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32 Versuch einer Selbstkritik

Nihilismus ist] Eine Reminiszenz an die Unzeitgemäßen Betrachtungen, beson-
ders an diejenige über Schopenhauer als Erzieher, die Schopenhauer als den
großen Unzeitgemäßen preist und seinen Kampf gegen die „Jetztzeit“ hervor-
hebt. Die „Jetztzeit“ ist ein von Schopenhauer selbst immer wieder polemisch
verwendeter Begriff. Vgl. den Kommentar zu GT 23 (148, 31-149, 2).
21, 15 f. jene nicht unberedte Drachentödter-Stelle] In GT 18 (119, 2-5), wo N.
auf Wagners Siegfried, den dritten Teil des Rings des Nibelungen anspielt.
21,18 f. unter der Maske des Pessimismus von 1850?] Anspielung auf die erst
nach der Jahrhundertmitte beginnende starke Rezeption von Schopenhauers
pessimistischer Philosophie.
21, 19-21 das übliche Romantiker-Finale [...] Rückkehr und Niedersturz vor
einem alten Glauben, vor dem alten Gotte ...] Hierzu der Überblickskommentar
S. 12.
21, 26-37 „Denken wir uns eine heranwachsende Generation [...] einzigste
Gestalt?“] Zitat aus GT 18 (118, 34-119, 11).
22, 3 f. nämlich „getröstet“, wie geschrieben steht] Vgl. den Überblickskom-
mentar S. 13, auch zum Kontext des „Trostes“. Mit der Formel „wie geschrieben
steht“ bezieht sich das Neue Testament häufig auf das Alte Testament zurück.
Dies gilt in besonderer Weise für das Evangelium des Matthäus, der nach einer
engen, legitimierenden Verbindung des NT zum AT sucht. Vgl. Matthäus 4, 4;
4, 6; 4, 7; 4, 10.
22,14-28 Erhebet eure Herzen [...] lachen] Zitate aus Also sprach Zarathustra
IV (Kapitel Vom höheren Menschen, Abschnitt 17, 18 und 20, KSA 4, 366-68).
Der Beginn der Zitate: „Erhebt eure Herzen [...]“ parodiert eine liturgische For-
mel („sursum corda“), das Motiv der „Rosenkranz-Krone“ (22, 17 und 22, 26)
ist eine Kontrafaktur der Leidensgeschichte Christi, dem seine Peiniger eine
Dornenkrone aufsetzten. Eine weitere Kontrafaktur enthält die Wendung „Zara-
thustra der Wahrsager ...“ (22, 23). Sie parodiert die nach dem Bericht der
Evangelien von Jesus gesprochenen Worte: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch“
(Joh. 5, 19. 24. 25; 6, 26; 32. 47. 53 u. ö.).
22, 15 f. ihr guten Tänzer] Das Motiv des Tanzes, das sich alsbald wiederholt
(22, 20: „Zarathustra der Tänzer“) gibt die Antwort auf die früher gestellte
Frage „was ist dionysisch?“ (15, 16 und 15,19): Dionysos ist in der griechischen
Mythologie der Gott des Tanzes sowie der Gott der Freude und des Lachens,
das ein Leitmotiv dieser Schlußpartie aus dem Zarathustra ist. N. erklärt es
zum Ausdruck stärkster Lebensbejahung, als deren Paradigma Zarathustra hier
erscheint. Die Stilisierung Zarathustras zum „dionysischen Unhold“ (22, 12)
 
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