Metadaten

Soergel, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 4. Abhandlung): Zur biologischen Beurteilung diluvialer Säugetierfaunen — Heidelberg, 1940

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43797#0028
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
28

W. Soergel: Zur biologischen

Penck’s Faunentabelle; der Unterschied zwischen
glazialen und interglazialen Faunen.
Das Rückgrat der PENCK’schen Faunentabelle bildet eine Zu-
sammenstellung aller Arten, die aus den Travertinen der Gegend
von Weimar bekannt geworden sind. (Rhinoceros merkii ist in
der entsprechenden Rubrik versehentlich nicht aufgeführt, statt
Equus hemionus ist Equus asinus (vergl. Stehlin e Graziosi 1935)
zu setzen.) Von den anderen, in Vergleich gestellten Faunen sind
nur die Arten angegeben, die auch in den Säugetierbeständen
aus den Weimarer Travertinen vorkommen. Diese Art der Fau-
nenvergleichung soll ersichtlich machen, „welche Arten in einem
mitteleuropäischen Laubwaldklima während der letzten Interglazial-
zeit bestehen konnten, mit einem Jahresmittel der Temperatur
von mindestens 9°, und einem Winter, dessen Januartemperatur
sich um 0° bewegte“. Diese Aufgabe kann die Tabelle schon
deshalb nicht erfüllen, weil die Säugetierbestände der einzelnen
Fundorte gar nicht alle in das letzte Interglazial gehören und
weil für eine ganze Anzahl von Arten bzw. Fundhorizonten eine inter-
glaziale Stellung überhaupt nicht besteht. Die im oberen Traver-
tinkomplex von Ehringsdorf und Weimar gefundenen Säugetiere,
die ohne Rücksicht auf die geologische Gliederung dieses Kom-
plexes in der Tabelle zu einer Fauna zusammengezogen sind,
gehören bekanntlich nicht dem gleichen Interglazial an wie die
Säugetiere des unteren Travertin, sondern dem in Mitteldeutsch-
land zeitweise recht gemäßigten Warthe-Weichsel-Interstadial. Die
im oberen Teil der Gondiswiler Profile gefundenen Säugetiere
sind, wie oben gezeigt wurde, nicht interglazial. In einer Rubrik
sind vereinigt Säugetierarten aus Travertinen von Cannstatt und
aus dem Travertinprofil von Untertürkheim, obgleich eine Gleich-
altrigkeit der Fundgesteine und gar ihre Stellung ins letzte Inter-
glazial nicht erwiesen, ja zum Teil ausgeschlossen ist. Auch die
Steppennagerschicht des Untertürkheimer Travertinlagers, die wie
oben dargelegt wurde, sicher nicht interglazial ist, hat beige-
steuert. Von Steinheim sind Arten der Antiquusfauna und der
Primigeniusfauna zusammengestellt, obgleich sie beide nicht in
das letzte Interglazial gehören und die Primigeniusfauna über-
haupt nicht in ein Interglazial gehört.
Aus einer Tabelle, die so zahlreiche Irrtümer vereinigt, können
gültige Ergebnisse nicht abgeleitet werden. Und wenn die Tabelle
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften