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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1912, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 2 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37317#0019
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Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle. 11.

(A. 13)19

dem Uhrzeiger. Sehr vorteilhaft ist, daß die Umrisse der Kri-
stalle deutlich auch im natürlichen Licht erkannt werden
können. Der Querschnitt erweist sich bei den am vollkommensten
ausgebildeten achteckig (Fig. 23). Scheinbar besteht die Ver-
dickung in der Mitte aus acht Sektoren (Fig. 24) oder acht
Perlen (Fig. 25). Genauere Beobachtung lehrt aber, daß die
radialen Trennungslinien abwechselnd oben und unten liegen,
so daß bei derselben Tubusstellung die einen scharf, die andern
verwaschen oder doppelt erscheinen (Fig. 26). Zwischen ge-
kreuzten Nicols beobachtet man schwarze Kreuze uud Streifen
wie bei Fig. 27 und 28. Bei sehr großen halbisotropen Kri-
stallen (Fig. 29 u. 30) wird die radialfasrige Struktur der Perlen
besonders deutlich. Ebenso wie bei Ammoniumoleat ver-
schwinden die Perlen zuweilen plötzlich, so daß die ganze Kreis-
scheibe dunkel wirddQ
Öfters sieht man auch nur zwei Perlen plötzlich verschwinden,
wodurch die Scheiben, da die übriggebliebenen Perlen sich sym-
metrisch anordnen, nunmehr als regelmäßige Sechsecke (Fig. 3t
u. 32) erscheinen (wie bei Ammoniumoleat), doch erkennt man
leicht an der Beschaffenheit der Trennungslinien, daß es sich
nur um eine Anomalie handelt, die wirkliche Symmetrie der
Kristalle also dem tetragonalen System entspricht. Auch mehr
als 8, z. B. 10 oder 12 Perlen, beobachtet man öfters.
Betrachtet man die Kristalle im natürlichen Licht quer zur
Hauptachse, so wird klar, daß die Perlen nicht dieselbe ein-
fache Struktur haben wie bei Ammoniumoleat. Dieselben sind
nämlich durch Bogenstücke paarweise miteinander verbunden,
und zwar abwechselnd oben und unten, so daß man sowohl oben
wie unten nur je vier dieser Bogenslücke sieht, welche mit den
Perlen zusammen einen wellenförmigen, den Kristall umgebenden
Ring bilden36) (wie man aus Fig. 33 und den Photographien
Fig. 34 u. 35 erkennt). Die Einbuchtungen dieses Ringes sind

35) In konvergentem Licht, z. B. bei Verwendung von Objektiv D Zeiß
bei Einsetzung eines zweiten solchen Objektivs unter den Objekttisch als
Kondensor, erscheinen die Scheiben statt schwarz, grau auf schwarzem
Grund, und bei sehr intensiver Beleuchtung mit Bogenlicht geradezu weiß,
auch bei anderer Stellung des Analysators. Im parallelen Licht fehlt natür-
lich diese Erscheinung.
36) Vgl. auch G. FniEDEL U. F. GRANDJEAN, BMH. SOC. 7MM., 33, Nr. 8,
Fig. 29, 1910, u. 0. LEHMANN, & PAys., 35, 211, Fig. 21, 1911.

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