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Stellenkommentar GT 21-22, KSA 1, S. 135-138 379

136, 20 „die alte Weise; was weckt sie mich?“] 3. Aufzug, 1. Szene, wo Tristan
mit diesen Worten auf die traurige Melodie des Hirten reagiert.
136, 22f. „öd und leer das Meer.“] 3. Aufzug, 1. Szene, Worte des Hirten, der
nach Isoldens Schiff ausschaut.
136, TI f. „Sehnen! Sehnen! Im Sterben mich zu sehnen, vor Sehnsucht nicht zu
sterben!“] 3. Aufzug, 1. Szene.
136, 32 f. der jauchzende Kurwenal, dem Schiffe, das Isolden trägt, zugewandt.]
3. Aufzug, 1. Szene: Kurwenal, Tristans Freund und Helfer, jauchzt, als er das
Schiff mit Isolde sich nähern sieht.
136, 33-137, 1 So gewaltig auch das Mitleiden in uns hineingreift, in einem
gewissen Sinne rettet uns doch das Mitleiden vor dem Urleiden der Welt] Die
Vorstellung vom „Urleiden der Welt“ entspricht der Grundannahme Schopen-
hauers, derzufolge das Leiden die fundamentale Verfassung des Daseins ist.
Statt aber wie Schopenhauer daraus das „Mitleiden“ als konstitutive Verpflich-
tung der Moral abzuleiten, versteht N. hier das Mitleiden als individuelles
Gefühl, das als solches im Bereich des principium individuationis bleibt und
daher vor dem radikal bedrohenden Innewerden des „Urleidens“ rettet. Zum
Komplex von Urleiden und Mitleiden in GT vgl. 63, 6-11 und den Kommentar
hierzu.
137,16 f. der sympathischen Erregung] Im ursprünglichen Wortsinn: der mitlei-
denden Erregung.
137, TI Bei jener prästabilirten Harmonie] Den Begriff der prästabilierten Har-
monie führte Leibniz (1646-1716) in die Theodizee-Debatte ein (er spricht vom
„Systeme de l’Harmonie preetablie“, in: Essais de Theodicee I, § 58, in: Leibniz,
Die philosophischen Schriften, hg. von C. I. Gerhardt, Berlin 1875-1890, Bd. 6,
S. 135), um damit die von Gott im Vorhinein festgesetzte harmonische Überein-
stimmung von Körper und Seele zu bezeichnen, d. h. ohne den Vorrang des
Körperlichen oder der Seele zuzulassen. N. überträgt diese Vorstellung auf das
Verhältnis von Wort („Drama“, 137, 28) und Musik. Vgl. auch 139, 2-5.
137, 30 Gestalten der Scene] Wie auch sonst meint N., vom griechischen Wort-
sinn her, mit der „Scene“ die Bühne.
138, 5-13 Und während uns so die Musik zwingt, mehr und innerlicher als
sonst zu sehen, und den Vorgang der Scene wie ein zartes Gespinnst vor uns
auszubreiten, ist für unser vergeistigtes, in’s Innere blickendes Auge die Welt der
Bühne eben so unendlich erweitert als von innen heraus erleuchtet. [...] jene
innerliche Erweiterung der schaubaren Bühnenwelt und ihre innere Erleuchtung]
Die gleiche Vorstellung in 139,19-22 und 150,14 f. Vgl. Richard Wagner, Beetho-
 
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