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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1915, 8. Abhandlung): Über die absolute elektrooptische Verzögerung und Beschleunigung bei der elektrischen Doppelbrechung [1] — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34707#0010
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10 (A-8)

F. Himstedt:

der Hand, die Aufladung der Platte Pi der KERR-Zelle langsamer
oder schneller zu bewirken und durch die Funkenstrecke am Mi-
krometer F wurde die gewünschte Potentialdifferenz eingestellt.
Die Kugeln des Funkenmikrometers hatten 2 cm Durchmesser und
waren so aufgestellt, daß keine Störung durch benachbarte Leiter
zu fürchten war. Die Voltzahl wurde dann aus der Tabelle im
Kohlrausch entnommen.
Wurde nun bei einer solchen KERRsehen Zelle, nachdem Tem-
peraturgleichgewicht eingetreten war und die Streifen vollkommen
scharf und ruhig waren, die Elektrisiermaschine in Tätigkeit ge-
setzt, so setzte sofort eine starke Bewegung der Interferenzstreifen
ein und dieselben waren meist nach wenigen Sekunden verschwun-
den; die Streifen erschienen zwar nach einiger Zeit wieder, wogten
dann aber fast fortgesetzt, mehr oder weniger stark, hin und her
und zwar nicht nur der Teil, welcher im elektrischen Felde war,
sondern auch der außerhalb des Feldes liegende Teil, so daß es
ganz unmöglich war, Messungen zu machen. Dabei gelang es oft
nicht, trotz reichlich von der Maschine gelieferter Elektrizitäts-
menge, eine größere Potentialdifferenz zu erhalten. War z. B.
die Maschine so eingestellt, daß ohne Zelle am Funkenmikrometer
10—12 mm lange Funken übergingen, so sank die Schlagweite
auf 5, ja 3 mm. Legte man plötzlich eine höhere Spannung an,
wie es KERR getan hat, so konnte man zwar, wenn das Licht senk-
recht zu den Kraftlinien polarisiert war, einen plötzlichen Sprung
der oberen Streifen gegen die unteren sehen, aber die Streifen ver-
schwanden dann so schnell, daß eine genauere quantitative Be-
obachtung nicht möglich war. War das Licht parallel zu den Kraft-
linien polarisiert, so konnte ich den Sprung nicht sehen und aus
diesen Beobachtungen würde ich auch den Schluß haben ziehen
müssen, den KERR gezogen hat, daß nämlich nur bei dem senk-
recht zu den Kraftlinien polarisierten Lichte, nicht aber bei den
parallel dazu polarisierten Strahlen eine Wirkung vorhanden sei.
Untersuchte man eine Zelle, mit der solche Versuche ausgeführt
waren, in der Weise, daß man durch zweckmäßige Beleuchtung
in dem ganzen schmalen Kanäle zwischen den Platten entlang
sehen konnte, so ließ sich zweierlei feststellen: Auf den Platten
saßen meist minimale Gasbläschen, die beim Anlegen des elek-
trischen Feldes unausgesetzt hin- und herwanderten und ferner
zeigten sich eine mehr oder weniger große Zahl von äußerst feinen
stäbchenartigen Teilchen, die ebenfalls hin- und herflogen, z. T.
 
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