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338 Die Geburt der Tragödie

Bemerkung aus John Stuart Mills Principien der politischen Ökonomie: „Es ist
fraglich, ob alle bisher gemachten mechanischen Erfindungen die Tagesmühe
irgendeines menschlichen Wesens erleichtert haben“, und stellt fest, daß dies
„keineswegs der Zweck der kapitalistisch verwandten Maschinerie“ sei. Sie sei
lediglich ein „Mittel zur Produktion von Mehrwert“ (Das Kapital, Bd. 1, Anfang
von Kap. 13) und diene der Akkumulation von Kapital. Die Arbeit im „automati-
schen System der Maschinerie“ bringe lediglich den entmenschlichten Men-
schen als „Poletarier“ und „Ware“ hervor.
Gegen die Arbeitsvorstellungen der Sozialisten wie der Liberalen wandte
sich Treitschke von einem aristokratisch-konservativen Standpunkt aus, zu
dem N. die größte Affinität zeigt. Wie N. berief sich Treitschke auf die antike
Sklaverei, um sie als Bedingung der „Kultur“ auch in der Gegenwart indirekt
gutzuheißen. In seinem drei Jahre nach N.s Tragödienschrift erschienenen Auf-
satz Der Socialismus und seine Gönner (Preußische Jahrbücher 34, 1874,
S. 67 ff.) nannte er „die Einführung der Sklaverei eine rettende Tat der Kultur“
und erklärte: „Keine Kultur ohne Dienstboten!“, und weiterhin: „nur einer Min-
derzahl ist beschieden, die idealen Güter der Kultur ganz zu genießen; die
große Mehrheit schafft im Schweiße ihres Angesichts“ - trotz der Maschinen-
industrie. Dem Arbeiter komme ein „hartes und beschränktes Dasein“ zu,
„aber ein gesundes und ehrenwertes Leben, wenn er seinen Platz in der Gesell-
schaft kräftig behauptet und die Ehre der Arbeit lebhaft empfindet“.
Die „Ehre der Arbeit“ war ebenso wie die „Würde der Arbeit“ schon längst
eine beliebig verwendbare Hohlformel geworden. Hier ist N. radikaler, indem
er von „schönen Verführungs- und Beruhigungsworten“ spricht und eindeutig
für Sklaverei plädiert - am offensten in einer dann doch nicht in GT eingefüg-
ten Partie (vgl. NK 78, 8-10). John Stuart Mill, den N. als Exponenten eines
humanitären Liberalismus bekämpfte, hatte in seiner Schrift Grundsätze der
politischen Ökonomie das Genossenschaftswesen empfohlen, um die „Würde
der Arbeit“ zu garantieren. Die Genossenschaft solle zur „Heilung der ewigen
Fehde zwischen Kapital und Arbeit“ dienen, wodurch „ein wohlwollender
Wetteifer für das gemeinsame Beste an die Stelle eines erbitterten Klassen-
kampfes treten würde. Die Würde der Arbeit würde sich heben, bei den arbei-
tenden Klassen würde ein neues Gefühl der Sicherheit und Selbständigkeit
erwachen und die tägliche Beschäftigung jedes menschlichen Wesens würde
zu einer Schule sozialer Sympathien und praktischer Einsicht“ (John Stuart
Mill’s Gesammelte Werke. Autorisirte Uebersetzung unter Redaction von Profes-
sor Dr. Th. Gomperz. Siebenter Band: Grundsätze der politischen Oekonomie,
übersetzt von Adolf Soetbeer, Leipzig 1869, S. 98).
Bereits 1866 hatte ein anderer für N. wichtiger Autor, Friedrich Albert
Lange, in seinem Buch über /. St. Mills Ansichten über die sociale Frage den
 
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