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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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Karl Jaspers - Piper Verlag (1959)

Mit herzlichen Grüßen und aufrichtigem Dank für Ihre mich beflügelnde Aner-
kennung meiner Verlagsarbeit, und mit vielen Grüßen auch an Ihre liebe Gattin
Ihr
Klaus Piper
203 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, den 30. Januar 1959
Lieber Herr Piper!
Schönen Dank für Ihre Briefe vom 23.1. und 26. I.
Ich bin in der Rekonvaleszenz von einer bronchiektatischen Attacke, habe diese
Woche nicht gelesen, will aber die Vorlesung Montag, übermorgen, fortsetzen. Nun
nur schnell die Antwort auf Ihre beiden schriftstellerischen Fragen.
Mein Nachwort ist unmöglich bis zum 15. Februar, auch nicht bald nachher fer-
tigzustellen. Es sollte in Ruhe bedacht und gestaltet werden und bedarf noch einer
beträchtlichen Lektüre. Das muss ich auf die hoffentlich im Herbst noch einmal not-
wendig werdende Auflage verschieben. Daher wäre ich für gelegentliche Nachricht
über den Gang des Absatzes im Sommer dankbar, damit ich etwa vier Monate vor
Ablieferung des Manuskriptes orientiert bin.
Über Ihre Neuausgabe von Alfred Webers »Das Tragische und die Geschichte«
freue ich mich sehr.1062 Ich halte dieses Buch für sein persönlichstes und tiefstes. Es
wird auch heute verlangt und ist dann auch antiquarisch nicht erhältlich. Im ersten
Impuls habe ich gestern den ganzen Tag in dem Buch wieder gelesen, habe mir die
Situation vergegenwärtigt und komme leider zu dem Ergebnis, dass ich das Vorwort
nicht schreiben kann. Sie werden wissen, dass Alfred Weber und ich menschlich
durch fast ein halbes Jahrhundert befreundet waren, aber philosophisch und poli-
tisch sehr differierten. Auch anlässlich dieses Buches hatten wir im Krieg heftige Dis-
pute, die nicht den Charakter fruchtbarer Entwicklungen hatten. Weber war vielmehr
befremdet, gekränkt, zornig. Nur seine Ritterlichkeit und meine hohe Wertschätzung
seiner geistigen Leistung, seiner historischen Seele, seiner Persönlichkeit, seiner edlen
Herkunft hatten zur Folge, dass die Freundschaft nie in Gefahr geriet. Am schlimm-
sten war es einmal nach dem Kriege, als ich in der »Wandlung« seine Position in Bezug
auf Gut und Böse angriff. Er las natürlich vorher das Manuskript und fasste es als einen
Angriff auf, den unsere Solidarität als Herausgeber der »Wandlung« nicht zulasse.
So änderte ich völlig und liess nur eine matte Sache übrig.1063 Auch diese nicht öffent-
lich gewordene Auseinandersetzung bezog sich zum Teil auf das vorliegende Buch.
Über dieses nun könnte ich ausserordentlich viel Rühmendes sagen. Es ist voller herr-
 
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