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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 13): Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51323#0623
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522

Philosophie und Offenbarungsglaube

der Setzung im Augenblick fast nur von Karl Jaspers geführt. Das mag daran liegen, daß
sich Jaspers bewußter als die meisten anderen Existenzphilosophen noch an die große
philosophische Tradition des Abendlandes hält. Was es hier an Auseinandersetzung
zwischen Philosophie und christlichem Glauben gegeben hat, das nimmt er auf, um
es von seinem neuen Standort aus neu zu durchdenken und vorzutragen. Ihre Pointe
8 hat Jaspers’ philosophische Kritik am Christentum in dem Protest gegen den | Aus-
schließlichkeitsanspruch der christlichen Offenbarung. Es ist ein leidenschaftlicher
Protest der Philosophie im Namen der Religion.
Seit dem Jahre 1945, und das heißt seitdem Karl Jaspers seine Stimme endlich wie-
der in Deutschland erheben kann, nimmt die Auseinandersetzung mit dem christli-
chen Offenbarungsglauben in seinem philosophischen Werk einen immer breiteren
Raum ein. Ihre Zusammenfassung und Profilierung hat sie in Jaspers’ neuester großer
Veröffentlichung gefunden, die den bezeichnenden Titel trägt: »Der philosophische
Glaube angesichts der Offenbarung« (R. Piper Verlag, München). Daß dieses Buch kurz
vor der Vollendung des 80. Lebensjahres des Philosophen erschienen ist, mutet bei-
nahe wie ein Zeichen an. Es verrät etwas von den letzten und tiefsten Antrieben des
ganzen Lebenswerkes.
Aus diesem Grunde haben der Norddeutsche Rundfunk und der Sender Freies Ber-
lin unter die zahlreichen Sendungen, die sie zu Jaspers’ 80. Geburtstag veranstaltet ha-
ben, in ihr gemeinsames Drittes Programm auch ein Gespräch über dieses neueste
9 Buch des Philosophen aufgenommen. Es ist schriftlich vorbereitet worden; | auf
Wunsch von Professor Jaspers habe ich diesem meine Fragen vorher schriftlich mitge-
teilt. Das Gespräch fand ein überraschend starkes Echo, und immer wieder wurde der
Wunsch geäußert, man möchte das sich im Äther so rasch verflüchtigende Wort gerne
schwarz auf weiß besitzen, um es noch einmal lesen zu können. Diesem Wunsche
kommt die Veröffentlichung nach. Mehr möchte sie nicht sein.

Hamburg, am 1. Mai 1963

Heinz Zahrnt
 
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