Metadaten

Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 23. Abhandlung): Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen — Heidelberg, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37466#0049
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen.

49

2. Die Beziehungen der Teile eines Baumes, die soge-
nannten Korrelationen.
Eine der wichtigsten Tatsachen, auf die ScniMPER seine An-
sicht von dem notwendigen inneren Rhythmus begründete, war
das merkwürdige Verhalten mancher Tropenbäume, an einzelnen
Zweigen zu ruhen, während andere neu austrieben. Wenn der
ganze Baum auch keine Ruhe hatte, so sollte jeder einzelne
Zweig nicht beständig fortwachsen können, sondern er mußte
auch bei möglichst günstigen Wachstumsbedingungen rnhen. Mir
ist immer dieser Beweis sehr wenig überzeugend erschienen,
meine Untersuchungen in den Tropen bestärkten mich darin. Es
handelt sich um ein sehr interessantes Problem, das aber durch
diese Annahme eines inneren Rhythmus nur verdeckt und in
keiner Weise geklärt wird.
Es ist doch sehr auffällig, daß Sträncher von AGdiacMS,
Acah/pAu, DwaTAa, Aa^cAe^a u. a., die alle in dem Klima von
Buitenzorg sehr günstige Bedingungen treffen, sich nicht anders
verhalten als Sträncher bei uns im Sommer. Sie treiben mehr
oder weniger an allen Zweigen. Allerdings beobachtet man bei
uns wie in den Tropen, daß einzelne Zweige Zurückbleiben, wenig
wachsen, sogar absterben, während andere gleichzeitig im leb-
haftesten Treiben begriffen sind — das sind kleine individuelle
Differenzen, die ohne weiteres verständlich sind. Wirklich auf-
fallende Unterschiede in dem Verhalten der Zweige eines Baumes
treten uns zunächst bei allen jenen Baumarten entgegen, die
aus temperierten Zonen nach Buitenzorg oder Tjibodas versetzt
worden sind (vgl. S. 20). In oft noch höherem Grade beobachten
wir die gleiche Erscheinung an Bäumen, die zwar aus einem
warmen, aber periodisch trocknen Klima stammen. Hierhin ge-
hören gerade die von ScniMPER (1898, S. 278) u. a. beschriebenen
Cäsalpiniaceen Amerikas. Da nun alle solche Pflanzen, sei es
aus Europa, Japan, China, Nord- und Südamerika, in Buitenzorg
das gleiche Verhalten aufweisen, das sie in ihrer Heimat nicht
zeigen, so müssen doch eben die Bedingungen des gleichmäßigen
Klimas den Grund für das Benehmen abgeben.
Den überzeugendsten Beweis für die Richtigkeit dieses
Schlusses liefern die Bäume, die aus Java selbst stammen.
Einer der bekanntesten Bäume, Technaa der große Wälder
in Ost- und Mitteljava bildet, ist mehrere Monate, zur Zeit des


4
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften