6
W. Soergel : Zur biologischen
in dem erwanderten Gebiet sind die Wintertemperaturen einmal
nicht höher gewesen als die Sommertemperaturen des Gebietes,
das die Kaltformen mit Einsetzen der kälteren Jahreszeit verließen,
zum anderen aber höher und den Sommertemperaturen des ver-
lassenen Gebietes ähnlicher als die Wintertemperaturen des
verlassenen Gebietes, sodaß die Abwanderer durch ihre Abwan-
derung der größeren Jahres-Temperaturschwankung auswichen.
Es ist geradezu ein stenothermes Verhalten, das die Kaltformen
in ihrer winterlichen Abwanderung bezeugen. Penck’s Auffassung
von der großen Eurythermie eiszeitalterlicher Säugetiere und sein
Versuch, diese Auffassung zu begründen, wurzeln letzten Endes
auch in der irrigen Voraussetzung, daß die in diluvialen Faunen
vorliegenden Totengemeinschaften ohne weiteres einstmaligen
Lebensgemeinschaften gleich zu achten seien.
Neben den Grenzzonen zwischen Gebieten klima-verschiedener
Lebensgemeinschaften, neben den jahreszeitlichen Wanderungen,
auf deren Bedeutung vor kurzem schon (Soergel 1939a, 1940a)
hingewiesen wurde, sind bei Beurteilung diluvialer Faunen noch
manche andere, vor allem aber folgende Gesichtspunkte zu beachten:
Zu einer Fauna dürfen nur Fossilreste aus einem Gesteins-
komplex zusammengefaßt werden, der über seine ganze Mächtigkeit
unter gleichen, insbesondere klimatisch gleichen Bedingungen
entstanden ist. Das empfiehlt sich selbst dann, wenn zwei über-
einander liegende verschiedenartige Gesteine, die unter dem
gleichen Klima entstanden sein können, klimatisch gleich charakteri-
sierte Faunenbestände führen. Es ist dabei selbstverständlich, daß
der vertikalen Verbreitung der einzelnen Arten, insbesondere einem
auf den unteren, mittleren oder oberen Teil des Gesteins be-
schränkten Vorkommen volle Beachtung geschenkt und jeder
Schematismus vermieden wird. Es darf nicht vergessen werden,
daß sich das Fossilmaterial einer Ablagerung am Ort der Gesteins-
bildung meist in sehr langen Zeiten gesammelt hat und daß eine
zu bedenkenfreie Zusammenziehung eines solchen Materials zu einer
Fauna im Sinne einer biologischen Gemeinschaft für viele Fragen
von vornherein eine Verschleierung bedeutet.
Eine klimatische Auswertung diluvialer Faunen hat nicht nur
den Bestand sondern auch das Häufigkeitsverhältnis der Arten
zu berücksichtigen. Da selbst die klimatisch geschlossenste diluviale
Fauna nicht einer Lebensgemeinschaft entspricht, sondern eine
Auslese aus Generationen von Lebensgemeinschaften gleichen
W. Soergel : Zur biologischen
in dem erwanderten Gebiet sind die Wintertemperaturen einmal
nicht höher gewesen als die Sommertemperaturen des Gebietes,
das die Kaltformen mit Einsetzen der kälteren Jahreszeit verließen,
zum anderen aber höher und den Sommertemperaturen des ver-
lassenen Gebietes ähnlicher als die Wintertemperaturen des
verlassenen Gebietes, sodaß die Abwanderer durch ihre Abwan-
derung der größeren Jahres-Temperaturschwankung auswichen.
Es ist geradezu ein stenothermes Verhalten, das die Kaltformen
in ihrer winterlichen Abwanderung bezeugen. Penck’s Auffassung
von der großen Eurythermie eiszeitalterlicher Säugetiere und sein
Versuch, diese Auffassung zu begründen, wurzeln letzten Endes
auch in der irrigen Voraussetzung, daß die in diluvialen Faunen
vorliegenden Totengemeinschaften ohne weiteres einstmaligen
Lebensgemeinschaften gleich zu achten seien.
Neben den Grenzzonen zwischen Gebieten klima-verschiedener
Lebensgemeinschaften, neben den jahreszeitlichen Wanderungen,
auf deren Bedeutung vor kurzem schon (Soergel 1939a, 1940a)
hingewiesen wurde, sind bei Beurteilung diluvialer Faunen noch
manche andere, vor allem aber folgende Gesichtspunkte zu beachten:
Zu einer Fauna dürfen nur Fossilreste aus einem Gesteins-
komplex zusammengefaßt werden, der über seine ganze Mächtigkeit
unter gleichen, insbesondere klimatisch gleichen Bedingungen
entstanden ist. Das empfiehlt sich selbst dann, wenn zwei über-
einander liegende verschiedenartige Gesteine, die unter dem
gleichen Klima entstanden sein können, klimatisch gleich charakteri-
sierte Faunenbestände führen. Es ist dabei selbstverständlich, daß
der vertikalen Verbreitung der einzelnen Arten, insbesondere einem
auf den unteren, mittleren oder oberen Teil des Gesteins be-
schränkten Vorkommen volle Beachtung geschenkt und jeder
Schematismus vermieden wird. Es darf nicht vergessen werden,
daß sich das Fossilmaterial einer Ablagerung am Ort der Gesteins-
bildung meist in sehr langen Zeiten gesammelt hat und daß eine
zu bedenkenfreie Zusammenziehung eines solchen Materials zu einer
Fauna im Sinne einer biologischen Gemeinschaft für viele Fragen
von vornherein eine Verschleierung bedeutet.
Eine klimatische Auswertung diluvialer Faunen hat nicht nur
den Bestand sondern auch das Häufigkeitsverhältnis der Arten
zu berücksichtigen. Da selbst die klimatisch geschlossenste diluviale
Fauna nicht einer Lebensgemeinschaft entspricht, sondern eine
Auslese aus Generationen von Lebensgemeinschaften gleichen