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Ernst Marx :
noch einmal expressis verbis beigebracht wird, daß nur im Ge-
hirn Vorstellung und Wille vor sich gehen. Wille und Vorstel-
lung hatte Pflüger auch im Rückenmark angenommen, und das
ist das Wichtigste, was Schiff ihm bestreitet. Schiff entwickelt
(auf S. 216) in kurzen Sätzen, wie das Selbstbewußtsein des
gesunden Menschen durch die immer rekonstruierbare Vorstellung
des eigenen Körpers ein Ich als Objekt hat in der Abgrenzung
gegen die Außenwelt. Das Lebewesen, das nur auf sein Rücken-
mark angewiesen ist, verliert sein natürlichstes Objekt, sein Selbst-
bewußtsein ist nicht mehr „individuell“. Wörtlich fährt er fort:
„Sein Objekt ist nur noch die Empfindung an und für sich, nicht
ein empfindender Körper, ein Ich, welches sich nicht mehr von
einer Außenwelt abgrenzt“. Vorher (S. 212/13) hieß es: „Die Emp-
findung, das Gefühl, ist immer nur ein vom Subjekt unmittelbar
Wahrgenommenes, . . .“; „Wenn aber selbst in uns die Empfin-
dung unmittelbar nicht genügt, irgendeine Bewegung hervorzurufen,
wenn sie das nur kann, indem sie sich an den Mechanismus der
Nervenzentra wendet, wer bürgt dann dafür, daß dieselbe Er-
regung der Zentra, die in der Regel Empfindung, vielleicht nur
als Nebenprodukt, als Signal miterzeugt, nicht ohne sie zu den-
selben Bewegungen führen kann. . . . Wenn wir aber, wie wir
sehen, wissenschaftlich nicht genötigt werden können, eine Fort-
dauer der Empfindung in enthaupteten Tieren anzunehmen, so steht
andererseits dieser Annahme auch nicht der Schatten eines Be-
weises entgegen“, worauf sich Schiff zu Pflüger’s Annahme
einer wahren Empfindung im Rückenmark bekennt. Aus diesen
Sätzen Schiff’s — ,Empfindung an und für sich als Objekt des
im Rückenmark zurückbleibenden Selbstbewußtseins’, »Empfindung
in uns genügt nicht unmittetbar, Bewegung hervorzurufen’, .Nicht-
beweisbarkeit, daß Empfindung nicht im Rückenmark ist’ —
nahm ich die Berechtigung, bei ihm und anderen Forschern —
es war in erster Linie Prochaska — auf das hinzudeuten, was
dem Seelischen im Körper eine Existenz zuzuweisen, dem Seeli-
schen im Ablauf des Nervösen und des menschlichen Lebens den
Eingriff zu lassen scheint — dies oben „das Objektive“ ge-
nannte soll jedesmal bedeuten die Unterbrechung des vom For-
scher dargestellten Ablaufs und etwas im Wesen Anderes, als
der Ablauf war, und zugleich erkennen lassen sein impliziertes
Vorhandensein oder die erahnte Notwendigkeit seines Daseins.
Das Objektive tritt hervor am Schnittpunkt der kontinuierlichen
Ernst Marx :
noch einmal expressis verbis beigebracht wird, daß nur im Ge-
hirn Vorstellung und Wille vor sich gehen. Wille und Vorstel-
lung hatte Pflüger auch im Rückenmark angenommen, und das
ist das Wichtigste, was Schiff ihm bestreitet. Schiff entwickelt
(auf S. 216) in kurzen Sätzen, wie das Selbstbewußtsein des
gesunden Menschen durch die immer rekonstruierbare Vorstellung
des eigenen Körpers ein Ich als Objekt hat in der Abgrenzung
gegen die Außenwelt. Das Lebewesen, das nur auf sein Rücken-
mark angewiesen ist, verliert sein natürlichstes Objekt, sein Selbst-
bewußtsein ist nicht mehr „individuell“. Wörtlich fährt er fort:
„Sein Objekt ist nur noch die Empfindung an und für sich, nicht
ein empfindender Körper, ein Ich, welches sich nicht mehr von
einer Außenwelt abgrenzt“. Vorher (S. 212/13) hieß es: „Die Emp-
findung, das Gefühl, ist immer nur ein vom Subjekt unmittelbar
Wahrgenommenes, . . .“; „Wenn aber selbst in uns die Empfin-
dung unmittelbar nicht genügt, irgendeine Bewegung hervorzurufen,
wenn sie das nur kann, indem sie sich an den Mechanismus der
Nervenzentra wendet, wer bürgt dann dafür, daß dieselbe Er-
regung der Zentra, die in der Regel Empfindung, vielleicht nur
als Nebenprodukt, als Signal miterzeugt, nicht ohne sie zu den-
selben Bewegungen führen kann. . . . Wenn wir aber, wie wir
sehen, wissenschaftlich nicht genötigt werden können, eine Fort-
dauer der Empfindung in enthaupteten Tieren anzunehmen, so steht
andererseits dieser Annahme auch nicht der Schatten eines Be-
weises entgegen“, worauf sich Schiff zu Pflüger’s Annahme
einer wahren Empfindung im Rückenmark bekennt. Aus diesen
Sätzen Schiff’s — ,Empfindung an und für sich als Objekt des
im Rückenmark zurückbleibenden Selbstbewußtseins’, »Empfindung
in uns genügt nicht unmittetbar, Bewegung hervorzurufen’, .Nicht-
beweisbarkeit, daß Empfindung nicht im Rückenmark ist’ —
nahm ich die Berechtigung, bei ihm und anderen Forschern —
es war in erster Linie Prochaska — auf das hinzudeuten, was
dem Seelischen im Körper eine Existenz zuzuweisen, dem Seeli-
schen im Ablauf des Nervösen und des menschlichen Lebens den
Eingriff zu lassen scheint — dies oben „das Objektive“ ge-
nannte soll jedesmal bedeuten die Unterbrechung des vom For-
scher dargestellten Ablaufs und etwas im Wesen Anderes, als
der Ablauf war, und zugleich erkennen lassen sein impliziertes
Vorhandensein oder die erahnte Notwendigkeit seines Daseins.
Das Objektive tritt hervor am Schnittpunkt der kontinuierlichen