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Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki, Christine [Hrsg.]; Schulz, Fabian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 1): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Autor - Werk - Überlieferung — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51241#0013
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Mischa Meier, Christine Radtki, Fabian Schulz

tere Arbeiten dieses Sammelbandes behandeln zentrale Fragen zur Einbindung des
Malalas in die Historiographie des 6. Jahrhunderts und zu seiner Haltung gegenüber
der Herrschaft Justinians (Scott), zu sprachlichen Aspekten (James), zur komplizier-
ten Textüberlieferung sowie zur aktuellen Bedeutung des Chronisten (Croke), an der
inzwischen - trotz der jüngeren Einwände Warren Treadgolds20 - kein Zweifel mehr
bestehen sollte.21
Die Arbeiten des australischen Malalas-Teams stellten einen wichtigen Impuls-
geber für die Malalas-Forschung dar, ja sie haben diese überhaupt erst international
,hoffähig’ gemacht - eine Tatsache, die sich darin spiegelt, dass auch eine französi-
sche Forschergruppe die Arbeit zur Erforschung der Chronik aufgenommen und ihr
zwei Tagungsbände gewidmet hat. Schwerpunkt des ersten Bandes waren elementare
Fragen zum Malalastext, zu seiner Überlieferung und den Quellen des Chronisten.22
Im zweiten Band standen inhaltliche Fragen zur Chronik und zum Autor im Vorder-
grund; insbesondere die Person des Malalas als Chronist im Kontext seiner eigenen
Zeit gewinnt dabei deutlich an Profil. Zu erwähnen wären hier u.a. Joelle Beaucamp,
die nach dem Umgang mit der biblischen Vergangenheit innerhalb der Chronik fragt,
oder auch Emmanuele Caires Überlegungen zur griechischen Geschichte in der Ver-
sion des Malalas, ferner Anne-Marie Bernardi, die die Ursprünge der Stadt Rom und
ihre Darstellung in Malalas’ Chronik erörtert, sowie Catherine Salious Ausführungen
zu den bei Malalas häufig thematisierten Monumenten Antiochias.23
Als ausgesprochen gewinnbringend erwies sich zudem eine ältere, seit dem spä-
ten 19. Jahrhundert geführte Forschungsdebatte über einen anderen spätantiken bzw.
frühbyzantinischen Historiographen, die im vergangenen Jahrzehnt wieder aufge-
flammt ist (zu den inhaltlichen Details s.u.): Es handelt sich dabei um die Diskussion
der sog. Johanneischen Frage4. Sie dreht sich um das Problem, ob die Zuweisung
bestimmter Textstücke (v. a. der sog. Fragmenta Salmasiana) an den nur in Auszügen
überlieferten Johannes von Antiocheia gerechtfertigt ist oder nicht. An der jeweiligen
Positionierung in diesem Problemkomplex hängt nicht nur die Datierung des Johan-
nes von Antiocheia (Anfang des 6. oder Anfang des 7. Jahrhunderts), sondern auch die
Einschätzung seines Verhältnisses zu Johannes Malalas, auf dessen Chronik (in einer
heute nicht mehr verfügbaren älteren Fassung) er vielfach zurückgegriffen hat.
Trotz aller unverkennbaren Fortschritte, die in den letzten Jahren erzielt werden
konnten, mangelt es aufgrund des verspäteten Einsetzens einer Malalas-Forschung
im engeren Sinne dennoch weiterhin an grundlegenden Hilfsmitteln, wie z.B. einem
umfassenden wissenschaftlichen Kommentar (einen Kurzkommentar zu Buch I hat
20 S.o. Anm. 9.
21 Scott (1990), S. 67-86; James (1990a), S. 217-244; Croke (1990a), S. 325-338; Jeffreys (1990a), S. 111-166;
Jeffreys (1990b), S. 121-146; Jeffreys (1996), S. 52-74; Jeffreys (2003), S. 497-527. Auch in jüngster Zeit
haben die Mitglieder dieser Gruppe ihre Studien zu Malalas bzw. der spätantiken und byzantinischen
Chronistik fortgesetzt, vgl. u.a. Scott (2007), S. 35-47; Scott (2009), S. 31-57; Scott (2010a), S. 115-131;
Scott (2010b), S. 251-263; Scott (2011), S. 58-77; Scott (2012), S. XVIII; Scott (2013b), S. 195-226.
22 Agusta-Boularot/Beaucamp/Bernardi/Cabouret/Caire (2004).
23 Agusta-Boularot/Beaucamp/Bernardi/Caire (2006).
 
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