Metadaten

Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1912, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 2 — Heidelberg, 1912

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37317#0012
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
12(A. 13)

0. Lehmann :

Es ist ein relativ seltener Fall, daß man ein kleines Kri-
ställchen von flüssig-kristallinischem Ammoniumoleat findet,
welches (auch bei Anwendung von Bogenlicht oder dem Licht
einer Nernstlampe) ^) zwischen gekreuzten Nicols in den Dunkel-
stellungen wirklich vollkommen schwarz bleibt, und, selbst wenn
dies der Fall, kann daraus noch nicht der Schluß gezogen werden,
es besitze ein regelmäßiges Raumgitter, denn es könnte auch
ein halbisotroper (pseudoisotroper) Kristall sein, bei welchem
nur die Hauptachsen der Moleküle parallel laufen, während die
Nebenachsen völlig regellos gerichtet sind. Das Charakteristikum
der tetragonalen Kristalle mit regelmäßigem Raumgitter ist aber
das Vorhandensein von zwei durch die Hauptachse gehenden
zueinander senkrechten Symmetrieebenen, meist dadurch zum
Ausdruck kommend, daß der Querschnitt der Kristalle senkrecht
zur Hauptachse ein Quadrat ist. Nun läßt sich ein abgerundetes
Quadrat kaum von einem Kreis unterscheiden. Nichtsdesto-
weniger kann die oktaedrische Form der kleinen Ammonium-
oleatkriställchen sehr deutlich daran erkannt werden, daß sie in
der Mitte einen Kranz von vier im Quadrat stehenden „Perlen"
(so genannt von G. FmEDEL) aufweisen ^ welche augenschein-
lich die skelettartig hervortretenden Enden der Nebenachsen des
Kristalls sind. Die Regelmäßigkeit, mit welcher jeder neu auf-
tretende Kristall in der Mitte mit diesen Perlen besetzt ist, schließt
aus, daß es sich um beliebige zufällige Störungen von Form
und Struktur handelt, auch löschen zwischen gekreuzten Nicols
aufrechtstehende, genügend kleine Kriställchen fast vollkommen
aus, was beweist, daß das Raumgitter in den Perlen im wesent-
lichen dasselbe ist wie in dem Hauptkristall.

IV. Die inhomogenen flüssigen Kristalle.
Wie bemerkt, löschen die meisten flüssigen Kristalle des
Ammoniumoleats zwischen gekreuzten Nicols nur an einzelnen
Stellen aus; andere bleiben mehr oder minder heil und werden
23) Sehr zweckmäßig als Beleuchtungslampe ist die von der Firma
C. ZEiss in Jena zu beziehende Nernstlampe mit Beleuchtungslinse, welche
ein vergrößertes Bild des leuchtenden Stäbchens in der Ebene des Objekt-
lisches erzeugt, und dieses durch eine vorgeschaltete Irisblende passend ab-
blendet.
26) Siehe Teil I dieser Untersuchungen, Taf. II, Fig. 4, 6.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften