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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Einleitung des Herausgebers

LXI

mit einer Dissertation über den Georgekreis,269 die »nachhaltig und hemmungslos
den Horizont einschlägiger nationalsozialistischer Ideologieerwartung« bedient.270
Bereits im November 1933 Mitglied der SA, wechselte Rössner 1934 zur SS und war bis
1936 in Leipzig zeitweise als hauptamtlicher Referent und Abteilungsleiter im Sicher-
heitsdienst (SD) tätig. 1937 in die NSDAP eingetreten, wirkte er 1938 ehrenamtlich im
»Ahnenerbe« der SS mit und fungierte als Referent in der Wissenschaftsabteilung im
SD-Hauptamt. Im selben Jahr verfasste er die Denkschrift »Lage und Aufgaben der
Germanistik und deutschen Literaturwissenschaft«.271 Nach seiner Teilnahme am
Polen- und Frankreichfeldzug leitete er 1940 in Berlin die Abteilung III C 3 »Kunst und
Volkskultur« im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) - der Zentrale des SD und spä-
teren Schaltstelle der Judenvernichtung -, bald auch die Abteilung »Wissenschaft«,
seit April 1944 als SS-Obersturmbannführer.272 1948 wurde Rössner wegen seiner SS-
Zugehörigkeit nur zu einer Geldstrafe verurteilt und in seinem Entnazifizierungsver-
fahren am 21. April 1950 in die Gruppe IV »Mitläufer« eingestuft.273 Nun arbeitete er,
erst als Volontär, dann als Lektor beim Gerhard Stalling Verlag (Oldenburg), der in der
Branche dafür bekannt war, dass dort ehemalige hochrangige NS-Funktionäre tätig
waren.274 1953 wechselte Rössner in die Verlagsleitung des Insel Verlags (Wiesbaden),
im März 1958 zum Piper Verlag, wo er seit März 1972 auch die wissenschaftliche Abtei-
lung leitete.275

Bonn und die Zeitgeschichte. Drei Kapitel deutscher Vergangenheit aus dem Leben des Dichters 1905-

1955, München, Wien 1974,217-218 (Anm. 349 zu Rössner), 220-224.

269 Vgl. H. Rössner: Georgekreis und Literaturwissenschaft. Zur Würdigung und Kritik der geistigen Bewe-
gung Stefan Georges, Frankfurt/M. 1938. In der Vorbemerkung heißt es: »Diese Schrift möchte
einen Beitrag liefern zur weltanschaulichen Neuordnung der deutschen Literaturwissenschaft.
Es gilt ihr deshalb [...] am Ende um die Überwindung der geistigen Bewegung des Georgekreises
[...]. Da sie in der Literaturwissenschaft des Georgekreises [...] eine gefährliche Bedrohung der
völkisch-politisch verantwortlichen Wissenschaft von der deutschen Dichtung sieht, muß sie
auf kompromißlose Entscheidungen drängen.« (Ebd., o.S.).

270 L. Jäger: Seitenwechsel, 300.

271 Vgl. G. Simon (Hg.): Germanistik in den Planspielen des Sicherheitsdienstes der SS. Ein Dokument aus
der Frühgeschichte der SD-Forschung, Tl.i: Einleitung und Text, Tübingen 1998, 1-69 (vollständiger
Abdruck jener Denkschrift).

272 Vgl. J. Lerchenmueller, G. Simon: Maskenwechsel. Wie der SS-Hauptsturmführer Schneider zum
BRD-Hochschulrektor Schwerte wurde und andere Geschichten über die Wendigkeit deutscher Wissen-
schaft im 20. Jahrhundert, Tübingen 1999, 97-98; M. Wildt: »Exkurs: Korrespondenz mit einem
Unbekannten. Hannah Arendt und ihr Lektor, SS-Obersturmbannführer Dr. Hans Rößner«, in:
L. Hachmeister, F. Siering (Hg.): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945,
München 2002,238-261, hier: 245.

273 Vgl. L. Jäger: Seitenwechsel, 100.

274 Vgl. R. Baumgart: Damals, 178. Zu Rössners Tätigkeit bei Stalling vgl. M. Wildt: »Korrespondenz
mit einem Unbekannten«, 248-249; ders.: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des
Reichssicherheitshauptamtes, Hamburg 2002, 797-798.

275 Vgl. H. Rössner an W. Jens, 19. Januar 1972, Durchschlag, DLA, A: Piper.
 
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