Überblickskommentar: Entstehung 39
trags ,Sokrates und die Tragoedie4“ (KSB 3, Nr. 135, S. 197, Z. 50 f.). Er geht mit
einigen Umstellungen als Kapitel 8-15 in die endgültige Fassung ein. Anfang
1872 erscheint diese unter dem Titel Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste
der Musik.
Aus der Fassung vom Frühjahr 1871 sparte N. vor dieser definitiven Form
ein Kapitel über den griechischen Staat aus, das er später „Fragment einer
erweiterten Form der Geburt der Tragödie“ nannte. Außerdem schloß er ein
Kapitel über das Verhältnis des Mimus zur Musik aus. Ein am 22. Februar 1871,
dem Geburtstag Schopenhauers, konzipiertes Vorwort (KSA 7, 351-357) ersetzte
er durch ein neues Vorwort an Richard Wagner.
Trotz des schlechten Absatzes der Erstauflage und obwohl von dieser sogar
noch ein großer Teil beim Verlag liegengeblieben war, bereitete N. schon bald -
und viel zu früh - eine zweite Auflage vor, die vor allem stilistische Änderun-
gen enthält. Am 31. Januar 1873 schreibt er der Mutter: „Die Correkturen für
die zweite Auflage sind fertig, und das Exemplar schon in Leipzig“ (KSB 4,
Nr. 293, S. 118, Z. 38 f.). Viele von diesen Korrekturen gehen auf Erwin Rohde
zurück. In einem Brief vom 31. Januar 1873 schreibt N. dem Freund: „Ich habe
mit größtem Dank Deine reichliche Blüthenlese aus der ersten Auflage ange-
nommen und ausnahmelos benutzt: möge ich es Dir in allem Recht gemacht
haben. Eine kleine Umgestaltung der ersten drei Seiten war alles Umfängli-
chere, zu dem ich mich, bei der Correktur, verstehen konnte: sonst habe ich
mancherlei in einzelnen Worten noch nachgebessert. Keine neue Vorrede, son-
dern alles, wie es war“ (KSB 4, Nr. 294, S. 119, Z. 6-12). Erst in der ersten
Jahreshälfte 1874 kommt diese zweite Auflage zum Druck, aber sie kann noch
nicht erscheinen, denn von der ersten Auflage, so schreibt N. am 3. November
1874 an die Mutter, „sollen noch ein paar hundert übrig sein: erst wenn die
verkauft sind, erscheint die zweite Auflage“ (KSB 4, Nr. 401, S. 273, Z. 11-13).
Da außerdem der bisherige Verleger Konkurs macht, sorgt erst vier Jahre später
der neue Verleger Ernst Schmeitzner, der inzwischen die beiden letzten Unzeit-
gemäßen Betrachtungen herausgebracht hatte, für die Auslieferung, obwohl
noch immer 170 Exemplare der ersten Auflage von N.s schwerverkäuflicher
Erstlingsschrift vorhanden sind. Zusammen mit diesen 170 Restexemplaren lie-
fert Schmeitzner die 750 Exemplare der zweiten Auflage im Jahre 1878 aus.
Auch diese zweite Auflage findet nur kümmerlichen Absatz. N. veranlaßt
deshalb im Rahmen der im Jahr 1886 erscheinenden neuen Ausgabe seiner
bisher entstandenen Werke eine „neue Ausgabe“, die den unveränderten Text
der zweiten Auflage und die Restauflage des ersten Drucks enthält. Allerdings
wählt er nun den neuen Titel: Die Geburt der Tragödie. Darauf folgt der Unterti-
tel: Oder: Griechenthum und Pessimismus. Von Friedrich Nietzsche. Unter der
Verfasser-Angabe steht der Zusatz: Neue Ausgabe mit dem Versuch einer Selbst-
trags ,Sokrates und die Tragoedie4“ (KSB 3, Nr. 135, S. 197, Z. 50 f.). Er geht mit
einigen Umstellungen als Kapitel 8-15 in die endgültige Fassung ein. Anfang
1872 erscheint diese unter dem Titel Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste
der Musik.
Aus der Fassung vom Frühjahr 1871 sparte N. vor dieser definitiven Form
ein Kapitel über den griechischen Staat aus, das er später „Fragment einer
erweiterten Form der Geburt der Tragödie“ nannte. Außerdem schloß er ein
Kapitel über das Verhältnis des Mimus zur Musik aus. Ein am 22. Februar 1871,
dem Geburtstag Schopenhauers, konzipiertes Vorwort (KSA 7, 351-357) ersetzte
er durch ein neues Vorwort an Richard Wagner.
Trotz des schlechten Absatzes der Erstauflage und obwohl von dieser sogar
noch ein großer Teil beim Verlag liegengeblieben war, bereitete N. schon bald -
und viel zu früh - eine zweite Auflage vor, die vor allem stilistische Änderun-
gen enthält. Am 31. Januar 1873 schreibt er der Mutter: „Die Correkturen für
die zweite Auflage sind fertig, und das Exemplar schon in Leipzig“ (KSB 4,
Nr. 293, S. 118, Z. 38 f.). Viele von diesen Korrekturen gehen auf Erwin Rohde
zurück. In einem Brief vom 31. Januar 1873 schreibt N. dem Freund: „Ich habe
mit größtem Dank Deine reichliche Blüthenlese aus der ersten Auflage ange-
nommen und ausnahmelos benutzt: möge ich es Dir in allem Recht gemacht
haben. Eine kleine Umgestaltung der ersten drei Seiten war alles Umfängli-
chere, zu dem ich mich, bei der Correktur, verstehen konnte: sonst habe ich
mancherlei in einzelnen Worten noch nachgebessert. Keine neue Vorrede, son-
dern alles, wie es war“ (KSB 4, Nr. 294, S. 119, Z. 6-12). Erst in der ersten
Jahreshälfte 1874 kommt diese zweite Auflage zum Druck, aber sie kann noch
nicht erscheinen, denn von der ersten Auflage, so schreibt N. am 3. November
1874 an die Mutter, „sollen noch ein paar hundert übrig sein: erst wenn die
verkauft sind, erscheint die zweite Auflage“ (KSB 4, Nr. 401, S. 273, Z. 11-13).
Da außerdem der bisherige Verleger Konkurs macht, sorgt erst vier Jahre später
der neue Verleger Ernst Schmeitzner, der inzwischen die beiden letzten Unzeit-
gemäßen Betrachtungen herausgebracht hatte, für die Auslieferung, obwohl
noch immer 170 Exemplare der ersten Auflage von N.s schwerverkäuflicher
Erstlingsschrift vorhanden sind. Zusammen mit diesen 170 Restexemplaren lie-
fert Schmeitzner die 750 Exemplare der zweiten Auflage im Jahre 1878 aus.
Auch diese zweite Auflage findet nur kümmerlichen Absatz. N. veranlaßt
deshalb im Rahmen der im Jahr 1886 erscheinenden neuen Ausgabe seiner
bisher entstandenen Werke eine „neue Ausgabe“, die den unveränderten Text
der zweiten Auflage und die Restauflage des ersten Drucks enthält. Allerdings
wählt er nun den neuen Titel: Die Geburt der Tragödie. Darauf folgt der Unterti-
tel: Oder: Griechenthum und Pessimismus. Von Friedrich Nietzsche. Unter der
Verfasser-Angabe steht der Zusatz: Neue Ausgabe mit dem Versuch einer Selbst-