Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
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Dieser Ernst müßte sich heute bezeugen und bewähren in unserer versinkenden
Welt, die sich übertäubt, so daß der Mensch sich selbst so schwer findet, weil er im
Lärm des gewaltigen Leistungsbetriebes und in der Leerheit seiner freien Zeit immer
weniger die Wirklichkeit der Transzendenz zu hören scheint.
(c) Die Ausschließlichkeit der dogmatisch bestimmten Glaubenswahrheit fällt.
Ausschließlichkeitsanspruch nennen wir den Anspruch, die einzige, für alle Men-
schen gültige absolute Wahrheit auszusprechen oder zu sein. Er liegt in dem nicht von
Jesus stammenden Worte:609 »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Nie-
mand kommt zum Vater denn durch mich.«610 Er liegt in dem Satz: »Außer der Kirche
ist kein Heil« (extra ecclesiam nulla salus).611
Der Ausschließlichkeitsanspruch eines Glaubens (sei es Offenbarungsglaube oder
irrgeratener philosophischer Glaube) war stets die Quelle von Unfrieden und des
Kampfes auf Leben und Tod.
An die Offenbarungsgläubigen geht der Anspruch, mit dem Preisgeben des Aus-
schließlichkeitsgedankens das Schwert in die Scheide zu werfen (einst real,612 heute
gleichnishaft gemeint). Nicht mehr gilt das Jesus vielleicht zu Unrecht zugeschriebene
Wort: Ich bin nicht ge|kommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert (die Zwie- 508
tracht).613 Nur wenn das Gift des Ausschließlichkeitsanspruchs entfernt wird, kann der
biblische Glaube eigentlich ernst und damit kommunikativ und friedlich werden, sein
Wesen rein verwirklichen.
Damit dieses mit vollem Bewußtsein geschehe, ist die einfache und folgenreiche
Einsicht notwendig: Die in ihrer Richtigkeit allgemeingültige Wahrheit ist relativ auf
Voraussetzungen und Methoden des Erkennens, aber zwingend für jeden Verstand.
Die existentiell geschichtliche Wahrheit ist in der Lebenspraxis unbedingt, aber in der
Aussage ohne Allgemeingültigkeit für alle.
Erst wenn die Ausschließlichkeit fällt, kann der Glaube selbst in seiner Erscheinung
wahr werden. Dann ist die Reinheit im Kampf der Chiffern, d.h. deren Befreiung von
der Einmischung der Daseinsinteressen in ihn möglich. Dann erst wird die Unbefan-
genheit und Duldsamkeit in diesem Kampf wirklich.
Die Einzigkeit der Offenbarung würde mit ihrer massiven Leibhaftigkeit auch ihre
geschichtliche Ausschließlichkeit verlieren. Die eine, einzige, umfassende Geschicht-
lichkeit von allem, das wir sind und wissen, gründet sich nicht auf Offenbarung, son-
dern auf das im Menschen Gemeinsame, innerhalb dessen die Chiffern von Offenba-
rungen geschichtlich verschiedener Herkunft eine mannigfaltige Gestalt haben.
(3) Die mögliche Wandlung der protestantischen Kirchen im Rahmen der Wandlung des bibli-
schen Glaubens überhaupt
(a) Im Grunde des Menschseins selber liegt die Unstimmigkeit. Der Mensch wagt
und opfert, aber er weiß nicht, wo das letzte Ziel liegt - er sucht seine Welt zu gestalten,
aber aus der von ihm geformten Welt schlägt etwas Zerstörendes gegen ihn zurück -
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Dieser Ernst müßte sich heute bezeugen und bewähren in unserer versinkenden
Welt, die sich übertäubt, so daß der Mensch sich selbst so schwer findet, weil er im
Lärm des gewaltigen Leistungsbetriebes und in der Leerheit seiner freien Zeit immer
weniger die Wirklichkeit der Transzendenz zu hören scheint.
(c) Die Ausschließlichkeit der dogmatisch bestimmten Glaubenswahrheit fällt.
Ausschließlichkeitsanspruch nennen wir den Anspruch, die einzige, für alle Men-
schen gültige absolute Wahrheit auszusprechen oder zu sein. Er liegt in dem nicht von
Jesus stammenden Worte:609 »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Nie-
mand kommt zum Vater denn durch mich.«610 Er liegt in dem Satz: »Außer der Kirche
ist kein Heil« (extra ecclesiam nulla salus).611
Der Ausschließlichkeitsanspruch eines Glaubens (sei es Offenbarungsglaube oder
irrgeratener philosophischer Glaube) war stets die Quelle von Unfrieden und des
Kampfes auf Leben und Tod.
An die Offenbarungsgläubigen geht der Anspruch, mit dem Preisgeben des Aus-
schließlichkeitsgedankens das Schwert in die Scheide zu werfen (einst real,612 heute
gleichnishaft gemeint). Nicht mehr gilt das Jesus vielleicht zu Unrecht zugeschriebene
Wort: Ich bin nicht ge|kommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert (die Zwie- 508
tracht).613 Nur wenn das Gift des Ausschließlichkeitsanspruchs entfernt wird, kann der
biblische Glaube eigentlich ernst und damit kommunikativ und friedlich werden, sein
Wesen rein verwirklichen.
Damit dieses mit vollem Bewußtsein geschehe, ist die einfache und folgenreiche
Einsicht notwendig: Die in ihrer Richtigkeit allgemeingültige Wahrheit ist relativ auf
Voraussetzungen und Methoden des Erkennens, aber zwingend für jeden Verstand.
Die existentiell geschichtliche Wahrheit ist in der Lebenspraxis unbedingt, aber in der
Aussage ohne Allgemeingültigkeit für alle.
Erst wenn die Ausschließlichkeit fällt, kann der Glaube selbst in seiner Erscheinung
wahr werden. Dann ist die Reinheit im Kampf der Chiffern, d.h. deren Befreiung von
der Einmischung der Daseinsinteressen in ihn möglich. Dann erst wird die Unbefan-
genheit und Duldsamkeit in diesem Kampf wirklich.
Die Einzigkeit der Offenbarung würde mit ihrer massiven Leibhaftigkeit auch ihre
geschichtliche Ausschließlichkeit verlieren. Die eine, einzige, umfassende Geschicht-
lichkeit von allem, das wir sind und wissen, gründet sich nicht auf Offenbarung, son-
dern auf das im Menschen Gemeinsame, innerhalb dessen die Chiffern von Offenba-
rungen geschichtlich verschiedener Herkunft eine mannigfaltige Gestalt haben.
(3) Die mögliche Wandlung der protestantischen Kirchen im Rahmen der Wandlung des bibli-
schen Glaubens überhaupt
(a) Im Grunde des Menschseins selber liegt die Unstimmigkeit. Der Mensch wagt
und opfert, aber er weiß nicht, wo das letzte Ziel liegt - er sucht seine Welt zu gestalten,
aber aus der von ihm geformten Welt schlägt etwas Zerstörendes gegen ihn zurück -