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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1912, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 2 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37317#0020
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20 (A. 13)

0. Lehmann :

die Stellen, von welchen aus die Molekülreihen ausstrahlen, so
daß sie zwischen gekreuzten Nicols drei Arme eines schwarzen
Kreuzes (wie hei Fig. 15) aussenden müßten. Tatsächlich sind
die Erscheinungen (ähnlich wie auch hei Ammoniumoleat) wohl
wegen der sehr verschiedenartigen Orientierung der in der Bahn
der Lichtstrahlen aufeinanderfolgenden Moleküle wesentlich kom-
plizierter. Man sieht nämlich gerade umgekehrt von der Mitte
des Bogenstücks, also von der der Einbuchtung gegenüber-
liegenden Stelle, eine Art von dreiarmigem Kreuz ausgehen, wie
Fig. 34. zeigt, welches sich an der Einbuchtung verliert. Die
kolbenartigen Yorragungen in der Richtung der Hauptachse zeigen
drei schwarze Streifen wie bei Ammoniumoleat, wenn die Haupt-
achse einer der Nicoldiagonalen parallel ist. In der um 45°
verdrehten Lage verschwinden alle diese schwarzen Streifen, der
Kristall erscheint hell, mit Ausnahme von schwarzen Säumen
an den Rändern, wie Fig. 35 zeigt. Dreht man den Kristall etwas
um seine Achse, so werden die Erscheinungen unsymmetrisch,
z. B. falls die Hauptachse einer der Nicoldiagonalen parallel
ist, wie Fig. 36; doch kommen auch Verteilungen von hell und
dunkel vor, wie hei Fig. 8 bei Ammoniumoleat.
Solche dürften bedingt sein durch das Verschwinden der
Perlen, wodurch der Kristall völlig pseudoisotrope oder halb-
isotrope Struktur erhält, wofern nicht doppeltkonische Störungen
auftreten. Letztere zeigen sich in der Tat häufig in gleicher
Weise wie bei Ammoniumoleat. Beispielsweise zeigt Fig. 37
einen Kristall mit symmetrischer Störung, falls die Hauptachse
der einen Nicoldiagonale parallel ist, Fig. 38 denselben Kristall
in um 45° gedrehter Lage. Die Fig. 39 und 40 zeigen dasselbe
für einen unsymmetrisch gestalteten Kristall. Häufig beobachtet
man solche Störungen am einen Ende langer, dicker Kristalle.
Bei viel Wasserzusatz werden die Kristalle durch Wirkung der
Oberflächenspannung kugelig, und falls die doppellkonische Slö-
rung symmetrisch liegt (wozu Fig. 43 u. 44 Übergänge zeigen),
so gleichen sie fast Sphärokristallen (Photographie Fig. 45), doch
erscheinen in der in Fig. 43 gezeichneten Lage die Kreuzarme
naturgemäß nicht gleichzeitig scharf und nicht in gleicher Weise
fächerartig verbreitert wie hei Sphärokristallen.
Auch halbe konische Störungen an der Oberfläche können
wie in andern Fällen auftreten, wenigstens beobachtet man bei
sonst gleichmäßig auslöschenden Kristallen zuweilen einseitige
 
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