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Stellenkommentar GT 19, KSA 1, S. 122-125 349

Vgl. auch den Brief an Wilhelm Vischer-Bilfinger vom 27. Mai 1871.
123, If. im Angesicht der socialistischen Bewegungen der Gegenwart] Vgl.
hierzu den Überblickskommentar S. 6f. N. kannte Marx mindestens indirekt
aus der Lektüre von Werken anderer Autoren. Hierzu: Thomas H. Brobjer: N.s
Knowledge of Marx and Marxism, in: Nietzsche-Studien 31 (2002), S. 298-313.
123, 7 f. Die Oper ist die Geburt des theoretischen Menschen] „Geburt“ bezieht
sich auf die „Oper“ und meint demnach „Ausgeburt“. Diese Stelle läßt beson-
ders deutlich erkennen, wie beliebig N. den Begriff „theoretisch“ verwendet.
Wagner hatte von einer „akademischen Grille“ gesprochen (vgl. NK 120, 14-
32). In einem nachgelassenen Fragment schließt sich N. an Wagner an, indem
er die italienische Oper der Renaissance als „künstlich“, das (Wagnersche)
„Musikdrama“ dagegen als „naturgemäß“ deklariert: „Die Oper, im künstlichen
Anlehnen an die Vergangenheit erzeugt, hindert die naturgemäße Erzeugung
des Musikdrama’s: weil sie die Kräfte dafür an sich saugt“ (NL 1869/1870, KSA 7,
2[15], 49, 19-21).
124, 12 Ausdrucksweise und Erklärung Schillers] Das anschließende Kurzrefe-
rat faßt wesentliche Begriffsdefinitionen aus Schillers Abhandlung Über naive
und sentimentalische Dichtung zusammen. N. hatte sich schon früher auf diese
Abhandlung Schillers bezogen. Vgl. 37, 5-8.
124, 30-33 Der Bildungsmensch der Renaissance liess sich durch seine opern-
hafte Imitation der griechischen Tragödie zu einem solchen Zusammenklang von
Natur und Ideal, zu einer idyllischen Wirklichkeit zurückgeleiten] In der Rein-
schrift zur Druckvorlage steht: „zurückgeleiten: mitten durch die Greuel und
Erdbeben der Gegenwart führte ihn sein Geleitsmann, wie Virgil den Dante
durch das inferno führte: bis sie zusammen in die idyllische Höhe eines
Menschheitsparadieses anlangten, wo ihnen der weichherzige singende Schä-
fer oder der heroisch gute Held als die Urmenschen entgegentraten. Die Flucht
zu den Anfängen, im weitesten Sinne zur Natur, ist die Mühe des modernen
Menschen: aber diese Natur ist bereits ein idyllisches Phantom, welches die
alexandrinische Phantasie dieses modernen Menschen ausgebreitet hat: genug
daß man an dies Phantom als an eine Wirklichkeit glaubte und sich in diese
Wirklichkeit leidenschaftlich verliebte. Das Charakteristische dieses Glaubens
ist die Vorstellung, daß je näher wir an die Natur herankommen, um so näher
wir auch einer idealisch großen und guten Menschheit —“ (KSA 14, 56).
124, 33-125,1 wie Dante den Virgil benutzte, um bis an die Pforten des Para-
dieses geführt zu werden] In seiner Divina Commedia stellt Dante dar, wie ihn
Vergil - derjenige unter den römischen Dichtern, dem man eine Antizipation
christlicher Vorstellungen zuschrieb - durch das Reich der Verdammten
 
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