Polemik. Diese Polemik ist ur-
sprungsverschieden von der wissenschaftlichen Polemik, die in der Diskussion schließ-
lich zur Einigung durch das allgemein Bezwingende der Sache führt.
Voraussetzung einer philosophischen Polemik ist der Wille zur Kommunikation,
auch dann, wenn er nicht mehr Einmütigkeit, sondern nur wachsende gegenseitige
Erhellung anstreben kann. Die Idee einer im Raum der gegenwärtigen Erörterungen
nicht erreichbaren Verbundenheit hat die Folge: Nur im ständig besseren Einander-
verstehen die Abstoßung zu erfahren, mehr noch: eine über all das, was | die gegen-
wärtige Vereinigung im Kampf der Mächte ausschließt, hinausreichende, fühlbar blei-
bende und im rechten Kampf fühlbarer werdende Solidarität durch gemeinsame
Bürgerschaft in dieser Welt kämpfender geistiger Mächte.
Was bedeutet das unwillige Verweigern des Miteinanderredens? Entweder die Be-
grenztheit und Ohnmacht des endlichen Wesens oder den grundsätzlichen Kommu-
nikationsabbruch aus dem Bewußtsein einer Wahrheit, die grundsätzlich andere
Wahrheit ausschließt. Daß dieser Kommunikationsabbruch selber Unwahrheit sei, ist
die Voraussetzung sinnvollen Philosophierens, des philosophischen Glaubens.
(e) Dieser Abbruch verweigert die grenzenlose Erweiterung des methodologischen
Bewußtseins. Denn dieses kann immer noch bei schärfsten Gegensätzen den Raum
der Mitteilbarkeit wieder gewinnen.
Die Diffamierung des methodologischen Bewußtseins ist eine Form des Abbruchs
der letzten Möglichkeit des Miteinander. Es ist falsch, das »Darüberreden« zu verwer-
fen, weil man mit ihm nicht in dem sich bewege, worauf es doch allein ankäme. In der
Tat hat das »darüber« im methodologischen Nachdenken nur Sinn für den, der »darin«
ist oder war oder hineingelangen möchte. Anderenfalls ist es allerdings ein beliebiges
Darüberreden über etwas, das man nicht durch Dabeisein kennt, außer in sprachli-
chen Objektivierungen, die man dann als solche, nicht nach dem darin Gemeinten,
dem es Gründenden, erfaßt. Das ist ein methodologisches Nichterkennen.
Auch die Diffamierung des methodologischen Eindringens als eines Verfahrens,
sogar das Denken zu technisieren und damit die sachliche Einsicht zu lähmen, kann
richtig sein, wenn die Methodologie als Apparat zu künstlichem Machen von Erkennt-
nissen aufgefaßt oder gebraucht wird. Aber die Abschüttlung des zur Wahrheit stän-
dig notwendigen methodologischen Bewußtseins führt zu der immer nur in metho-
dologischer Distanzierung aufzulösenden Unwahrhaftigkeit.
(5) Durch die modernen Erweiterungen des Wissens von Methoden ist der bei Plato
lebendige Grundsatz der Befreiung durch methodologisches Bewußtsein nicht verän-
dert worden. Er kann nur noch reiner, noch unerbittlicher vollzogen werden.
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ses Wesentliche ist die Transzendenz als solche, ist die Existenz in ihrer jeweiligen Ein-
zigkeit, ist die Einheit von Einzelnem und Allgemeinem des Selbstseins.
(d) Läßt sich das, was nicht objektiv bestimmbar ist, trotzdem erhellen, der Kritik
unterwerfen, angreifen, rechtfertigen? Das ist die Frage nach der Möglichkeit der phi-
losophischen Diskussion und Kommunikation und Polemik. Diese Polemik ist ur-
sprungsverschieden von der wissenschaftlichen Polemik, die in der Diskussion schließ-
lich zur Einigung durch das allgemein Bezwingende der Sache führt.
Voraussetzung einer philosophischen Polemik ist der Wille zur Kommunikation,
auch dann, wenn er nicht mehr Einmütigkeit, sondern nur wachsende gegenseitige
Erhellung anstreben kann. Die Idee einer im Raum der gegenwärtigen Erörterungen
nicht erreichbaren Verbundenheit hat die Folge: Nur im ständig besseren Einander-
verstehen die Abstoßung zu erfahren, mehr noch: eine über all das, was | die gegen-
wärtige Vereinigung im Kampf der Mächte ausschließt, hinausreichende, fühlbar blei-
bende und im rechten Kampf fühlbarer werdende Solidarität durch gemeinsame
Bürgerschaft in dieser Welt kämpfender geistiger Mächte.
Was bedeutet das unwillige Verweigern des Miteinanderredens? Entweder die Be-
grenztheit und Ohnmacht des endlichen Wesens oder den grundsätzlichen Kommu-
nikationsabbruch aus dem Bewußtsein einer Wahrheit, die grundsätzlich andere
Wahrheit ausschließt. Daß dieser Kommunikationsabbruch selber Unwahrheit sei, ist
die Voraussetzung sinnvollen Philosophierens, des philosophischen Glaubens.
(e) Dieser Abbruch verweigert die grenzenlose Erweiterung des methodologischen
Bewußtseins. Denn dieses kann immer noch bei schärfsten Gegensätzen den Raum
der Mitteilbarkeit wieder gewinnen.
Die Diffamierung des methodologischen Bewußtseins ist eine Form des Abbruchs
der letzten Möglichkeit des Miteinander. Es ist falsch, das »Darüberreden« zu verwer-
fen, weil man mit ihm nicht in dem sich bewege, worauf es doch allein ankäme. In der
Tat hat das »darüber« im methodologischen Nachdenken nur Sinn für den, der »darin«
ist oder war oder hineingelangen möchte. Anderenfalls ist es allerdings ein beliebiges
Darüberreden über etwas, das man nicht durch Dabeisein kennt, außer in sprachli-
chen Objektivierungen, die man dann als solche, nicht nach dem darin Gemeinten,
dem es Gründenden, erfaßt. Das ist ein methodologisches Nichterkennen.
Auch die Diffamierung des methodologischen Eindringens als eines Verfahrens,
sogar das Denken zu technisieren und damit die sachliche Einsicht zu lähmen, kann
richtig sein, wenn die Methodologie als Apparat zu künstlichem Machen von Erkennt-
nissen aufgefaßt oder gebraucht wird. Aber die Abschüttlung des zur Wahrheit stän-
dig notwendigen methodologischen Bewußtseins führt zu der immer nur in metho-
dologischer Distanzierung aufzulösenden Unwahrhaftigkeit.
(5) Durch die modernen Erweiterungen des Wissens von Methoden ist der bei Plato
lebendige Grundsatz der Befreiung durch methodologisches Bewußtsein nicht verän-
dert worden. Er kann nur noch reiner, noch unerbittlicher vollzogen werden.
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