Karl Jaspers - Piper Verlag (1961)
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Zum Schluß möchte ich Ihnen noch besonders danken für die Stellungnahme zu
dem kleinen Expose über ein philosophisches Quellenwerk von Herrn Landry. Ihre
Bedenken und Einwände sind für mich durchaus einleuchtend, es wäre nur ein einzi-
ger Gedanke, der für die Grundabsicht von Herrn Landry sprechen könnte, eine rein
pragmatische Überlegung: ob es Sinn hätte, einem Leserkreis, der mit Sicherheit phi-
losophische Originaltexte - zunächst! - überhaupt nicht liest, also Menschen, die von
sich aus nie eine Spinoza-, Descartes- oder Kant-Ausgabe zur Hand nehmen, ein phi-
losophisches Lesewerk mit größeren »entscheidenden« Textpartien zu bieten, - und
dies mit dem Wissen desjenigen, der solches unternimmt, daß dies nur als eine Hin-
führung zur Philosophie gerechtfertigt wäre.1302
Ich möchte gern unter dem Aspekt der grundsätzlichen verlegerischen Möglich-
keiten im Hause Piper über die ganze Frage weiter nachdenken. Vielleicht darf ich mir
erlauben, Sie, wenn ich das nächste Mal in Basel bin,13°3 noch einmal daraufhin anzu-
sprechen.
Mit herzlichem Gruß
Ihr
Klaus Piper
PS: In der Anlage erlauben wir uns, Ihnen den unterschriebenen Vertrag für das Werk:
Plato. Augustin. Kant - Drei Gründer des Philosophierens - zu überreichen.
Ihr Kl. Piper
246 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, den 25. Mai 1961
Lieber Herr Piper!
Schönen Dank für Ihren Brief und das Geschenk des »Valentin«.1304 Ich lese gern darin.
Meine Frau weniger. Einst in den 20er Jahren, als ich im Seminar Kants »Kritik der
Urteilskraft« und dabei den Begriff Zufall behandelte, brachten mir Studenten eine
Valentin-Platte über den Zufall.1305 Grossartig, verborgen philosophisch, ich besitze
sie noch, aber dies Stück fehlt in dem Buch. Man muss nicht zu viel auf einmal lesen.
Der Mann war offenbar eine einmalige Erscheinung. Die Texte sind gewiss nur ein fast
toter Rest des lebendigen Vortrags. Ich liebe dieses tiefsinnige Lachen, diese gutmütig
entlarvende Wahrhaftigkeit, dieses Staunen vor all der Verrücktheit der Welt. Natür-
lich ist die Gefahr, dass es auch Manier wird, daher ist es das beste, die Texte in klei-
nen Dosen zu geniessen.
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Zum Schluß möchte ich Ihnen noch besonders danken für die Stellungnahme zu
dem kleinen Expose über ein philosophisches Quellenwerk von Herrn Landry. Ihre
Bedenken und Einwände sind für mich durchaus einleuchtend, es wäre nur ein einzi-
ger Gedanke, der für die Grundabsicht von Herrn Landry sprechen könnte, eine rein
pragmatische Überlegung: ob es Sinn hätte, einem Leserkreis, der mit Sicherheit phi-
losophische Originaltexte - zunächst! - überhaupt nicht liest, also Menschen, die von
sich aus nie eine Spinoza-, Descartes- oder Kant-Ausgabe zur Hand nehmen, ein phi-
losophisches Lesewerk mit größeren »entscheidenden« Textpartien zu bieten, - und
dies mit dem Wissen desjenigen, der solches unternimmt, daß dies nur als eine Hin-
führung zur Philosophie gerechtfertigt wäre.1302
Ich möchte gern unter dem Aspekt der grundsätzlichen verlegerischen Möglich-
keiten im Hause Piper über die ganze Frage weiter nachdenken. Vielleicht darf ich mir
erlauben, Sie, wenn ich das nächste Mal in Basel bin,13°3 noch einmal daraufhin anzu-
sprechen.
Mit herzlichem Gruß
Ihr
Klaus Piper
PS: In der Anlage erlauben wir uns, Ihnen den unterschriebenen Vertrag für das Werk:
Plato. Augustin. Kant - Drei Gründer des Philosophierens - zu überreichen.
Ihr Kl. Piper
246 Karl Jaspers an Klaus Piper
Typoskript; DLA, A: Piper, hs. PS, mit dem Stempel Prof. Karl Jaspers Basel Austrasse 126
Basel, den 25. Mai 1961
Lieber Herr Piper!
Schönen Dank für Ihren Brief und das Geschenk des »Valentin«.1304 Ich lese gern darin.
Meine Frau weniger. Einst in den 20er Jahren, als ich im Seminar Kants »Kritik der
Urteilskraft« und dabei den Begriff Zufall behandelte, brachten mir Studenten eine
Valentin-Platte über den Zufall.1305 Grossartig, verborgen philosophisch, ich besitze
sie noch, aber dies Stück fehlt in dem Buch. Man muss nicht zu viel auf einmal lesen.
Der Mann war offenbar eine einmalige Erscheinung. Die Texte sind gewiss nur ein fast
toter Rest des lebendigen Vortrags. Ich liebe dieses tiefsinnige Lachen, diese gutmütig
entlarvende Wahrhaftigkeit, dieses Staunen vor all der Verrücktheit der Welt. Natür-
lich ist die Gefahr, dass es auch Manier wird, daher ist es das beste, die Texte in klei-
nen Dosen zu geniessen.