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Carlo Scardino
392 sehr ausführlich); Marcellinus erwähnt als einziger den im Osten bedeutenden
Gregor von Nazianz (ad an. 380).
Doch fehlen, zumindest in der Gallischen Chronik von 452, kritische Berichte über
Skandale mitnichten. So wird etwa gegen einen Bischof der Vorwurf der Unzucht
erhoben {magna de suspecto adulterio Remedi episcopi quaestio agitatur c. 60) und der
Versuch des Bischofs von Arles, Priesterämter zu verkaufen, negativ gewertet {Patro-
clus, Arelatensis episcopus, infami mercatu sacerdotia venditare ausus c. 74). Marius Aven-
ticensis hingegen berichtet vom (wohl missglückten) Anschlag einiger Mönche auf
ihren Bischof: „Die Mönche von Acaunum versuchten in einem Wutanfall in der
Nacht ihren Bischof Agricola mit dem Klerus und den Bürgern, die ebendort wa-
ren, zu töten und brachen daher das Kirchengebäude auf; während den Bischof seine
Geistlichen und die Bürger zu verteidigen suchten, wurden sie von diesen Mönchen
schwer verletzt“ {monachi Agaunenses iracundiae spiritu incitati, noctis tempore episcopum
suum Agricolam cum clero et cives, qui cum ipso erant, occidere nitentes domum ecclesiae
effegerunt; et dum episcopum suum clerici vel cives defensare conati sunt, graviter ab ipsis
monachis vulnerati sunt ad. an. 565). Indessen gibt der Chronist keine Hinweise auf
die tieferliegenden Motive, die zum Zerwürfnis zwischen den Mönchen und ihrem
Bischof geführt hatten, sondern schreibt diesen Angriff einem (irrationalen) Wutan-
fall zu. Da Marius wohl selbst Zeuge des Vorfalls war oder wenigstens Augenzeugen
dazu befragen konnte, da sich der Vorfall in seiner Gegend ereignete, kann man davon
ausgehen, dass er einen Raptus für den wahrsten Grund hielt und andere Motive, falls
er sie kannte, absichtlich verschwieg.
Hingegen erwähnt Prosper die Zwietracht {discordia} zwischen den beiden Hei-
ligen Johannes und Theophilos, die mit Johannes’ erzwungenem Exil endete (c. 1220);
als Ursache dafür, dass Heros, ein Schüler Martins und Bischof von Arles, ohne
Schuld abgesetzt und ins Exil getrieben worden ist, führt er politische Intrigen an:
„Zur selben Zeit wurde Heros, ein heiliger Mann und Schüler des seligen Martinus,
als er der Stadt Arles als Bischof vorstand, vom Volk eben dieser Stadt vertrieben -
unschuldig und keiner Anklage ausgesetzt. An seiner Stelle wurde Patroclus geweiht,
ein Freund und Vertrauter des magister militum Constantius, dessen Gunst dadurch
erstrebt wurde. Dieser Vorfall war Anlass für große Uneinigkeiten zwischen den Bi-
schöfen jener Region“ {eodem tempore Heros vir sanctus et beati Martini discipulus cum
Arelatensi oppido episcopus praesideret, a populo eiusdem civitatis insons et nulli insimula-
tioni obnoxius pulsus est inque eius locum Patroclus ordinatus, amicus etfamiliaris Constan-
tii magistri militum, cuius per ipsum gratia quaerebatur, eaque res inter episcopos regionis
illius magnarum discordiarum materia fuite. 1247).
Eine wichtige Rolle spielen in den Chroniken natürlich auch die Erwähnungen
der vielen Häresien, die entsprechend dem theologischen Standpunkt des Chronisten
kommentiert werden. So vermerkt der Chronist der Gallischen Chronik von 452 mit
Genugtuung, dass Ambrosius gewichtige Streitschriften gegen die Arianer verfasst
habe (c. 8) und dass in Trier der Usurpator Maximus die Manichäer hinrichten ließ
(c. 12), wobei er aber - im Gegensatz zu Prosper (c. 1187) - verschweigt, dass es sich um
Priscillian und seine Anhänger handelte. Während Kaiser Gratian der Kirche sehr ge-
Carlo Scardino
392 sehr ausführlich); Marcellinus erwähnt als einziger den im Osten bedeutenden
Gregor von Nazianz (ad an. 380).
Doch fehlen, zumindest in der Gallischen Chronik von 452, kritische Berichte über
Skandale mitnichten. So wird etwa gegen einen Bischof der Vorwurf der Unzucht
erhoben {magna de suspecto adulterio Remedi episcopi quaestio agitatur c. 60) und der
Versuch des Bischofs von Arles, Priesterämter zu verkaufen, negativ gewertet {Patro-
clus, Arelatensis episcopus, infami mercatu sacerdotia venditare ausus c. 74). Marius Aven-
ticensis hingegen berichtet vom (wohl missglückten) Anschlag einiger Mönche auf
ihren Bischof: „Die Mönche von Acaunum versuchten in einem Wutanfall in der
Nacht ihren Bischof Agricola mit dem Klerus und den Bürgern, die ebendort wa-
ren, zu töten und brachen daher das Kirchengebäude auf; während den Bischof seine
Geistlichen und die Bürger zu verteidigen suchten, wurden sie von diesen Mönchen
schwer verletzt“ {monachi Agaunenses iracundiae spiritu incitati, noctis tempore episcopum
suum Agricolam cum clero et cives, qui cum ipso erant, occidere nitentes domum ecclesiae
effegerunt; et dum episcopum suum clerici vel cives defensare conati sunt, graviter ab ipsis
monachis vulnerati sunt ad. an. 565). Indessen gibt der Chronist keine Hinweise auf
die tieferliegenden Motive, die zum Zerwürfnis zwischen den Mönchen und ihrem
Bischof geführt hatten, sondern schreibt diesen Angriff einem (irrationalen) Wutan-
fall zu. Da Marius wohl selbst Zeuge des Vorfalls war oder wenigstens Augenzeugen
dazu befragen konnte, da sich der Vorfall in seiner Gegend ereignete, kann man davon
ausgehen, dass er einen Raptus für den wahrsten Grund hielt und andere Motive, falls
er sie kannte, absichtlich verschwieg.
Hingegen erwähnt Prosper die Zwietracht {discordia} zwischen den beiden Hei-
ligen Johannes und Theophilos, die mit Johannes’ erzwungenem Exil endete (c. 1220);
als Ursache dafür, dass Heros, ein Schüler Martins und Bischof von Arles, ohne
Schuld abgesetzt und ins Exil getrieben worden ist, führt er politische Intrigen an:
„Zur selben Zeit wurde Heros, ein heiliger Mann und Schüler des seligen Martinus,
als er der Stadt Arles als Bischof vorstand, vom Volk eben dieser Stadt vertrieben -
unschuldig und keiner Anklage ausgesetzt. An seiner Stelle wurde Patroclus geweiht,
ein Freund und Vertrauter des magister militum Constantius, dessen Gunst dadurch
erstrebt wurde. Dieser Vorfall war Anlass für große Uneinigkeiten zwischen den Bi-
schöfen jener Region“ {eodem tempore Heros vir sanctus et beati Martini discipulus cum
Arelatensi oppido episcopus praesideret, a populo eiusdem civitatis insons et nulli insimula-
tioni obnoxius pulsus est inque eius locum Patroclus ordinatus, amicus etfamiliaris Constan-
tii magistri militum, cuius per ipsum gratia quaerebatur, eaque res inter episcopos regionis
illius magnarum discordiarum materia fuite. 1247).
Eine wichtige Rolle spielen in den Chroniken natürlich auch die Erwähnungen
der vielen Häresien, die entsprechend dem theologischen Standpunkt des Chronisten
kommentiert werden. So vermerkt der Chronist der Gallischen Chronik von 452 mit
Genugtuung, dass Ambrosius gewichtige Streitschriften gegen die Arianer verfasst
habe (c. 8) und dass in Trier der Usurpator Maximus die Manichäer hinrichten ließ
(c. 12), wobei er aber - im Gegensatz zu Prosper (c. 1187) - verschweigt, dass es sich um
Priscillian und seine Anhänger handelte. Während Kaiser Gratian der Kirche sehr ge-