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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0331
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Karl Jaspers - Piper Verlag (1955)

ganze Sache ist mir zu ernst und bewegt mich immer wieder. Alle Augenblicke wan-
dert zeitweisea ein Zettel mit Notizen in den »Bienenkorb«. Meine Frau wehrt ab und
möchte völlige Konzentration auf die »Grossen Philosophen«. Ich denke mich freizu-
halten für die mögliche Neigung. Dabei meine ich auf Grund des schon Vorliegenden
in zwei Monaten, die diesem Deutschlandbuch gewidmet würden, es fertig zu brin-
gen. Es ist eine erregende Sache. Voriges Jahr habe ich auf zwei Anfragen amerikani-
scher Zeitschriften zwei politische Aufsätze geschrieben: in FOREIGN AFFAIRS über
das politische Vakuum in Deutschland, in CONFLUENCE über den Totalitarismus.692
Der erste brachte mir zwei vertrauliche Briefe von hohen Ministerialbeamten aus ver-
schiedenen Ministerien in Bonn: Ausdruck eines Dankes mit der Behauptung, noch
nie hätten sie die Dinge so klar und offen dargestellt gesehen, und mit der Bitte um
Publikation in Deutschland. Sie hatten sich meine deutsche Urfassung aus New York
verschafft. Ich habe abgelehnt, da die Form der Darstellung für Amerikaner gedacht
war und für uns in Deutschland unangemessen ist. Es war wie eine Werbung für uns
bei den U.S.A. gegen den Geist, uns bloss als Militärmacht einsetzen zu wollen, und
gegen die immer so einseitigen, wenn auch total wechselnden Beurteilungen, die wir
aus Amerika erfahren. Damals war der Aufsatz eine unerlaubte Unterbrechung. Jetzt
will ich nicht mehr unterbrechen oder das ganze Deutschlandbuch schreiben. Ob und
wann ich es tue, weiss ich nicht. Es könnte plötzlich der Impuls kommen, aber dann
auch eine kleine Verzögerung der »Grossen Philosophen« zur Folge haben. Also ein
Beitrag gemeinsam mit dem Europavortrag kommt nicht in Frage.
Nun zu der für uns beide nicht angenehmen Erörterung über die Honorarfrage.
Sie nehmen dazu ausführlich Stellung.693 Doch auch bei dieser Ausführlichkeit ist der
Autor unvermeidlich in Unbehagen, weil er die Kalkulationsmethoden nicht kennt
und daher weder zu ihrer Anwendung noch zu ihnen selbst innerlich Stellung zu
nehmen vermag. Hier wirklich mitdenken zu können, macht eine spezielle Ausbil-
dung erforderlich, die mich ungemein interessieren würde, die ich aber doch nicht
besitze. Daher kann ich Ihren Gedankengängen rechnerisch nicht so folgen, dass ich
das Ganze zu übersehen vermöchte. Nur eines weiss ich, dass der Verleger immer ein
durch keine Kalkulationsmethoden auszuschliessendes Risiko auf sich nimmt, das
seitens des Autors nur dadurch ein wenig vermindert wird, dass er sein Honorar nach
Verkauf erhält, während alle andern Kosten vom Verleger bar bezahlt werden müs-
sen. Dieses verlegerischen Risikos bin ich mir wohl bewusst, ebenso wie Ihres guten
Willens, mich persönlich angemessen zu honorieren. Ich selber schätze in den ein-
zelnen Fällen keineswegs immer in richtiger Voraussicht das Risiko ein. Z.B. erwartete
ich von der Bultmann-Diskussion, wie ich Ihnen vorher sagte, einen viel geringeren
Absatz als der war, der dann nach Ihrer besseren Voraussicht tatsächlich erfolgt ist. Bei

a statt zeitweise im Typoskript zweitweise
 
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