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Bandini, Ditte [Hrsg.]; Hinüber, Oskar von [Hrsg.]; Dickoré, Wolf Bernhard [Hrsg.]
Die Felsbildstationen Shing Nala und Gichi Nala — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 4: Mainz, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.37089#0088
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Gichi Nala

Auch für Gichi Nala gilt, daß die Temperatur im Sommer 40° übersteigt.328 Allerdings bewirkt die Lage am südli-
chen Ufer des Indus, daß es hier nicht so heiß wird wie etwa in Shing Nala und daß der Aufenthalt hier am Nach-
mittag, wenn das Gelände im Schatten liegt, auch im Sommer vergleichsweise ‘angenehm’ ist.
An Tieren wurden im Oktober viele Agamen gesehen,329 eine Wasseramsel am Nala, ein dicht über den Steinen
kreisender Falke, gleichfalls am Nala mehrere Steinhühner und ein Wiedehopf auf einem Stein am alten Weg; des
weiteren (wie in Shing Nala) pfeifende Heuschrecken(?), daneben Zitronenfalter, eine Schlangenspur und Löcher
von Ameisenlöwen.330
An Pflanzen fielen vor allem auf: Sodomsapfel (Calotropisprocera),331 Beifuß (Artemisia fragrans), Tribulus ter-
restris, Haloxylon thomsonii(?), Heliotropium europaeum, Leptorhabdos parvifolia.332 Das Gelände ist hier, wie
fast überall am Oberen Indus, extrem trocken. Dementsprechend findet sich hier keine große Artenvielfalt.333 Die
Mündung des Nalas selbst ist stark mit Minze (Mentha royleana) begrünt, da offenbar ständig (auch im Oktober
vergleichsweise viel) Wasser fließt; am Ufer fällt eine weitere Pflanze auf, bei der es sich vermutlich um Xanthium
strumarium handelt.334
In den Bergen am Nala kennen Einheimische Stellen, an denen sich Türkise und Malachit finden.335 Ferner gibt es
hier viele Quarzadem, aus denen Mineralien herausgeschlagen werden.336

FORSCHUNGSGESCHICHTE
Bei Gichi Nala kann von einer eigentlichen Entdeckung des Felsbildkomplexes nicht gesprochen werden, da viele
der Gravuren direkt am Karakorum Highway liegen und weithin sichtbar sind. Erwähnt werden die Felsbilder
allerdings erst von A. Stein, der im Jahr 1942 hier entlang nach Chilas reiste. Denn obgleich auch der alte Weg
hier vorbeifuhrte, war diese Region bis vor kurzem für Fremde fast unzugänglich.337 Daher ist das Tal auch nur auf
wenigen älteren Karten eingezeichnet. Stein erklärt: “On the way to Chilas fort and village were found two inscrip-
tions within a few yards of each other at the mouth of the Gichi valley”.338 1 9 8 2 erwähnt auch Dani hier “late in-
scriptions and carvings”.339
Im Jahr 1982 wurde eine erste Dokumentation der Station von V. Thewalt vorgenommen, der den hier vorliegen-
den Komplex in Gichi und Gichi-Weg sowie Campsite und Campsite-Weg gliederte. Im darauffolgenden Jahr
nahm O. von Hinüber erste Lesungen der Inschriften vor, die er 1985 vor Ort ergänzte. Die endgültige systemati-
sche Dokumentation erfolgte 1996 durch H. Hauptmann, S. Hauptmann, Martin Bemmann, M. Nasim Khan, S.
Scherb und G. Wetzel. Die Vermessung führten J. Müller und D. Will, Karlsruhe, durch. 1997 wurden einige Er-
gänzungen vorgenommen. 1999 unterzogen D. Bandini-König und O. von Hinüber die Zeichnungen und Lesungen
vor Ort einer letzten Überprüfung.

328 Zu Temperaturen und Klima in der Region BANDINI-KÖNIG 1999: 4, Anm. 34f.
329 Von den Einheimischen “Kirkar” genannt; vgl. oben S. 11, Anm. 31.
330 Die auf dem gegenüberliegenden Ufer beobachteten Goldwäscher hatten Ziegen bei sich.
331 Hierzu oben S. 11.
332 Zu weiteren, zum großen Teil auch hier vorkommenden Pflanzen vgl. oben S. lOf.
333 Vgl. den Beitrag von DlCKORE unten S. 122ff.
334 Für den Hinweis sei B. Dickore gedankt.
335 Wie kleine von einem Einheimischen besorgte Proben beweisen.
336 Beobachtung H. Remmele und Dani (1995: 37). Abschläge solcher Tätigkeiten hielt Dani vermutlich irrtümlich für prähistori-
sche Werkzeuge (1983: 16; 1995: 37).
337 Wie es bei STEIN (1928: 1) heißt: “Though territory under British political control adjoins these tracts both on the east and
north, they had never been visited by any European, and remained practically terra incognita". Hierzu vgl. auch JANJUA 1998:
415f.
338 STEIN 1944: 18.
339 Dani 1982: 68.
 
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